Modellschiffbau Modellschiffbau: Michelner Rentner präsentiert "Händel II"

micheln/halle/MZ - Der Winter, der sich noch immer dagegen stemmt, vom Frühling abgelöst zu werden, hat sich zumindest bei Karlheinz Gremplinski im positiven Sinne ausgewirkt. Wenn der Modellschiffbauer schon draußen im Garten nichts tun kann, dann aber drinnen in der heimischen „Werft“ in Micheln.
„Durch die langen und tristen Wintertage bin ich mit der Arbeit für das schöne Salonschiff ,Händel II’ gut vorangekommen“, sagt Gremplinski. Nun ist das Werk vollendet und konnte bereits an den Auftraggeber, den Reeder Rüdiger Ruwolt aus Halle, übergeben werden. „Das ist der Hammer“, so der Eigner des „Mutterschiffs“, „so detailgetreu: vom beleuchteten Salon mit Blumen auf den Tischen über die Bar mit dem Steuerrad als Wandschmuck bis zu den Rettungsringen - einfach Wahnsinn.“
Dass er nun im Besitz dieses Schmuckstückes ist, hat er der Bastelleidenschaft des Michelner Rentners zu verdanken. Der gelernte Bau- und Möbeltischler mag im Ruhestand nicht ruhen, hat Schiffe-Bauen zu seinem Hobby gemacht und nutzt dafür vor allem die kalte Jahreszeit.
Die Reederei Arona kann nun stolz das von Karlheinz Gremplinski gefertigte, einen Meter lange und 18 Zentimeter breite Holzschiff „Händel II“ auf Messen und Ausstellungen präsentieren. „Das ist super“, sagt Chef Rüdiger Ruwolt, denn: „Da können sich doch Interessenten für Ausflüge gleich ein viel besseres Bild machen.“
Weitere Informationen im Internet unter arona-maritim.jimdo.com
Etwa 380 Stunden Arbeit hat Gremplinski den Winter über in die „Händel II“ im Massstab 1:30 investiert - so zwischen zwei und vier Stunden pro Tag. Einen Bausatz dafür gab es nicht, es ist ein Unikat, das von der handwerklichen Perfektion seines Erbauers kündet. Verwendet wurden Balsa-Holz und Sperrhölzer, dazu dann zur Ausstattung Materialien aus dem Modelleisenbahnbereich und aus Bastelläden, aber auch Sachen aus dem Haushalt: 240 Eislöffel zum Beispiel, die gekürzt, geschliffen und gefärbt zu Stuhlsitzen und Stuhllehnen für Salon und Oberdeck umfunktioniert wurden. Unzählige LED-Lämpchen erhellen den Salon. „Man muss wirklich sehr phantasievoll sein“, bemerkt Gremplinski zur Auswahl der Materialien. Beim Nachbau der „Titanic“ beispielsweise griff er sogar mal in den Schmuckkasten von Ehefrau Eva. Dort fand Gremplinski eine Kette, die sich hervorragend zum Anhängen des Ankers eignete. Und diese Kette hat er sich dann klammheimlich genommen. Seine Frau hat es ihm verziehen.
Mit der MS „Händel II“ kann Gremplinski auch ein kleines Jubiläum feiern, denn es ist das mittlerweile 30. Schiff, das er in 20 Jahren Modellschiffbau angefertigt hat. Zu den Vorgängern gehören unter anderem die „Vineta“ auf der Goitzsche, die „Unstrutnixe“ und die „Fröhliche Dörte“ aus Naumburg - aber auch die „Rerik“ aus dem gleichnamigen Ostseebad. Das bislang größte und aufwändigste Exemplar war die „Titanic“, die im Februar 2010 fertiggestellt wurde. Karlheinz Gremplinski brauchte dafür 520 Arbeitsstunden. Das Modell ist fast zwei Meter lang, nachgebaut im Massstab 1:135.
Wie bei all seinen Modellen, so hat sich Gremplinksi auch bei der „Händel II“ mit der Geschichte des Schiffes befasst. Die ist noch relativ kurz. Gebaut wurde das Original vor etwa zehn Jahren in der holländischen Werft „Scheeppswerf Poppen“ . Das Salonschiff ist 32,70 Meter lang, sechs Meter breit und kann 240 Gäste befördern. Seit einem Jahr gehört es zur Reederei Arona und schippert auf der Saale. So sehr Karlheinz Gremplinski den Frühling ersehnt - auf den nächsten Winter freut er sich trotzdem. „So lange Augen und Hände noch mitspielen, werde ich meinem Hobby nachgehen.“
