Ein Ungetüm auf Reisen Kranbau Köthen schickt den größten Kran seiner Art auf Reisen
Der größte Kran seiner Art hat Ende der letzten Woche die Hallen der Köthener Firma verlassen und seinen Weg in ein Stahlwerk angetreten.
Köthen - Die Mittagspause ist gerade durch. Die Männer der Frühschicht bereiten sich schon auf ihren Feierabend vor. Es fahren ein paar Pkw vom Firmengelände und ein paar andere wieder rauf. Vor einer riesigen Halle sind zwei Kleintransporter mit der Aufschrift „Schwertransport“ zu sehen. Doch insgesamt geht es relativ ruhig zu auf dem Gelände der Kranbau Köthen GmbH an diesen frühen Nachmittag. Doch der Eindruck täuscht gewaltig.
Den im Inneren der riesigen Hallen des Traditionsunternehmens herrscht tüchtige Geschäftigkeit. Für die Mitarbeiter neigen sich einige der wichtigsten Tage des Jahres ihrem Ende entgegen. Denn bis zum Wochenende wird ein Großprojekt die Hallen verlassen. Ein Zwei-Träger-Kran mit der Hublast von fast 400 Tonnen für ein Stahlwerk von Thyssen Krupp im Westen der Republik geht via Elbehafen Aken auf den Weg in den Westen der Republik.
„Es ist der größte Kran seiner Art, den wir hier in Köthen gefertigt haben“
„Es ist der größte Kran seiner Art, den wir hier in Köthen gefertigt haben“, erklärt Thomas Lehmann, verantwortlich für das Marketing der Firma. Im Juli 2019 kam die Anfrage des Stahl-Weltkonzerns mit Sitz in Essen. Nach vier Monate langen Verhandlungen erteilten die Westdeutschen dem Unternehmen in Köthen den Auftrag mit einem finanziellen Umfang von 14 Millionen Euro und der Maßgabe Lieferung im April 2021.
Von da an begann für die 20 Ingenieure der Kranbau GmbH, die alle Kräne auf Kundenwunsch selbst projektieren, die intensive Arbeit. Zur Einordnung: Der Neubau der Prosigker Brücke, die am Wochenende zuvor in Köthen eingehoben worden war, kostete rund 11,5?Millionen Euro.
Früher wurden in dem Köthener Betrieb auch noch Förderanlagen hergestellt. Doch diese Zeit ist Geschichte
„Es wurde damals ein zeitlicher Puffer eingebaut, weil Stahlwerke ihre Produktion eigentlich nur in den Betriebsferien komplett herunterfahren und das ist normalerweise die Zeit der Sommerferien oder die Weihnachtszeit. Nur dann wird ein Kran dieser Größenordnung ausgetauscht“, erklärt Lehmann.
Früher wurden in dem Köthener Betrieb auch noch Förderanlagen hergestellt. Doch diese Zeit ist Geschichte. Heute bauen die etwa 230 Mitarbeiter am Standort Köthen und ihre 30 Kollegen in der Niederlassung Duisburg nur noch Kräne. Hauptabnehmer der Produkte aus der Bachstadt sind die Niederlande, Österreich, die skandinavischen Länder und Spanien sowie natürlich Deutschland. „Wir haben eine gute Grundauslastung an Aufträgen trotz der Corona-Pandemie. Wir haben zuletzt auch an diesem Auftrag dreischichtig gearbeitet, sogar an den Wochenenden“, erzählt Thomas Lehmann.

Winkeliger Transport durch Porst und Pißdorf
Und während er uns technische Details zum Riesenkran für Thyssen erzählt, werden die Laufkatzen der Anlage gerade auf die Tieflader der Firma TAS Logistik Dammann aus Coswig verladen. Die Schwertransport-Profis aus dem Landkreis Wittenberg und ihre Partner sind dafür verantwortlich, dass das Kran-Ungetüm aus Köthen sicher den Elbehafen in Aken erreicht, um dort verladen zu werden.
Auch dazu ist eine logistische Meisterleistung erforderlich, denn die 20 Kilometer lange Strecke von Köthen bis Aken hat es in sich. „Die neuralgischen Punkte beim Transport in der ersten Nacht waren der Kreisverkehr in Richtung Porst, Porst selbst und dann natürlich die winkeligen Straßen in Pißdorf, wo es dann auch einmal über die Bordsteinkanten ging“, wie Lehmann selbst erlebt hat. Doch nach zweieinhalb Stunden Fahrzeit war auch diese Hürde genommen. (mz/Karl Ebert)