Modern statt antiquiert Modern statt antiquiert: Wie eine Berlinerin Chöre für die Reformation begeistern will

Köthen - Bevor gesungen wird, muss erst einmal umgeräumt werden in der Aula des Ludwigsgymnasiums in Köthen. Die Stühle müssen weg, alle Sänger sollen in einem Kreis stehen. Dann kann es losgehen - allerdings immer noch nicht mit dem Singen.
Zunächst macht Sarah Kaiser mit den Chormitgliedern verschiedene Lockerungsübungen für Muskeln und Stimmbänder. Die Jazz- und Soulsängerin ist extra aus Berlin angereist, um mit den Köthenern vier Lieder für ein anstehendes Konzert einzuüben. Und das wird natürlich professionell angegangen.
Reformation - aber nicht „alt und antiquiert"
Anlass für das gemeinsame Projekt der Chöre des Ludwigsgymnasiums, der Freien Schule Anhalt, des Jugendchors der St. Jakobsgemeinde und Sarah Kaiser ist deren neuste CD, die im vergangenen Jahr erschienen ist. „Freiheit“ heißt sie und widmet sich dem Thema Reformation. „Das Projekt ist eine Möglichkeit, das Interesse für die Reformation zu wecken“, so Pfarrer Horst Leischner von der Jakobsgemeinde, der die Zusammenarbeit initiiert hat.
Durch das Projekt könne man zeigen, dass die Reformation - obwohl sie bereits 500 Jahre zurückliegt - nicht so „alt und antiquiert“ sei, wie manche vielleicht zuerst denken. Insbesondere sollen so auch Menschen angesprochen werden, die keiner Konfession angehören und sich bislang nicht oder nur wenig mit dem Reformationsjubiläum beschäftigt haben.
Kaiser will Bedeutung der Reformation zeigen
Auch Sarah Kaiser ist davon überzeugt, dass man Menschen egal welchen Alters für das Thema begeistern kann. „Ich glaube, das hängt viel damit zusammen, wie man es vermittelt“, sagt sie. Man müsse den Leuten zeigen, wie sehr die Reformation unsere Sprache und Kultur geprägt habe und dass wir ohne die Reformation nicht da wären, wo wir heute sind. „Das versuche ich natürlich auch durch meine Lieder“, so die Sängerin.
Die Songs, die Sarah Kaiser mit den drei Chören aus Köthen einstudiert hat, beschreibt sie als „modernden Gospel“ und definitiv anders als das, was viele von dem Musical-Film „Sister Act“ noch im Kopf haben. „Die Stücke haben einige Jazz-Elemente und sind musikalisch sehr vielfältig“, so die Diplom-Gesangssolistin, die bereits jahrelange Erfahrung in der Arbeit mit Sängern hat.
So unterrichtet sie unter anderem Studenten an der Universität der Künste in Berlin und gibt Workshops für Chöre. „Ich liebe es, mit Chören zu arbeiten und Menschen zum Singen zu bringen“, sagt sie. Nebenbei tritt sie mit ihrer Band - einem Pianisten, einem Bassisten, einem Schlagzeuger und einem Saxofonisten - deutschlandweit auf.
Keine Spur von Lampenfieber
Nervosität kennt sie vor ihren Konzerten nicht. „Lampenfieber hatte ich eigentlich noch nie bei Auftritten“, erzählt Kaiser. „Es ist eher eine positive Anspannung, gerade wenn viele Faktoren unbekannt sind. So wie jetzt, wenn ein Chor dabei ist.“ Das Konzert von Sarah Kaiser und den drei Chören soll in Köthen am 28. April stattfinden.
Grund zur Gelassenheit vor diesem Auftritt bietet allerdings der Verlauf der Probe - zumindest nach Ansicht von Horst Leischner, der damit mehr als zufrieden ist: „Es ist sehr gut gelaufen, alle waren ganz euphorisch“, berichtet er. Vor allem die Teilnehmerzahl habe ihn gefreut. Gerechnet hatte er mit 35, am Ende kamen rund 50 Sänger zusammen. „Es sind sogar welche gekommen, die eigentlich gar nicht mehr zur Schule gehen, aber früher in einem der Chöre gesungen haben“, berichtet der Pfarrer begeistert.
Dabeisein ist das Wichtigste
Am Tag des großen Konzerts soll es noch einmal eine Generalprobe mit allen drei Chören geben. Bis dahin üben diese einzeln mit ihren Chorleitern. Was den Auftritt angeht, ist Horst Leischner zuversichtlich. „Und selbst wenn mal ein Ton falsch ist, das Wichtigste ist das Dabeisein und die Ausstrahlung.“
Das Konzert mit Sarah Kaiser, ihrer Band und den drei Chören findet am 28. April um 19.30 Uhr in der St. Jakobskirche in Köthen statt. (mz)
