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Neugierig auf Menschen Michael Sauer eröffnet am Köthener Bärplatz seine Praxis für Psychotherapie

Von Sylke Hermann Aktualisiert: 01.06.2021, 15:22
Michael Sauer eröffnet heute seine Praxis für Psychotherapie am Köthener Bärplatz.
Michael Sauer eröffnet heute seine Praxis für Psychotherapie am Köthener Bärplatz. (Foto: Ute Nicklisch)

Köthen - Liebe. Ist rückblickend. Fragwürdig. „Damit kann man arbeiten“, versichert Michael Sauer lachend und lehnt sich gelöst in seinem tiefen Ledersessel zurück. Drei zufällig aufgedeckte Karten des Tischkalenders, die für den 36-Jährigen der ideale Einstieg in ein Gespräch sind. Er will sein Gegenüber kennenlernen. Er ist neugierig auf den Menschen.

An diesem 1. Juni eröffnet der dreifache Familienvater seine Praxis für Psychotherapie am Köthener Bärplatz. Ein Schritt, der aus seiner Sicht nur folgerichtig gewesen ist. Seine Maxime: „Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, erreiche ich es auch. Die Frage ist nur, wann.“

Er ist ehrgeizig, zielstrebig, „Sportler eben“

Michael Sauer, geboren im Sternzeichen Krebs, macht am Ludwigsgymnasium Abitur. Weil er sich damals aber nicht so richtig viel Mühe gibt, wie er einräumt, bleibt ihm ein Psychologie-Studium zunächst verwehrt. Zu hoch die Anforderungen der Universitäten. Aber das ist für den jungen Mann kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Er ist ehrgeizig, zielstrebig, „Sportler eben“, sagt er. Er trainiert sieben Tage die Woche, joggt viel, ist immer aktiv, wie er sagt.

„Der Sport war meine Jugend.“ Doch er sieht irgendwann ein, dass er nicht gut genug ist, um davon leben zu können. Außerdem sei ihm der Preis zu hoch gewesen. Er hätte seine Familie, Eltern, Großeltern, Freunde über längere Zeit nicht sehen können. Und das sei für ihn nicht in Frage gekommen. Letztlich zwingt ihn eine schwere Erkrankung zum Aufhören. Aber: „Hobby ist das Tennis geblieben.“

Welche Charaktereigenschaften machen den einen unter Umständen zum Sieger, den anderen zum Unterlegenen?

Herumgekommen sei er viel, habe die Leute in seinem Umfeld, Gegner auf dem Platz schon immer beobachtet. Welche Charaktereigenschaften machen den einen unter Umständen zum Sieger, den anderen zum Unterlegenen? Er wertet nicht, analysiert auch nicht. Er sieht nur genau hin. Genauso will er es mit den Menschen halten, die ihm in seiner Praxis gegenübersitzen.

Nachdem Michael Sauer bei Orbita in der Folienproduktion und nebenbei als Tennislehrer gearbeitet hat, entschließt er sich, in Dresden Soziologie zu studieren. „Erst mal reinkommen; das war ein Versuch.“ Und kein schlechter: „Man muss viel lesen, das war ganz interessant.“ Doch dann ändert ein einziger Satz in einer Podiumsdiskussion, die er besucht, alles.

Er arbeitet an verschiedenen Stationen, in der Suchtrehabilitation, in Krankenhäusern in Bernburg und Dessau als Psychologe

Der Student aus Köthen will wissen, was er mit dem Soziologie-Studium später anfangen könne? Die Antwort eines Professors: „Du kannst alles machen.“ Alles ist ihm zu wenig. „Das bringt mir nichts. Ich wollte eine konkrete Perspektive.“ Am selben Tag lässt er sich exmatrikulieren, hakt die Soziologie ab und bleibt bei den Psychologen derart hartnäckig, dass er tatsächlich seinen Traum leben kann. Man lässt ihn zu. „Ich habe mich richtig reingekniet. Ich wollte nicht nur durchkommen, sondern gut sein.“

2013 macht er sein Diplom. Er arbeitet an verschiedenen Stationen, in der Suchtrehabilitation, in Krankenhäusern in Bernburg und Dessau als Psychologe. Doch er will, wie er sagt, nicht nur ein guter Diagnostiker sein. Er will die Probleme behandeln. Nach fünf Jahren an einem privaten Weiterbildungsinstitut ist er Psychotherapeut. „Ich will, dass die Menschen fitter rausgehen als sie hergekommen sind.“ Und: „Dass die Psychotherapie aus dem Hinterzimmer rauskommt.“

Übrigens sucht man eine Couch in Michael Sauers Praxis vergebens. Weil man mit dem Höhenunterschied nicht auf Augenhöhe kommunizieren könne, ist er überzeugt und entscheidet sich bewusst für die einladenden Ledersessel. (mz)