Kukakö Kukakö: Die Nacht der Leuchttürme

köthen/MZ - Sucht man nach einem Bild, in dem sich der Senatsball des Kukakö vom Samstagabend in vielen seiner Facetten konzentriert spiegeln lässt, fällt einem das Wort „Leuchtturm“ ein. Nicht etwa, weil es bei der Veranstaltung im Johann-Sebastian-Bach-Saal so stürmisch hergegangen wäre, dass dieser und jener am Morgen des Sonntag ein Licht am Horizont für den Weg nach Hause benötigt hätte, sondern weil schon der Ball an sich ein Leuchtturm ist - ein Anspruch, den der Senatsball von Anfang an erfüllt hat und den er in seiner 20. Auflage einmal mehr in besonderem Maße erfüllen konnte.
Nicht zuletzt, weil die Organisatoren des Abends einen Gast ordern konnten, der nicht nur die Bezeichnung „Leuchtturm“ zumindest in abgewandelter Form in seinem Künstlernamen trägt, sondern der mit seiner Bühnenshow auch den Skeptikern im Saal mit einiger Sicherheit schlaglichtartig eine neue Sicht auf die Hypnose eröffnet: „Pharo“ alias Martin Bolze.
Und auch deswegen passt der Begriff „Leuchtturm“ zum 20. Senatsball des Kukakö, weil an diesem Abend mit Wolfgang Thurau ein Mann mit dem Kukakö-Verdienstkreuz mit großem Stern ausgezeichnet wurde, der nicht nur fast von Anfang an ein Aushängeschild der 1992 wiedergegründeten 1. Köthener Karnevalsgesellschaft war - ob als Beirat, ob als Sponsor -, sondern auch durch seine diebische Freude an Verkleidung und Klamauk, seinen Spaß an Party und Tanz dem Karneval ein menschlicher Gewinn wurde.
Ganz zu schweigen vom finanziellen Engagement der Köthen Energie, deren Geschicke Thurau bis 2013 leitete, das manches im Köthener Karneval möglich machte, das ohne Thurau nicht zu schultern gewesen wäre - vom Prinzenkonzert beim Kuhfest 2003 bis zum Gipfeltreffen der ostdeutschen Karnevallandespräsidenten 2009 in Köthen.
Aus der vermeintlichen Monopolstellung der Stadtwerke und später der Köthen Energie, so Mormann, leite mancher gern ab, dort Sponsoring und Spenden leichter akquirieren zu können. Auch Kommunalpolitiker würden dies gern tun. „Problematische Betreiberfunktionen übernehmen, Problemimmobilien retten, hochdefizitäre Feste retten, Pseudoamateursportler unterbringen, wirtschaftsinkompetente Vereinsvorstände an den Tropf hängen“, so Mormann, all das werde dem Monopolisten gern zugemutet.
Dabei werde jedoch sehr schnell vergessen, dass auch diese Unternehmen jeden Euro nur ein einziges Mal ausgeben können - nachdem sie ihn verdient haben. „Dazu müssen sie aber auch die Möglichkeit haben bzw. behalten. Die Einsicht in diese Notwendigkeit scheint mir bei manchen Zeitgenossen zunehmend unterentwickelt. Das macht mir Sorge.“
Hypnotiseur-Auftritt ist Höhepunkt
Höhepunkt des Senatsball war aber zweifellos (wenn man vom Gala-Buffet absieht, bei dem sich David Schwarz wieder einmal selbst übertraf) der Hypnotiseur „Pharo“. Hypnose auf der Bühne ruft üblicherweise die Skeptiker hervor, die das Ganze als Schmu und abgesprochen anzweifeln. Umso mehr durfte man erschüttert bis erschreckt sein, als „Pharo“, eine europäische Show-Größe, reihenweise Leute schlafen legte, ganz nüchterne Geschäftsleute wie Brauereichef Michael Schölzel oder Bau-Unternehmer Erhard Brunke.
Bei Jenny Klotsch, die in Maxdorf einen Frisiersalon betreibt, sorgte „Pharo“ dafür, dass sie nicht mehr die Zahl „drei“ aussprechen konnte. Kukakö-Faktotum Michél Koch war wie auf der Stelle festgebannt. Und Steffi Fleischer, die Mormanns Landtags-Büro managt, war nach ein paar Handbewegungen „Pharos“, steif wie ein Brett, wurde von Olaf Feuerborn und Frank Kessel mit Kopf und Füßen auf zwei Stühlen abgelegt, während „Pharo“ - geschätzte 75 Kilo Lebensgewicht - in aller Seelenruhe Steffi Fleischer als Brücke nutzte: Wer bis dahin noch misstrauisch gewesen war, konnte sich nun fassungslos zeigen, denn so eine Nummer lässt sich mit Absprache und Trick nicht erklären.
Krönung war die Imagination, gleich vier der Probanden zu einem „Luft“-Orchester zusammenzustellen und dieses mit Inbrunst vor dem völlig gebannten und geplätteten Publikum Gitarre, Geige, Schlagzeug und Keyboard spielen zu lassen.
Der Beifall für „Pharo“ fiel angesichts des unglaublichen Geschehens übrigens regelrecht dünn aus - kein Wunder: Die Senatsballbesucher hatten sich selbst noch nicht völlig gefasst, als „Pharo“ seine Hilfswilligen aus dem Hypnose-Schlaf holte. Sie hatten nicht ein Fitzelchen von all den Machinationen mitbekommen - nur gut, dass der Auftritt mitgeschnitten worden war und die Hypnotisierten wenigstens auf dem Bildschirm sehen konnten, wie sie ins Nirwana verbannt worden waren. Und was sie dort erlebten, ohne es zu erleben.
Der Kukakö hat sich im übrigen mit der formidablen Show selbst unter Druck gesetzt - es wird schwer werden, beim Senatsball im nächsten Jahr diesen Auftritt noch zu toppen.