Über 1,4 Millionen Zuschauer Letzter Auftritt der Familie Ritter aus Köthen? Das war in der Stern-TV-Sendung zu sehen
Köthen/MZ - Ist es das Ende einer Ära? SternTV hat am Mittwochabend nach über 25 Jahren die vermutlich letzte Folge über Familie Ritter ausgestrahlt. Das TV-Magazin begleitete die Familie seit 1994.
Wie beliebt die Reportagen sind, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Laut dem Branchenmagazin DWDL sahen die Folge mit dem Titel „Ein Leben zwischen Gewalt, Alkohol und Rechtsextremismus: Wie geht es nach Karin Ritters Tod mit der Familie weiter?“ während der Ausstrahlung am Mittwochabend 1,43 Millionen Zuschauer. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreichte SternTV damit eine Einschaltquote von 14,7 Prozent. Auf Youtube, wo eine Kurzfassung der neuen Folge zu sehen ist, waren am Donnerstag über 200.000 Abrufe registriert.
Ein halbes Jahr nach dem Tod von Karin Ritter war Stern TV erneut in Köthen
Der letzte Beitrag davor mit dem Titel „So waren ihre letzten Monate“ erschien im Februar nach dem Tod von Karin Ritter am 30. Januar diesen Jahres. Ein halbes Jahr nach ihrem Tod besuchte das Fernsehteam von SternTV die Köthener Familie nun erneut.
In insgesamt 105 Minuten zeigt der aktuellste Beitrag nun einen Zusammenschnitt aus alten und neuen Aufnahmen, wobei die neuen Aufnahmen vergleichsweise kurz sind. Sie beschränken sich auf einen Besuch bei Karin Ritters Söhnen Andy und René. Die Folge zeigt vor allem alte Aufnahmen, die neu zusammengeschnitten wurden, um einen Überblick über die Entwicklung der Familienmitglieder zu liefern.
Der Fokus der Folge liegt ganz klar auf Karin Ritter, die als Mittelpunkt der Familie dargestellt wird. „Seit wir sie mit der Kamera begleiten, haben wir Karin Ritter nie allein angetroffen. Sie ist der Mittelpunkt der Familie“, so der Sprecher. Bis fast zum Schluss, denn da sei sie sehr alleine gewesen. Das sagt jedenfalls Karin Ritters langjährige Freundin Elvira Gottschalk, die sie 1980 kennenlernte: „Wie der letzte Dreck, hat sie zu mir gesagt, fühle ich mich. Wie auf dem Abstellgleis.“ Gottschalk spart aber auch nicht mit Kritik, beispielsweise beim Thema, wo die kriminelle Energie der Sprösslinge herkommt: „Von klein an sind die schon auf Raubtour gegangen. Wie es die Mutter verlangt hat.“
Auch Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild kommt in der Sendung zu Wort
Mit den Worten „drei Generationen in Armut, Perspektivlosigkeit und Fremdenhass. Drei Generationen, die der Stadt Köthen alles abverlangt haben und immer noch abverlangen“ nimmt die Folge bereits zu Beginn auch Bezug auf die Bachstadt. In alten und neuen Aufnahmen kommen neben den Familienmitgliedern auch Weggefährten und Vertreter der Stadt zu Wort. Darunter Oberbürgermeister Bernd Hauschild und Stadtratsvorsitzender Georg Heeg. „Wer ist denn Schuld an dem Problem? Doch nicht die Stadt Köthen“, wird der OB zum Beispiel zitiert, als es in einem Rückblick um den Auszug von Karin Ritter aus dem Heim in der Augustenstraße geht.
Die Folge endet mit einem Überblick über die aktuelle Situation der Familienmitglieder. Karin Ritters Sohn Christopher, der sich vor dem Landgericht Dessau verantworten muss, erwartet wohl im Herbst sein Urteil. Enkelin Jasmin sei in ein anderes Bundesland gezogen und soll ihr erstes Kind erwarten. Sohn Norman sitzt in Haft. Die letzten Worte: „René hat den Kampf gegen den Alkohol verloren. Er trinkt wieder.“
Vor diesem Überblick sind die letzten Bilder von Karin Ritter zu sehen, die SternTV von ihr gemacht hat. „Als diese Aufnahmen entstehen, hat der Krebs in ihrer Lunge bereits gestreut.“ Ritters Freundin Gottschalk sagt: „Die war die letzte Zeit gar nicht mehr richtig beisammen. Sie muss das irgendwie schon geahnt haben, dass da irgendwas kommt.“
Bleibt es bei dieser Folge? Stern TV lässt sich alle Optionen offen
Verwahrlosung, Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Fremdenfeindlichkeit - über Jahrzehnte erlangte Familie Ritter - und damit auch Köthen - über das RTL-Magazin traurige Berühmtheit. Immer wieder stellt auch diese Folge Fragen wie „Schafft er es, nach dem Tod seiner Mutter trocken zu bleiben?“, ohne darauf eine Antwort zu liefern.
Im März 2019 sagte Enkelin Jasmin dem Kamerateam: „Ich schäme mich für diese Familie.“ Damit ist sie nicht allein. Es bleibt abzuwarten, ob SternTV es bei dieser letzten Folge belässt.