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Nach monatelangen Verhandlungen Nach monatelangen Verhandlungen: Didier-Werk in Aken schließt Anfang März

Von Sylke Hermann 27.01.2018, 08:00
Der Eingang zum Di­dier-​Werk in Aken
Der Eingang zum Di­dier-​Werk in Aken Heiko Rebsch

Aken - Das Akener Didier-Werk macht zu. Am Freitagvormittag überbringt Uwe Brandt, der Vorsitzende des Betriebsrates, seinen Kolleginnen und Kollegen im Akener Fährhaus die traurige Botschaft. Zum 1. März 2018 schließt der Betrieb, in dem schon zu DDR-Zeiten feuerfeste Steine für die Stahlindustrie produziert wurden.

Doch der 56-Jährige hat für die Belegschaft auch gute Nachrichten. Schließlich seien die Verhandlungen zum Sozialplan und Interessenausgleich „sehr gut gelaufen“. Man habe in den Gesprächen mit dem in Wien ansässigen RHI-Konzern „das Bestmögliche herausgeholt“, äußert Brandt gegenüber der MZ.

Ein Ergebnis der Verhandlungen - neben Abfindungs- und Altersteilzeitregelungen: Es wird eine Transfergesellschaft gegründet. „Ich gehe davon aus, dass mindestens 90, wenn nicht 95 Prozent der Leute dort eintreten.“ Die Transfergesellschaft wird von der Agentur für Arbeit unterstützt; die Arbeitnehmer sollen damit auf neue Aufgaben in der Arbeitswelt vorbereitet und qualifiziert werden.

Seit Mai 2017 steht das Didier-Werk in Aken still

Die Konzernzentrale erklärt auf Nachfrage der MZ: „Das Unternehmen hat sich bereit erklärt, so viele Mitarbeiter wie möglich und gewünscht an anderen Standorten von RHI Magnesita weiter zu beschäftigten.“ Eine Liste der Vakanzen werde dazu bereits ausgearbeitet.

Er, Brandt, hätte sich gewünscht, seinen Leuten die Werksschließung ersparen zu können. Und doch glaubt er, dass sie mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden gewesen sind. So sei beispielsweise der Sozialplan mit einer Summe ausgestattet worden, „die hätte man nicht erwartet“, deutet er an, ohne Zahlen zu nennen. Dennoch: „Ein Erfolg wäre es gewesen, wenn wir weiter produziert hätten.“ Seit Mai 2017 steht das Werk still.

Die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch weiter geht, dass sich RHI doch noch entscheidet die Produktionsstätte zu verkaufen, hat der langjährige Mitarbeiter der Fertigungslinie bei Didier nicht aufgegeben. Und er sieht in diesem Prozess weiterhin die Politik in der Pflicht. Die dürfe nicht zulassen, „dass hier einfach ein Zaun um das Betriebsgelände gezogen wird und die nächste Industrieruine entsteht“.

CDU-Landtagsabgeordnete Dietmar Krause: „Wir werden dran bleiben“

Der CDU-Landtagsabgeordnete Dietmar Krause, der am Freitag in Magdeburg gewesen ist, versichert in einer Pause der Landtagssitzung am Telefon, „wir werden dran bleiben“. Offiziell weiß er von dem endgültigen Aus bei Didier noch nichts, aber „es war ja irgendwo zu befürchten“.

Es täte ihm für die Beschäftigten leid, von denen er viele kenne. Und er sei enttäuscht, dass der Konzern sich in den Verhandlungen wenig gesprächsbereit zeigte.

Auch Akens Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn (parteilos) ist am Nachmittag beim Anruf der MZ im Rathaus ahnungslos, was die Schließung eines der alteingesessenen Betriebe in seiner Stadt angeht. Dazu sagen wollte er in dem Augenblick nichts. (mz)