Lümmeln gesünder als «Ladestock»
Köthen/MZ. - Laut einer Studie schottischer Wissenschaftler wird die beste Sitzhaltung locker zurückgelehnt bei einem 135 Grad-Winkel zwischen Ober- und Unterkörper erreicht. Wer hingegen gerade wie ein Ladestock sitzt, mit einer Beugung des Oberkörpers von 90 Grad, tut seinem Körper nichts Gutes. Im Gegensatz zur weit verbreiteten und auch an Kinder weitergegebenen Forderung: Sitz gerade! Bequemes Sitzen ist einfach gesünder.
Heike Becker kann das bestätigen. Die Physiotherapeutin arbeitet in der Praxis von Ellen Fröschke in der Bernburger Straße. Sie selber komme zwar während der Arbeit und auch zu Hause weniger zum Sitzen. "Aber aus meiner Ausbildung weiß ich noch: Bequemes Sitzen schont die Bandscheibe", sagt sie.
Als bei Ronald Mormann das Telefon klingelt, lehnt er gerade äußerst bequem in seinem Sessel. Der Versicherungsfachwirt spricht von einer "schöpferischen Kippelhaltung" in der er sich befinde. Dafür seien ja schließlich die Hebel am modernen Schreibtischsessel da. Außerdem könne man sogar im Bürostuhl liegen. In seinem Büro, erzählt Mormann, gebe es auch eine Relex-Liege mit Hocker, die er zum Nachdenken und Entspannen nutzt.
"Wenn Besucher kommen, hauptsächlich solche, die ich noch nicht kenne, nehme ich aber eine kerzengerade Haltung ein", verrät Mormann. Julia Wentzke, Mitarbeiterin in einer Anwalts- und Steuerkanzlei in der Schalaunischen Straße, meint: "Ich sitze bequem auf meinem Drehstuhl". Ein Sitzhaltung bei der der Rücken leicht gekrümmt sei, "ist ganz normal", findet sie.
"Ich gehöre zu den Lümmlern", gibt Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander hingegen lachend zu. Allerdings sitze er so bequem nur, wenn "mich keiner beobachtet". Zander findet, der Körper sucht sich selber, die Haltung, die am gesündesten für ihn ist. Davon sei er als Sportler überzeugt.
Amtsvorgänger Rainer Elze, jetzt am Landesrechnungshof, schreitet gerade in seinem Zimmer auf und ab, während die MZ anklingelt. "So kann ich mich am besten konzentrieren und einzelne Unterlagen lesen", erklärt der Senator. Im Köthener Rathaus arbeitete Elze gerne an einem Stehpult, das auf seinem Schreibtisch stand.
"Hier konnte ich dicke Ordner und Unterschriftenmappen bequem ablegen", setzt er hinzu. "Wenn ich sitze, dann relativ gerade", überlegt Ilka Friedrich kurz. Die Sitzhaltung nehme man schließlich eher unbewusst ein. Allerdings, gesteht die Chefin und einzige Mitarbeiterin der "Mobilen Haushaltshilfe" in der Görziger Lindenstraße, sitze sie eigentlich nur am Schreibtisch, wenn sie eine Rechnung schreibe. Die meiste Zeit helfe sie im Haushalt, putze, bügele oder wasche. Da bleibe wenig Zeit zum gemütlichen Sitzen.