Die Zeit drängt Mehr digitale Kultur: Diese 39-Jährige soll die Verwaltung Anhalt-Bitterfeld zukunftsfähig machen
Köthen/MZ - Die Zeit drängt, doch Sabine Griebsch lässt sich nicht treiben. Obwohl bis Ende 2022 Hunderte Verwaltungsmaßnahmen aus dem Onlinezugangsgesetz umgesetzt sein müssen. Und der Landkreis Anhalt-Bitterfeld die Expertin eigens dafür eingekauft hat. Es geht im weitesten Sinne darum, die Verwaltung bei der Nutzung moderner Kommunikationsmittel zukunftsfähig aufzustellen, den Service für den Bürger zu erhöhen.
Die 39-Jährige kommt aus Bitterfeld und ist freiberufliche IT-Projektkoordinatorin. Selbstbewusst sagt sie: „Man muss schon einen guten Überblick über die Themen haben und vernetzt sein, um gefragt zu sein.“ Das ist sie augenscheinlich. Unter anderem als Sprecherin der Landesfachgruppe Digitales und Medien. Mitglied der gleichnamigen Bundesfachgruppe ist die Bitterfelder Stadträtin und Kreisvorsitzende der Grünen auch.
„Ich bin Ansprechpartnerin für die gesamte Landkreisverwaltung“
Das Online-Zugangsgesetz sei für den Landkreis der Auslöser gewesen, das Thema Digitalisierung ernsthaft in Angriff zu nehmen. „Wir müssen uns darüber klar werden, wie wir in Zukunft arbeiten, wie wir Daten speichern und sinnstiftend nutzen wollen.“ Diese Denkanstöße soll sie liefern. Als Chief Digital Officer - so ihre offizielle Bezeichnung - gehört sie nicht zur IT-Abteilung der Kreisverwaltung, sondern ist Teil des Amtes für Zentrale Steuerung und Recht.
Doch an sich spiele das überhaupt keine Rolle; „ich bin Ansprechpartnerin für die gesamte Landkreisverwaltung“. Weil die Prozesse jedes einzelnen Amtes digitaler werden müssen. Und vor allem dort, „wo der Bürger nicht unbedingt ins Amt kommen muss, weil keine Unterschrift notwendig ist“. Das lasse sich oft auch über Online-Kanäle regeln.
Mit Zwölf bekam Sabine Griebsch ihren ersten Commodore 64 geschenkt
Einiges habe man schon geschafft: Schnittstellen geschaffen, Arbeitsweisen verändert. „Im Hintergrund passiert schon ganz viel“, so Sabine Griebsch, die als Jugendliche Informatik studieren wollte, doch vorerst die Finger davon ließ, weil man ihr bei der Berufsberatung sagte, man nehme dort sowieso keine Mädchen.
An ihrer Begeisterung für Computer - mit Zwölf bekam sie ihren ersten Commodore 64 geschenkt - änderte das nichts. Sie ist heute gefragter denn je, bundesweit intensiv vernetzt. „Es sind immer dieselben Gesichter; man wird zusammen alt“, beobachtet sie schmunzelnd und widmet sich an ihrem Schreibtisch am Köthener Verwaltungssitz den nächsten Themen und weiß, dass sie bis zur Realisierung „einige Schleifen drehen muss“. Die Abstimmungsprozesse sind zeitaufwendig, aber unerlässlich.
Insgesamt drei Jahre läuft ihr Vertrag mit dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld
„Gesellschaftlich ändert sich gerade so viel, das gilt auch für unsere Arbeitsweise“, weiß Sabine Griebsch, die an der Hochschule Harz Verwaltungswissenschaften studiert hat, später zusätzlich Public Management und E-Government. Im geplanten Fernstudium Geoinformatik will sie sich verstärkt mit Geodaten beschäftigen, „weil es noch spannender ist, mit raumbezogenen Daten zu arbeiten“, begründet sie.
Insgesamt drei Jahre läuft ihr Vertrag mit dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Die Hälfte ist rum. Im nächsten Jahr wird sie das Tempo anziehen, „man wird mich sehr oft zu sehen bekommen“, kündigt sie bereits an. Und betont eines der wichtigsten Ziele ihrer Arbeit: Die Seite des Landkreises im Netz müsse „ein echtes Serviceportal“ werden. „Wir können dort einen Mehrwert für den Bürger schaffen.“ Und: „Wir brauchen ein neues Denken.“ Hin zu mehr digitaler Kultur.