Die Telefone klingeln heiß Mögliche Einführung der Gelben Tonne in Anhalt-Bitterfeld sorgt für viele Nachfragen
Die Mitarbeiter des Umweltamtes müssen zur möglichen Einführung der Gelben Tonne in den Altkreisen Köthen und Bitterfeld viele Fragen beantworten.
Köthen - Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld will die am Ende des Jahres anstehenden Gespräche mit den Dualen Systemen Deutschlands dieses Mal langfristiger als in der Vergangenheit vorbereiten. Dafür sind die Grundstückseigentümer in den Altkreisen Köthen und Bitterfeld wie schon vor zwei Jahren aufgefordert, ihre Meinung zu sagen, ob sie weiterhin den Gelben Sack behalten wollen oder lieber einen Wechsel zur Gelben Tonne bevorzugen.
Bis zum 30. April läuft die Befragung. Doch die Telefone im Umweltamt des Landkreises stehen nicht still. Die Bürger haben Fragen über Fragen. Einige davon beantwortet die MZ in Zusammenarbeit mit dem Amt.
Was kostet den Bürger die Umstellung vom Gelben Sack auf die Gelbe Tonne?
Die Umstellung ist für den Bürger kostenneutral. Die Gestellung von Behältern als auch die Beschaffung der Gelben Säcke sind Bestandteil der Leistungsbeschreibung für die ausgeschriebene Entsorgungsleistung Leichtverpackungen. Die Beschaffung und Gestellung obliegt also dem Unternehmen, welches am Ende den Zuschlag zur Entsorgung erhält.
Muss sich ein Grundstückseigentümer für die Tonne entscheiden oder kann er auch den Sack behalten?
Geplant ist die Etablierung eines Mischsystems. Das heißt, wer die Entsorgung mit dem Gelben Sack behalten möchte, der kann auf dem Fragebogen „Nein“ ankreuzen und es ändert sich an der Entsorgungsform gar nichts. Was sich aber bei der Sackentsorgung ändern kann, ist ab dem Jahr 2023 der Entsorgungsrhythmus.
Dieser Punkt ist Bestandteil der Verhandlungen mit dem Vertreter der Dualen Systeme, die voraussichtlich im Herbst/Winter 2021 beginnen. Der entsprechende Verhandlungsrahmen - insbesondere hinsichtlich des Entsorgungsrhythmus - soll im Kreistag am 4. November 2021 beschlossen werden. Ziel der Verwaltung ist es, weiterhin beim 14-tägigen Rhythmus zu bleiben, aber sie kann das nicht zusichern.
Ich wohne im Bereich Muldestausee und entsorge bereits über die Gelbe Tonne. Muss ich das Formblatt trotzdem ausfüllen und zurücksenden?
Ja, da in diesem Bereich derzeit nur ein Modellprojekt mit der Tonne läuft und es durchaus sein kann, dass jemand nicht zufrieden ist und zur Sackentsorgung zurück wechseln möchte. Bitte auf dem Formblatt handschriftlich vermerken: „Tonne bereits vorhanden.“
Warum ist das Rückantwortkuvert nicht frankiert?
Da der Landkreis verschiedene Möglichkeiten zur Rückgabe der Fragebögen anbietet, per Mail, per Fax oder per Post, wurde aus Kostengründen von einer Frankierung abgesehen. Die Poststelle des Landkreises ist jedoch informiert worden, auch unfrankierte Rückantworten anzunehmen.
Ich habe weder Fax noch E-Mail und 0,80 Euro für die Rückantwort sind mir zu teuer. Was nun?
Eventuell ist ein Zusammenschluss mit dem Nachbarn möglich, um Porto zu sparen. Gegebenenfalls kann bei der Post oder ähnlichen Einrichtungen ein Fax abgesendet werden. Möglicherweise können Kinder oder Verwandte mit unterstützen.
Weiterhin wurde mit der Anhalt-Bitterfelder Kreiswerke GmbH abgestimmt, dass die Briefe den Fahrern der Entsorgungsfahrzeuge übergeben werden können. Die Briefe werden dann von der Kreiswerke GmbH an den Landkreis weitergeleitet.
Warum reicht der Anruf als Willensbekundung nicht aus? Und warum muss das Formblatt unterschrieben werden?
Weil es den Nachweis erbringt, dass der Grundstückseigentümer Kenntnis vom Schreiben hat und ihm die Entscheidungsfindung oblag.
Wer reinigt denn die verschmutzte Tonne?
Die Reinigung der Tonne ist wie bei allen anderen Abfalltonnen Aufgabe des Nutzers.
Besteht nach einem Umstieg auf die Tonnen nicht die Gefahr, dass zu viele andere Müllsorten damit entsorgt werden?
Dort, wo Tonnen aufgestellt werden, steigen die Fehleinwürfe. Das ist überall so. Sortiert wird prinzipiell in großen Recyclinganlagen. Diese haben das antransportierte Material auch schon einmal abgelehnt. Aber im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist das zum Glück noch nicht vorgekommen.
Was ist, wenn bei einem verlängerten Abfuhrrhythmus das Behältervolumen nicht ausreicht?
Die jeweilige Größe oder die Anzahl der Gelben Tonnen richtet sich grundsätzlich nach der Größe des Personenhaushaltes. So wird im Regelfall bis zu vier Personen eine 240-Liter-Tonne zur Verfügung gestellt. Bei begründetem Mehrbedarf kann jedoch davon abgewichen werden. Für über vier Personen werden dann im Bedarfsfall zwei 240-Liter-Tonnen bereitgestellt.
Ist der im Schreiben erwähnte Abfuhrrhythmus von vier Wochen fest?
Nein. Aus der Vergangenheit kennen wir allerdings die Forderung der Dualen Systeme, bei einer Umstellung auf Gelbe Tonne den Entsorgungsrhythmus zu verlängern, um die Anschaffungskosten für die Tonnen gegenzufinanzieren. Deshalb der Hinweis bereits im Anschreiben zum Fragebogen. Bei den letzten Verhandlungen konnte eine Einigung auf dreiwöchentlich gefunden werden.
Der Kreistag stimmte dem jedoch letztlich nicht zu, er wollte bei 14-tägiger Entsorgung bleiben. Das Ziel des Landkreises ist es, trotz der Etablierung eines Mischsystems einen 14-tägigen Rhythmus auszuhandeln. Ein Versprechen können wir jedoch nicht geben.
Kann ich bei der Wahl einer Gelben Tonne zusätzlich Gelbe Säcke bereitstellen, falls das Volumen nicht ausreicht?
Nein. Grundsätzlich entweder Gelbe Tonne oder Gelber Sack. Übergangsweise können alte Bestände an Gelben Säcken aufgebraucht und im Bedarfsfall mit bereitgestellt werden. Allerdings kann der Kreis keine Zusicherung machen, dass diese auch vom zuständigen Entsorgungsunternehmen mitgenommen werden.
Was bedeutet der letzte Satz im Anschreiben mit Anspruch auf Ausschließlichkeit?
Das bedeutet, dass erst nach den Verhandlungen mit den Dualen Systemen feststeht, ob am 1. Januar 2023 die gewünschte Gelbe Tonne zur Verfügung gestellt werden kann. Auch kann derzeit nicht zugesichert werden, dass bei jetziger Entscheidung für den Gelben Sack auf längere Sicht - über 2025 hinaus - weiterhin die Möglichkeit der Sackentsorgung oder ein Mischsystem aufrecht erhalten werden kann. (mz/Karl Ebert)