Ministerpräsident bringt Frühaufsteher-Strampler mit
Köthen/MZ. - Die drei Jungs schlummerten gemütlich auf einer Couch, als Böhmer und seine Begleitung sowie zahlreiche Presseleute eintrafen. Das Wohnzimmer der kleinen Zwei-Raum-Wohnung in der Köthener Franzstraße war auf einmal voll wie eine Sardinenbüchse. Die Stimmen und das Gedränge weckten die Drillinge. Böhmer nahm einen von ihnen hoch, das Baby machte ungeniert ein Bäuerchen. "Das ist Ken", stellte Sandy Kujau den Sohn vor. Sie und Köthens Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander holten nun auch Sam und Dean von der Couch.
"Es werden in Sachsen-Anhalt nicht allzu oft Drillinge geboren", erklärte der Ministerpräsident den Grund für seine Ehrenpatenschaft. "Wie werden Sie mit den Dreien fertig?", fragte er die junge Mutter. "Meine Mutti hilft mir, wenn sie frei hat", so Sandy Kujau. "Sonst komme ich inzwischen allein zurecht."
Die 23-Jährige freute sich über die Geschenke. Böhmer brachte drei Strampler mit dem Aufdruck "Sachsen-Anhalt. Wir stehen früher auf" mit. Im Rahmen der Ehrenpatenschaft gibt es außerdem 1 400 Euro für jedes Kind. Dieses Geld kann die allein erziehende Mutter gut gebrauchen. Von der Stadt Köthen gab es lediglich 100 Euro. Allerdings dürfen die drei Brüder bis zu ihrem 14. Geburtstag kostenlos den Köthener Tierpark besuchen - so oft sie wollen. Das garantiert ihnen eine Urkunde, die Kurt-Jürgen Zander überreichte.
Nach einer knappen halben Stunde verabschiedeten sich die Gäste, und in die Wohnung zog wieder Ruhe ein. Nun waren aber die Drillinge munter geworden, und Ken oder Sam - wer das genau war, wissen nur die Mutti Sandy und die Oma Ramona - fing an zu weinen. Das war ein Signal: Die Brüder hatten Hunger. So wurden sie auf die Couch gelegt, und jeder erhielt sein Fläschchen.
Zwar sind die Drillinge noch nicht einmal drei Monate alt. Doch bereits jetzt machen sich Unterschiede in ihrem Verhalten bemerkbar, behauptet die Oma Ramona Kujau. "Dean ist der agilste, Ken ist der Neugierige, und Sam ist ein Ruhiger", sagt die 41-Jährige. Sie arbeitet in der Kindertagesstätte "Löwenzahn". Vor oder nach ihrer Schicht kommt sie zu der Tochter und hilft ihr. Auch Opa Ronald Kujau macht sich gern nützlich. Der ehemalige Eisenbahner ist arbeitslos.
Arbeitslos war auch die Tochter Sandy, bevor sie Kinder bekam. Über allzu viel Geld verfügt die Familie also nicht. Einige Firmen haben den Drillingen Baby-Nahrung und Windeln gespendet. Das hilft, über die Runden zu kommen. "Wenn es in zwei Jahren aber kein Erziehungsgeld mehr gibt, sieht es schwieriger aus", meint Ramona Kujau.
Die junge Mutti Sandy hofft, bis dahin einen Arbeitsplatz zu finden. Sie ist Verkäuferin von Beruf. "Ich wäre bereit, auch einen anderen Job zu übernehmen", sagt sie. Am liebsten würde sie bereits im kommenden Sommer arbeiten gehen. Doch wenn sie einen Arbeitsplatz fände, käme auf Sandy Kujau ein anderes Problem zu: Wohin mit den Drillingen? "Einen Krippenplatz zu erhalten, ist nicht leicht", bedauert sie. Und freut sich über den Rat, sich in dieser Frage an den Oberbürgermeister zu wenden. Schließlich werden in Köthen nicht oft Drillinge geboren.
Bei schönem Wetter fährt Sandy Kujau ihre Söhne gern spazieren. Mit ihrem Kinderwagen mit drei Körben ist sie dann eine Attraktion auf der Straße. Einen solchen aufzustöbern, war übrigens nicht leicht. Letzten Endes fand sich mit Hilfe des Internets ein Gebrauchter.