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Traditionsfirma Köthener Trauringspezialist steht vor dem Aus: Traditionsfirma GSK findet keinen neuen Geschäftsführer

Von Katrin Noack 11.05.2016, 08:48
Zum Schluss erhält der Ring seinen Stempel und wird poliert.
Zum Schluss erhält der Ring seinen Stempel und wird poliert. Heiko Rebsch

Köthen - Nach 66 Jahren ist Schluss bei der Gold- und Silberschmiede Köthen (GSK). „Bis zum Sommer werden wir produzieren, dann werden wir leider schließen“, sagt Kerstin Weigelt, operative Betriebsleiterin des Unternehmens. Geschäftsführer Jürgen Kohlmetz sei nun 80 Jahre alt und wolle das Unternehmen in Köthen abgeben. Einen Investor für die GSK gebe es bislang nicht. „Es ist schwer, einen Nachfolger zu finden“, schildert Weigelt. Für die beiden Mitarbeiterinnen suchen sie und der Geschäftsführer eine Lösung.

Manufaktur für Trauringe

Das Traditionsunternehmen gibt es seit 1950 in Köthen. Es hat sich vor allem als Manufaktur für Trauringe einen Namen gemacht. „In der DDR war die GSK der größte Trauringhersteller“, berichtet die Betriebsleiterin. Vor allem die bekannten Goldmantelringe, Trauringe aus Messing mit einem Goldmantel, stellte das Unternehmen her. Bis zu 50 Mitarbeiter hatte der volkseigene Betrieb (VEB), etwa 300.000 Ringe verließen pro Jahr die Manufaktur.

Marke überdauerte die Wende

Nach der Wende ging es bescheidener zu. Kohlmetz und andere Gesellschafter übernahmen den ehemaligen VEB Anfang der 1990er Jahre. Mit Unterstützung des Pforzheimers und dessen Erfahrung im Juweliergeschäft wurde das Unternehmen in die neue Zeit geführt. Die Marke überdauerte die Wende. „GSK ist noch heute ein Name und steht für sehr gute Qualität“, betont Weigelt. In der Region sei das Unternehmen sehr bekannt, doch auch darüber hinaus. „Manche Kunden kommen aus Magdeburg oder Dresden, um in der Köthener Schillerstraße ihre Trauringe zu bestellen“, berichtet Weigelt. Vor allem aber haben Juweliere der gesamten Bundesrepublik Trauringe von GSK im Sortiment - die individuell nach den Wünschen der Kunden in Köthen gestaltet werden.

Fundus mit über 800 Mustern

Noch werden in der Manufaktur aus den Rohlingen mit 333er oder 585er Gold Trauringe hergestellt. Einfarbig oder zweifarbig mit Weißgold. Die Trauringherstellerin kann bei der Gestaltung auf einen Fundus mit über 800 Mustern zugreifen, die sie zum Teil selbst entwickelt hat. Außerdem fertigt sie die individuellen Gravuren für die Ringe. Fünf Ringpaare pro Tag stellt die Handwerkerin her - und sie kann einige Geschichten über Trauringe erzählen. Nach der Wende ließen zum Beispiel viele Ehepaare bei ihr neue Trauringe fertigen. Oder sie stellte neue Ringe her, weil der Traktor einen der Vorgänger überrollt hatte.

Die Kunden sind besorgt

Das zweite Standbein des Unternehmens sind Schmuckreparaturen. Ketten und Ringe liegen in der Werkstatt auf dem Tisch. Vor allem Kettenverschlüsse erneuert die Mitarbeiterin auf ihrer Werkbank oder sie poliert ein in die Jahre gekommenes Stück wieder auf. Vor allem Kunden, die ihre Schmuckstücke bei der Gold- und Silberschmiede Köthen reparieren lassen, hätten besorgt bei Kerstin Weigelt und ihren Mitarbeiterinnen nachgefragt, als sie die Nachricht von der Schließung hörten. „Da kommt Wehmut auf“, beschreibt die Betriebsleiterin. Sie hofft, dass sich vielleicht in den verbleibenden Monaten noch ein Investor meldet, auch wenn die Chancen nicht gut stehen. (mz)

Das Geschäft in der Schillerstraße 20 wird ab Sommer geschlossen.
Das Geschäft in der Schillerstraße 20 wird ab Sommer geschlossen.
Heiko Rebsch