Nach tödlichem Streit in Köthen Nach tödlichem Streit in Köthen: Blumen und Kerzen für Markus B. - Nacht verläuft ruhig
Köthen - Nach einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Afghanen in Köthen (Kreis Anhalt-Bitterfeld) haben Politiker aller Parteien zur Besonnenheit aufgerufen.
Zwei Afghanen sitzen in Untersuchungshaft wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Unter anderem Rechtsextremisten aus ganz Mitteldeutschland hatten unter dem Motto „Köthen ist das nächste Chemnitz“ für einen Trauermarsch am Sonntagabend mobilisiert. Daran nahmen nach Polizeiangaben 2.500 Menschen teil. Angesichts der Erfahrungen von Chemnitz hatte sich die Polizei auf Proteste eingestellt und Verstärkung unter anderem aus Niedersachsen und Berlin erhalten.
Der Marsch bewegte sich meist still durch die Stadt, am Tatort wurden Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet. Es waren viele junge Leute dabei, auch mit Kindern. Nach Abschluss des Marsches wurde die Stimmung allerdings aggressiv. Redner schimpften gegen die „Volksverräter in Berlin“. Es gab „Widerstand“-Rufe, Drohungen gegen Medienvertreter und ein Redner rief der Menge zu: „Es ist Rassenkrieg.“
Nach den Demonstrationen und Kundgebungen am Sonntagabend in Köthen ist die Nacht zum Montag aus Sicht der Polizei ruhig verlaufen. Mit dem Ende der Veranstaltungen habe es keine Vorfälle gegeben, teilte die Polizei in Dessau am Montagmorgen mit. Größere Zwischenfälle gab es demnach nicht.
Tödlicher Streit in Köthen: 22-Jähriger soll an einer Vorerkrankung gelitten haben
Nach derzeitigem Kenntnisstand war es in der Nacht zum Sonntag zwischen zwei Deutschen und zwei Afghanen zu einer Auseinandersetzung gekommen. Dabei starb ein 22-jähriger Deutscher. Markus B. starb aber nicht an direkter Gewalt. Die Obduktion am Sonntagnachmittag ergab akutes Herzversagen als Todesursache. Der 22-jährige B. soll nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung an einer Vorerkrankung gelitten haben.
Vor der Auseinandersetzung zwischen den Deutschen und den Afghanen hatte es einen Streit zwischen den Afghanen und einer Deutschen darüber gegeben, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes sei. Wie und warum die beiden deutschen Männer dazu kamen, ist noch nicht geklärt.
Tödlicher Streit in Köthen: Einer der beiden beteiligten Afghanen hätte bereits abgeschoben werden sollen
Einer der beiden beteiligten Afghanen hätte bereits abgeschoben werden sollen. Das hatten aber nach MZ-Informationen bisher Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dessau wegen gefährlicher Körperverletzung verhindert. Am Donnerstag soll die Staatsanwaltschaft dann grünes Licht für die Abschiebung gegeben - der Bescheid aber noch nicht die Ausländerbehörde erreicht haben.
Politiker aller Parteien zeigten sich betroffen über den Tod des 22-Jährigen. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) versicherte, dass der „schreckliche Vorfall“ von Polizei und Staatsanwaltschaft „mit größtem Nachdruck aufgeklärt wird“. Den Angehörigen des Toten gelte sein volles Mitgefühl. „Im Namen der Landesregierung spreche ich ihnen unser tief empfundenes Beileid aus.“ Die Politik solle diesen traurigen Anlass nicht instrumentalisieren, so Haseloff. Bei aller Emotionalität sei jeder Versuch zurückzuweisen, aus Köthen „ein zweites Chemnitz machen zu wollen“.
„Der tragische Tod des jungen Mannes geht mir sehr nahe und ich bedauere das Geschehene zutiefst. Mein aufrichtig empfundenes Mitleid gilt den Hinterbliebenen“, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Er bat die Bevölkerung um Besonnenheit. Ähnlich äußerten sich Politiker von SPD, Linken, Grünen sowie der Köthener AfD-Abgeordnete Hannes Loth. AfD-Landeschef Martin Reichardt kündigte an, seine Partei werde für Aufklärung sorgen. „Relativieren und Unter-den-Teppich-Kehren“ werde es nicht geben. (mz)