Mangelnde Hygiene Mangelnde Hygiene: Stadträtin kritisiert Zustand der öffentlichen Toiletten in Köthen

Köthen - Das Thema hat immer Bedeutung. Weil es ein zutiefst menschliches ist. Und eines, dass in den Zeiten von Corona - in denen der Blick auf die Alltagshygiene aus gutem Grund besonders geschärft wurde - noch mal ein paar Prozentpunkte mehr Notwendigkeit bekommen hat. Es geht um Köthen und seine Toiletten.
Um die öffentlichen, um es zu präzisieren. Und noch präziser: Um die Bahnhofstoilette. Denn Christina Buchheim, Stadträtin der Linken und Mitglied des Landtages, musste jüngst feststellen, dass man zwar wieder mit dem Zug fahren kann, dass auch - sogar trotz Corona - der Bahnhofsbäcker geöffnet war und der Zeitungsladen, aber die Toilette nicht. „Nach dem Aushang bereits seit längerer Zeit, wie ich feststellen musste“, so Buchheim.
Bahnhofstoiletten sind einem besonderen Verschmutzungs- und Beschädigungsgrad unterworfen
Die bemängelte, dass es dazu keine Information des Stadtrates gegeben hatte, „jedenfalls ist mir keine bekannt“. Daher zog diese spezielle Schließung für die Stadträtin einige Fragen nach sich: Seit wann und warum werde die Toilette nicht mehr betrieben? Wie soll es weitergehen? Ist die Stadt nicht nach wie vor deren Pächter? Wo sollen Bahnreisende und Kunden der Geschäfte im Bahnhof, die dort Speisen und Getränke kaufen können, ihre Notdurft verrichten? Ist nicht nach wie vor eine Toilette Voraussetzung für den Betrieb des Cafés im Bahnhof?
Die Bahnhofstoiletten, so die Antwort der Stadt auf das Schreiben Buchheims, seien der Natur ihres Standortes gemäß einem besonderen Verschmutzungs- und Beschädigungsgrad unterworfen, worauf seitens der Stadt Köthen mit erhöhtem Wartungs-, Reparatur- und Reinigungsbedarf reagiert werden müsse. „Nachdem jedoch der Bahnbetrieb eingestellt wurde, war ein noch höheres Maß an mutwilliger Zerstörung, Verschmutzung und Verstopfung festzustellen, was auch zu Schadensanzeigen bei der Polizei, noch häufigeren Rohrspülungen usw. führte. “
Öffentlichen Toiletten zur Eindämmung der Corona-Verbreitung geschlossen
Nachdem geklärt war, dass die Spielhalle und die Bäckerei „Steinecke“ als Betreiberin des Cafés über eigene notwendige Toilettenanlagen verfügt, sicherlich auch Voraussetzung für die Genehmigung dieser Geschäfte, war seitens der Verwaltung entschieden worden, die Toilette zunächst bis zur Wiederaufnahme des Bahnbetriebes am 1. April zu schließen - im Einvernehmen übrigens mit der zuständigen Bahnverwaltung.
Die Zeit der Schließung nutzte man, um die bestehenden Verstopfungen zu beseitigen und die Betriebsfähigkeit der Toilette wieder herzustellen.
Danach kam Corona. Und die Stadt entschied, zur Eindämmung der Corona-Verbreitung auch alle öffentlichen Toiletten zu schließen. Daher blieb auch die Bahnhofstoilette geschlossen, obwohl der Zugverkehr wieder aufgenommen wurde.
Für Christina Buchheim ist das Thema damit nicht vom Tisch
Eine Wiederinbetriebnahme der Bahnhofstoilette noch während der Corona-Pandemie käme nur in Betracht, so hieß es in dem Schreiben der Stadt, wenn sie ständig personell besetzt werden würde und über diese Besetzung eine laufende Hygieneüberwachung, Desinfektion, Zugangszahlenbeschränkung usw. gewährleistet wäre. „Das ist nicht abzusichern. “
Wenn die derzeitigen Corona-Bestimmungen geändert werden, wird auch über die Wiedereröffnung der öffentlichen Toiletten, so auch der Bahnhofstoilette, befunden, hieß es weiter. Die bisher verfügten Lockerungen scheinen allerdings für eine solche Entscheidung noch nicht auszureichen - die Toilette am Bahnhof war auch am Sonnabend noch geschlossen.
Für Christina Buchheim ist das Thema damit nicht vom Tisch. Nicht zuletzt wegen der Folgen von Corona. Die Stadt solle sich im Rahmen der Auswertung von Corona auch des Köthener Toilettenproblems annehmen, fordert sie. Was die Stadt auf diesem Gebiet vorzuweisen habe, decke weder hygienisch-gesundheitliche Anforderungen der eigenen Bürger ab noch touristische Ansprüche.
„Mit den eingetretenen Lockerungen sollte auch die Stadtverwaltung im Bereich der Toiletten Schritt halten“
Das hat die Politikerin erst in der Vorwoche bei ihrer Bürgersprechstunde feststellen müssen, als ein älterer Herr ihr mitteilte, er sei in Geschäften abgewiesen worden, als er dort darum bat, die Toilette benutzen zu dürfen, weil die einzige öffentliche Toilette in der Innenstadt, die in der Ritterstraße, geschlossen war. Solche Fälle machten deutlich, dass die öffentlichen Toiletten mit einem verstärkten Reinigungs- und Desinfektionsregime wieder geöffnet werden müssen. Nach den Maßnahmen zur Eindämmung von Corona sei die Öffnung jedenfalls möglich. „Mit den eingetretenen Lockerungen sollte auch die Stadtverwaltung im Bereich der Toiletten Schritt halten. Öffentliche Toiletten gehören schließlich auch zur Normalität“, so die Stadträtin.
Auch um den Händlern in der Stadt Kundschaft zu garantieren, wäre die WC-Öffnung ein wichtiges Signal. Sonst könnte dieses Problem dazu führen, dass man aus Sorge, seine Notdurft nicht verrichten zu können, von einem Innenstadtbesuch absieht. (mz)