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Köthener Ratskeller wieder verwaist

Von Wladimir Kleschtschow 16.05.2007, 16:42

Köthen/MZ. - Der Köthener Ratskeller ist wieder zu. Nicht einmal ein Jahr nach der feierlichen Eröffnung von "R 1" - einem "besonderen Ratskeller" - wirft der Betreiber, die Gastro Event Stephan & Schlaffke GbR, das Handtuch. "Mit Bedauern müssen wir Sie in Kenntnis setzen, dass wir dem Kostendruck nicht standhalten konnten und damit das Objekt nicht wirtschaftlich führen können", heißt es auf einem Zettel, der draußen in einem Kästchen steckt - neben einer Speisekarte, die nun gegenstandslos ist.

Unterschrieben haben diese Erklärung die beiden Betreiber der Gaststätte, Jürgen Schlaffke und Hans-Peter Stephan. Die beiden betreiben zusammen noch eine weitere Gaststätte in Aschersleben.

Dabei hatten die Betreiber ursprünglich ehrgeizige Pläne. Der Ratskeller sollte nicht einfach irgend eine Gaststätte werden, sondern eine, die dem hiesigen Publikum auch kulturelle Höhepunkte bietet. Auftritte von Künstlern, eventuell auch Ausstellungen sollten hier ein besonderes Ambiente bilden.

All das hat sich nun als eine Fata Morgana erwiesen. Der marktwirtschaftliche Alltag holte Schlaffke und Stephan schnell auf den Boden der Tatsachen. "Das Objekt trägt sich nicht", betonte Jürgen Schlaffke am Mittwoch in einem Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Einerseits sei die Zahl der Gäste deutlich unter den Erwartungen geblieben. Andererseits hätten hohe Mieten und Mietnebenkosten das Betriebsergebnis schwer belastet. "Um diese zu zahlen und keine Verluste zu machen, müssten wir einen Tagesumsatz von 420 Euro haben", rechnet Schlaffke aus. Unerreichbar bei der geringen Anzahl der Gäste. So konnten die Betreiber die Miete schon bald nicht zahlen, der Schuldenberg wurde immer größer, obwohl mit der Stadt laut Schlaffke bereits Ratenzahlungen vereinbart worden seien. Im Januar wurde das Personal reduziert, die Zahlung der Löhne geriet in Verzug. Da war das Aus nur noch eine Frage der Zeit.

"Da die Stadt kein Entgegenkommen in Bezug auf die Miethöhe zeigte, haben wir den Mietvertrag zum 31. Mai gekündigt", berichtet Schlaffke weiter. Das restliche Personal - vier Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte - reihen sich nun in das Heer der Arbeitslosen ein.

Als einen Skandal bezeichnet Schlaffke, dass die Stadt offenbar rücksichtslos die Schulden einzutreiben versucht. Ein 3er BMW, der als Wirtschaftsfahrzeug genutzt werde, sei von einem Vollstreckungsbeamten mit Hilfe des so genannten "Kuckuck"-Aufklebers sicher gestellt worden. "Dabei gehört das Auto uns gar nicht, es ist geleast", so der Betreiber. Mit der Stadt Köthen will er nichts mehr zu tun haben. "Wir suchen Räume für eine Gaststätte, aber nicht mehr in Köthen", sagt er. Die Gaststätte in Aschersleben soll weiter geführt werden, dort laufe das Geschäft gut. Die Miete betrage höchstens ein Drittel von der für den Köthener Ratskeller.

Köthens Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander will die Vorwürfe nicht auf der Stadt sitzen lassen. "Die Miete für den Ratskeller war durch den Stadtrat festgelegt worden - und zwar auf dem Niveau, von dem andere Gaststättenbetreiber in Köthen nur träumen können", sagte Zander, ohne die Zahlen zu nennen. "Wenn das Geschäft nicht läuft, sollte man dies nicht dem Vermieter in die Schuhe schieben."

Wie Zander mitteilte, hätten die Betreiber des Ratskellers jetzt erst informiert, dass sie schließen. Dem Oberbürgermeister zufolge betragen die Mitschulden nicht 6 000 Euro, sondern sie liegen viel höher. Schon bei dem vorherigen Betreiber des Ratskellers sei man auf den Schulden sitzen geblieben. Um so etwas jetzt zu verhindern und die Interessen der Stadt zu wahren, seien erforderliche Schritte eingeleitet worden. Nach MZ-Informationen hat das zuständige Amtsgericht zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Vollstreckung eingeleitet.

Und was wird nun mit dem Köthener Ratskeller? "Seinerzeit hatten wir mehrere Bewerber dafür", so Zander. Sie sollen nun kontaktiert werden.