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Köthen Köthen: Winni Puh auf Schwangeren-Bauch

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 26.01.2011, 18:15

KÖTHEN/MZ. - Mit ihren Bildern könnte Ricarda Fritsche locker eine eigene Malerei-Ausstellung zustande bringen. Immerhin sind es an die 200 Werke, seit sie irgendwann im Jahre 2007 mit ihrer Malerei begann. Nur: Diese Bilder hat sie nicht mehr. Sobald eins fertig ist, wird es nämlich umgehend von den Auftraggebern abgeholt. Eine 100-prozentige Verkaufsquote - der Traum eines jeden Malers.

Dabei ist Ricarda Fritsche nur nebenbei eine Künstlerin. Hauptberuflich ist sie Hebamme an der Frauenklinik des Köthener Krankenhauses. Und ihre Bilder haben etwas mit ihrer Tätigkeit zu tun. Schwester Ricarda bemalt Gipsabdrücke von den Bäuchen schwangerer Frauen, bevor diese ihre Babys zur Welt bringen. Die Kunstwerke sind also Auftragsbilder. Eine solche Leistung wird vom Eltern-Kind-Zentrum der Frauenklinik angeboten. 20 Euro kostet ein bemalter Abdruck für Patientinnen der Köthener Baby-Station, fünf Euro mehr müssen Schwangere zahlen, die nicht im Köthener Krankenhaus entbinden.

"Die Abdrücke werden mit ganz normalem Gips gemacht", beschreibt die Hebamme die Vorbereitung der Grundfläche für die Malerei. "Der Gips wird auf den Bauch gelegt. Zuvor muss die Haut schön eingeölt werden, damit der Abdruck gut abgeht. Nach einer Viertelstunde ist der Gips fest. Anschließend werden die Ränder des Abdrucks ordentlich beschnitten."

Ist der Gips trocken, wird die Hebamme zu einer Malerin. Der Abdruck, der den "dicken" Bauch und die Brüste einer Schwangeren nachbildet, wird nun bemalt. Motivvorstellungen kommen in der Regel von den Frauen selbst, bei Bedarf kann die Hebamme mit eigenen Tipps helfen.

"Die Patientinnen haben dabei vielfältige Einfälle", berichtet Ricarda Fritsche. "Die eine will Winni Puh auf dem Abdruck haben, die andere einen Teddy-Bär, die dritte ein Logo der Band ,Böhse Onkelz'." Tierkreiszeichen, die Figur des Spidermans oder ein Motiv aus "Herrn der Ringe" seien auch schon dabei gewesen.

"Hier kommt zum Beispiel entsprechend dem Wunsch der Kundin etwas Maritimes drauf - mit Meer, Schiff, Fisch und einem Leuchtturm", zeigt die Hebamme einen frischen Abdruck, der gerade erst trocken geworden ist. "Der Leuchtturm soll auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin hin rot-gelbe Streifen haben."

Obwohl die Originalbilder alle an die Kundinnen gehen, verliert Schwester Ricarda nicht den Gesamtüberblick. Sie hat ein dickes Album mit Fotos von bemalten Abdrücken angelegt. Zum einem, um einfach die Bilder in der Erinnerung zu behalten, zum anderen als Muster und Anregung, die Patientinnen gegebenenfalls bei der Motivsuche helfen sollen.

Auch Bianka Hohmann ließ einen Abdruck von ihrem Bauch machen. Die promovierte Assistenzärztin, die an der Frauenklinik arbeitet und für das Eltern-Kind-Zentrum verantwortlich ist, brachte ihr Kind sozusagen nahe am Arbeitsplatz zur Welt. "Andere Kolleginnen entbinden ebenfalls in unserer Klinik", betont Ricarda Fritsche.

"In unserem Zentrum werden für Kinder und Eltern auch andere Leistungen geboten", erläutert Frau Hohmann, die nach einer fünfjährigen Assistenzarzt-Tätigkeit demnächst die Facharzt-Prüfungen ablegen will. "Sie reichen von Infoabenden, an denen die Station sowie die Entbindungsmöglichkeiten vorgestellt werden, bis zu einem Geschwisterkurs: Dort werden Kinder auf den Umgang mit dem neuen Schwesterchen oder Brüderchen vorbereitet." Geburtsvorbereitende Akupunktur und Rückbildungsgymnastik nach der Geburt sind ebenso Kursthemen wie Babymassage oder das Prager Eltern-Kind-Programm (Pekip). Bei dieser in Prag entwickelten Methode bewegen sich und spielen Säuglinge in einer Gruppe, wodurch bei ihnen ein Zusammengehörigkeitsgefühl gefördert wird.

Während die bemalten Gips-Bauchabdrücke oder andere Angebote gut ankommen, zeigten Patientinnen dem Kurs "Yoga in der Schwangerschaft" erstaunlicherweise die kalte Schulter. Für Bianka Hohmann ist das unverständlich. "Eigentlich ist Yoga eine schöne Sache, die unter anderem Entspannung und Kraft bringt", sagt sie. "In anderen Kliniken sind solche Kurse voll ausgebucht."

In Bezug auf das Angebot ist das Mutter-Kind-Zentrum flexibel. "Das Programm wird jedes Jahr neu zusammengestellt", sagt Frau Hohmann. "Wenn wir von neuen guten Kursen hören, nehmen wir sie natürlich mit ins Angebot."