Miniaturschiff Miniaturschiff: Modellbauer aus Micheln investiert 1.000 Arbeitsstunden in "Herrscherin der Meere"

Micheln - Im Oktober 1637 lief die „Sovereign of the Seas“ - zu deutsch: „Herrscherin der Meere“ - im englischen Woolwich vom Stapel. Zu dieser Zeit galt sie als das größte und schwerste Schiff überhaupt. Das Kriegsschiff war mit über 100 Kanonen bewaffnet und so teuer, dass König Karl I. eine neue Schiffssteuer einführen musste.
Gut 380 Jahre später steht die „Herrscherin der Meere“ in Micheln auf einem Gartentisch. Freilich nur als Modell - das Original wurde Ende des 18. Jahrhunderts nach mehreren Umbauten abgewrackt. Aber auch das Modell hat es in sich, wie Karlheinz Gremplinski weiß.
Der 83-Jährige hatte den Bausatz bereits 2004 erworben. Aber bis das Schiff fertig war, sollte es einige Jahre dauern. „Ich wusste am Anfang gar nicht, worauf ich mich da einlasse“, erinnert sich der Rentner. Immerhin habe das Schiff gut 2.000 Teile. Er habe dann erst einmal einfachere Modelle zusammengesetzt und sich langsam an die „Herrscherin“ herangetastet.
1.000 Arbeitsstunden habe er bestimmt in die „Herrscherin“ investiert, schätzt der Rentner
2009 schließlich fing Gremplinski an, das Modell zusammenzufügen. Doch die Gesundheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Zwei Mal musste er für längere Zeit aussetzen - wegen Herzproblemen und einer Augenerkrankung. Und dann hatte sich auch noch herausgestellt, dass der Bausatz keine Segel enthielt. Einigermaßen enttäuschend für den Modellbauer, der sich davon aber nicht unterkriegen ließ. Er kaufte Stoff, berechnete die Maße nach einer Zeichnung, seine Frau Eva nähte die Segel.
1.000 Arbeitsstunden habe er bestimmt in die „Herrscherin“ investiert, schätzt der Rentner. „Wohl dem, der ein Hobby hat“, meint er mit einem Augenzwinkern. Diese Beschäftigung habe ihn aufgebaut in gesundheitlich schwierigen Zeiten.
Der Michelner werkelt inzwischen schon an einem neuen Projekt
An die 90 Schiffsmodelle hat Gremplinski inzwischen in seinem Leben angefertigt. Viele hat er verkauft. Bei der „Herrscherin der Meere“ aber ist es für ihn unvorstellbar, sie wegzugeben. „Das ist das Non-Plus-Ultra des Modellbaus. Das Schwierigste, das ich bislang hatte - so etwas gibt man nicht weg.“
In seiner kleinen Hobby-Werkstatt unter dem Dach werkelt der Michelner inzwischen längst an einem neuen Projekt: ein kleineres Schiff namens „Santa Maria“. „Das bekommt meine Urenkelin Maria von ihrem Opa geschenkt.“ (mz)