Leader-Projekt in Diebzig Leader-Projekt in Diebzig: Traum von Akrobatik-Schule
Diebzig - Bis jetzt ist es noch ein großer Traum. Irgendwann aber soll er wahr werden, der Traum vom eigenen Bauernhof mit Hofladen, kleinem Café sowie eigener Akademie für Akrobatik. Immerhin arbeiten Katrin Engelhardt und ihr Partner Arnd Münchow schon fleißig daran, sich diesen Wunsch zu erfüllen. Mit dem Kauf eines weitläufigen Grundstücks in Diebzig haben sie die Weichen dafür bereits gestellt.
Künftige Existenz
Besonders die alte Scheune auf dem Grundstück hat es der einstigen Berlinerin angetan. Dort nämlich sieht die Akrobatin, die bis heute als „Katrina“ zu ihren Engagements reist, den perfekten Ort für ihre künftige Existenz.
Inzwischen hat sich in der Scheune, wo einst Tabak getrocknet wurde, schon so einiges getan. Wände wurden eingezogen, Fenster eingebaut, auch der Fußboden wurde - vorerst provisorisch - erneuert und ein Holzofen sorgt für wohlige Wärme. Im oberen Geschoss entstand bereits ein uriges Varieté. Dort gibt Engelhardt schon jetzt verschiedene Kurse wie etwa Luftakrobatik für Kinder oder Fitness für Senioren und weitere Interessenten.
Dennoch sind das erst die Anfänge ihres Vorhabens. Obwohl das Paar bereits im angrenzenden Wohnhaus lebt, verdient die 48-jährige derzeit ihren Lebensunterhalt noch als Varietékünstlerin und ist auf den Bühnen internationaler Varietés in der Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Österreich sowie Deutschland zu Hause. Für ihre außergewöhnliche Kunst wurde sie mit der Bronze Medaille der „Acrobatic Art of China“ geehrt.
Diesen Beruf könne man jedoch nur bis zu einem bestimmten Alter ausüben, stellt sie fest. Deshalb möchte sich die Künstlerin irgendwann im beschaulichen Dörfchen Diebzig ganz niederlassen. Um diesem Vorhaben ein Stück näher zu kommen, reichten sie und ihr Lebenspartner einen Antrag auf Förderung durch das Programm Leader ein. Mit diesen Fördermitteln der Europäischen Union für den ländlichen Raum soll der Fußboden im Varieté fachgerecht hergerichtet werden, Toiletten würden benötigt und auch ein Hofladen mit urigem Café solle im unteren Scheunenbereich entstehen, den ihr Lebenspartner dann betreiben möchte. Produkte vom Lande, teils von ihrem eigenen Bauernhof, teils auch aus der Umgebung, möchte er dort anbieten. Auch Erfrischungen für Radtouristen könne man sich gut vorstellen.
Leader ist ein Förderprogramm der Europäische Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Es können sowohl Projekte von Kommunen und Vereinen, als auch von Privatpersonen und Unternehmen gefördert werden.
23 Projekte haben es auf die Prioritätenliste der Lokalen Aktionsgruppe Anhalt für das Jahr 2016 geschafft. Fünf davon sollen in der Gemeinde Osternienburger Land verwirklicht werden. Das Projekt von Katrin Engelhardt in Diebzig steht auf Platz sechs der Liste.
7. Platz: Der Förderverein „Eike von Repgow“ möchte den Platz in der Straße „Sachsenspiegel“ (früher Lindenstraße) in Reppichau gestalten. Unansehnliche Garagen sollen mit einem historischen Bildnis verschönert werden. Figuren von Eike von Repgow und Martin Luther sollen auf deren Einfluss auf die deutsche Schrift und Sprache hinweisen.
9. Platz: Die Gemeinde Osternienburger Land will eine ehemalige Werkstatt neben dem Informationszentrum „Eike von Repgow“ sanieren, dort Ausstellungsraum einrichten und künstlerisch gestalten lassen.
12. Platz: Die Gemeinde Osternienburger Land plant die Sanierung der ehemaligen Dorfschule in der Bahnhofstraße 5 in Elsnigk. Das Gebäude soll ein „Haus der Begegnung“ werden.
17. Platz: Der Heimatverein Dornbock-Bobbe will im ehemaligen Gemeindehaus in Dornbock, Zuchauer Straße 80, eine Begegnungsstätte einrichten.
Seit ihrem Einzug vor mehr als einem Jahr leben auch Schafe, Hühner und weitere Tiere mit auf dem etwa einen Hektar großen Grundstück. „Diebzig“, so schwärmt die sportliche Frau „hat mir sofort gefallen“, nicht zuletzt wegen des schönen Dorfplatzes mit der Gaststätte. „Hier trifft man sich, hier herrscht noch Dorfleben“, dachte sich das Paar und machte Nägel mit Köpfen.
Die Selbstständigkeit ist für Katrin Engelhardt kein Neuland. Denn schon seitdem sie einst zu DDR- Zeiten ihre Ausbildung an der renommierten Ballett- und Artistenschule in Berlin absolvierte, ist sie ihre eigene Frau und tourt als staatlich anerkannte Luftakrobatin durch die Lande. Schon ihre Großeltern waren Varietékünstler.
Zudem erwarb Katrin Engelhardt den Trainerschein mit sogenannter B-Lizenz und darf damit auch Kurse in Wirbelsäulengymnastik geben. Insgeheim hatte die in Leipzig Geborene das schon immer vor und offensichtlich liegt ihr dass auch im Blut, wie man in den Kursen für Kinder und Erwachsene beobachten kann.
Training mit Kindern und Senioren
Über Krankenkassen finanzierte Kurse möchte die Trainerin jedoch nicht geben. „Ich möchte frei sein in dem, was ich mache“, erklärt sie. Und deshalb steht ihr gesamtes Vorhaben in Diebzig auch unter dem Motto „Land, Luft und Liebe“. Wobei letzteres eher die Art und Weise zu ihrer Arbeit ausdrückt. Und offensichtlich scheint ihr Konzept auch Interesse zu finden; denn seit einiger Zeit hat sich eine Gruppe von Kindern gebildet, die regelmäßig bei Katrin Luftakrobatik trainiert. Sogar eine erste Varietéaufführung gab es bereits mit den Kindern, zu der über 100 Besucher kamen. Kurz nach Weihnachten meldete sich spontan eine Gruppe aus Kühren an, die sich in Diebzig sportlich betätigen wollte und das unter Anleitung von Katrin Engelhardt dann auch tat.
Regelmäßig nehmen einige Senioren das Angebot wahr und halten sich damit fit. „Wenn es in Köthen wäre, würde ich nicht hinfahren“, sagt Gudrun Dietrichkeit und freut, sich dass es auch im abgelegenen Diebzig so eine Möglichkeit gibt. Auch Margarete Buschner freut sich jede Woche auf die Trainingsstunden „Diese Übungen, die wir hier machen, die macht man zu Hause nicht“, sagt die 74-jährige begeistert. Der Sport tue ihr gut und zudem müsse die Diebzigerin dafür nur über die Straße gehen.
Weitere Infos zur Varietékünstlerin „Katrina“ unter www.trapez-kontorsion.de oder www.landluft-diebzig.de. (mz)