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Glücklich über Plus in Kasse Köthens OB Bernd Hauschild blickt zurück auf 2021 - und was 2022 für ihn ansteht

Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild erzählt, worüber er sich ärgert, was ihn glücklich macht und was er im Jahr 2022 vorhat.

11.01.2022, 09:59
Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild will in dem Gebäude hinter sich auch noch nach 2023 seine Arbeit fortführen.
Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild will in dem Gebäude hinter sich auch noch nach 2023 seine Arbeit fortführen. (Foto: Ute Nicklisch)

Köthen/MZ - Das Jahr 2021 mit seinen vielen Ereignissen ist Geschichte. Und 2022 mit zahlreichen Vorhaben steht an. Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild blickt im Gespräch mit Karl Ebert zurück und auch nach vorn.

Das Jahr 2021 ist Geschichte. Welche schönen Erinnerungen sind geblieben, welche weniger schönen?

Bernd Hauschild: Meine schönste Erinnerung ist eine Erinnerung in Etappen. Bei meinen heimlichen Baustellen-Besichtigungen konnte ich sehen, wie die Sanierung der Kita „Löwenzahn“ immer weiter fortgeschritten ist. Sie wurde Schritt für Schritt erneuert und immer schöner. Und es war dann schon ein erhebendes Gefühl, als ich meinen Stadträten die erste Führung durch die wirklich neue Einrichtung anbieten konnte.

Weniger schön in Erinnerung bleiben und leider auch wieder gegenwärtig werden wird die hohe Kostenbeteiligung von über zwei Millionen Euro an den Nebenanlagen zur Hohen Brücke. Das ärgert mich richtig. Ich habe zwar versucht, dies zu verhindern, indem ich den Vertrag mit dem Land zunächst nicht unterschrieben habe. Es hat mich schwer enttäuscht, wie das Land eine Stadt wie Köthen mit diesem hohen Eigenanteil allein gelassen hat. Mit so viel Geld hätten wir viele andere Dinge machen können.

Woran denken Sie dabei konkret?

Ich denke an unsere Schulen, ich denke an unsere Feuerwehr, wo wir endlich die ersten Schritte zu einem neuen Gerätehaus gemacht haben. Das zweite große Ärgernis ist die sich immer wieder verzögernde Fertigstellung der Bundesstraße 6n. Dazu werde ich der neuen Verkehrsministerin von Sachsen-Anhalt, Lydia Hüskens, noch einen Brief schreiben. Wenn bei diesem Straßenbauprojekt Verfahrensfehler gemacht worden sind, dann sollte man auch jene Personen zur Verantwortung ziehen, die die Entwicklung einer Stadt ausbremsen.

Sie sind als Kommunalpolitiker bekannt, der mitunter etwas genauer in die eigene Kasse schaut, ehe er etwas ausgibt. Was sagt die Kasse für 2022?

Ich habe dieses Amt im Jahr 2016 mit einer Schuldenlast von fast 24 Millionen Euro angetreten. Kurz vor den Feiertagen hat mir meine Kämmerin alle Kontoauszüge auf den Tisch gelegt und erklärt, dass wir - alle Konten zusammengenommen - im guten Plusbereich sind. Das macht mich glücklich. Natürlich haben wir noch einen Liquiditätskredit zu bedienen. Aber das liegt einzig und allein an der langen Laufzeit.

Was gehört noch zur Bilanz des Jahres 2021?

Zweifellos die Thematik Kleine Wallstraße. Dieses Problem hing mit einer finanziellen Last von elf Millionen Euro über der Stadt. Wir - damit meine ich den Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft, David Rieck, meine Juristen und auch meine Person - haben es geschafft, mit einer Null aus dieser komplizierten Sache herauszukommen. Durch die Wohnungsgesellschaft als kommunales Unternehmen können wir nun einen großen Straßenzug in der Innenstadt selbst mitgestalten. Ein Teil der Halleschen Straße und die Kleine Wallstraße gehören jetzt diesem städtischen Unternehmen. Ein Blick in die Zukunft und mögliche Projekte sagt mir, dass das eine sehr schöne Sache für Köthen werden kann.

Was ist für 2022 liegen geblieben?

Das sind ein paar Dinge, die für die Köthener Bürger selbst kaum wahrnehmbar sind, andere aber sehr wohl in ihrer Lebensqualität beeinträchtigen. Da ist zuerst die Sanierung des Dorfteiches in Wülknitz. Die sollte eigentlich im letzten Oktober beginnen, aber alle Angebote, die uns erreicht haben, waren zu teuer und damit unannehmbar. Das müssen wir im Jahr 2022 auf jeden Fall hinbekommen. Ein schlimmes Thema ist auch die Ratkeschule.

Wir haben temporär die Naphtalin-Belastung im Griff, weil wir entsprechende technische Geräte einsetzen und betroffene Räume nicht benutzen. Aber ich bin mit mir selbst unzufrieden, weil ich für 2022 noch keine Lösung anbieten kann. Ich werde mich in dieser Angelegenheit verstärkt um eine Förderung bemühen. Nicht zuletzt werden wir auch die Löschwasserteiche in Baasdorf und Hohsdorf in Angriff nehmen.

Aus dem Parkteich in Wülknitz soll ein Feuerlöschteich werden.
Aus dem Parkteich in Wülknitz soll ein Feuerlöschteich werden.
(Foto: Ute Nicklisch)

Stichwort Strukturstärkungsgesetz. Viele Bürger haben den Eindruck, dass sich da nicht viel bewegt. Stimmt das?

Ich habe auch gehofft, dass der Förderbescheid für das Industriegebiet Süd bereits auf dem Tisch liegt. Alle, Bund, Land und Landkreis, haben gesagt, dass dieses Projekt förderungswürdig ist, aber wir treten auf der Stelle. Wir haben keine andere Fläche, die größer als zehn Hektar ist. Ich wollte in diesem Punkt eigentlich schon weiter sein. Am neuen Quartier Rüsternbreite sind sehr viele Planungsbüros interessiert. Unser Ziel ist es, der Bevölkerung im Juni Modelle vorzustellen, wie ein neues Quartier in der Rüsternbreite aussehen könnte. Im gleichen Monat soll dann auch die Entscheidung fallen, welches Modell es sein soll. Dann könnten wir für die nächsten Förderungen in den Jahren 2023 und 2024 konkreter werden.

Was die neue Sportstätte angeht, sind wir im Fein-Tuning. Wir fragen gerade ab, welche Vorstellungen die künftigen Nutzer, also zunächst HG 85 und Germania, haben und was außer Handball, Fußball und Leichtathletik noch beachtet werden muss. Gleichzeitig untersuchen wir natürlich auch, wie die Nachnutzung der jetzigen Sportstätten aussehen könnte. Was kann aus der Fricke-Sporthalle oder dem Stadion Rüsternbreite später werden? Wir brauchen eine genaue Kostenkalkulation. Wir überlegen, was könnte bis 2032/33 in Köthen entstehen?

Gibt es weitere Projekte?

Wir gehen 2022 in die Planung und 2023 in die Realisierung des grundhaften Neubaus der Aribertstraße. Und wir werden die Bauarbeiten an der Kastanienschule weiter voranbringen.

An mehreren Stellen des Gesprächs reden Sie von den Jahren 2023/24 und darüber hinaus. Kandidieren Sie 2023 erneut als Oberbürgermeister?

Selbstverständlich. Ich will noch viel mitgestalten. Und wenn die Bürger wollen, dass ich nach 2023 weitermache, werde ich das tun. Ich würde gern noch die neue S-Bahnlinie von Köthen nach Leipzig miteröffnen.

Wenn Sie für 2022 drei Wünsche frei hätten - welche wären das?

Ich möchte wieder so arbeiten und Veranstaltungen besuchen können, als hätte es die Corona-Pandemie nie gegeben. Ich möchte mithelfen, das Gelände Malzfabrik einer Nutzung zuzuführen, wobei ich die Stadt aber nicht als Investor sehe. Und ich wünsche mir, dass die geplanten Projekte der Hochschule Anhalt - ich nenne da die Stichworte Wasserstoff, Algen und Pharmazie - im Jahr 2022 den Zuschlag erhalten.