Köthen Köthen: Vögele gibt sein letztes Hemd
KÖTHEN/MZ. - Mit ordentlichen Preisnachlässen wirbt derzeit das Bekleidungsgeschäft Vögele in der Kleinen Wallstraße in Köthen. Es ist quasi die Schlussrunde, denn klein gedruckt ist auf der Werbefahne zu lesen, dass das Geschäft am 13. August schließt. Den Kunden wird die nächste Filiale in Staßfurt empfohlen.
Die Mitteldeutsche Zeitung erkundigte sich nach den Hintergründen der Schließung in der Firmenzentrale der Charles Vögele Holding AG, die ihren Sitz in Freienbach (Schweiz) hat. "Im Auftrag von Rudolf P. Scheben, Vice President Group Marketing and Communications, sende ich Ihnen nachfolgende Antwort: Aufgrund der unbefriedigenden Geschäftsentwicklung wird die Filiale in Köthen geschlossen. Für Köthen ist kein neuer Standort geplant", teilte Pressesprecherin Esther Fuchs mit. Auf die Frage, was mit den Mitarbeiterinnen geschieht, ob sie eventuell in anderen Filialen Arbeitsangebote erhalten, hieß es nur: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zur personellen Entwicklung keine Auskunft geben können."
Die fünf Mitarbeiterinnen, die in der Filiale beschäftigt sind, wissen allerdings schon seit längerer Zeit, woran sie sind. "Wir haben alle die Kündigung erhalten", teilte Ines Klöhn, stellvertretende Filialleiterin, im MZ-Gespräch mit. Das habe sich abgezeichnet, da das Unternehmen für das Geschäft einen Zehn-Jahres-Mietvertrag abgeschlossen hatte und es hieß, der Vertrag werde nicht verlängert. Arbeitsangebote in anderen Filialen habe es nicht gegeben. "Das nächste Geschäft ist in Staßfurt, dort sind alle Stellen besetzt", sagte Ines Klöhn.
Zudem seien bereits zahlreiche Filialen in der Region geschlossen worden, unter anderem in Magdeburg, Halle und Dessau, Versetzungsmöglichkeiten gebe es da nicht.
Ines Klöhn und ihre Kolleginnen sind traurig, dass die Entscheidung so gefallen ist. "Wir haben uns immer um gute Umsatzzahlen bemüht", betonte die stellvertretende Filialleiterin. So habe man in Eigeninitiative neben dem eigentlichen Verkaufsgeschäft Modenschauen organisiert und in Zusammenarbeit mit einer Schneiderei einen Änderungsservice angeboten.
Droht dem Stadtzentrum nach der Schließung von Vögele womöglich ein weiterer Geschäftsleerstand? Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander hofft natürlich, dass diese Situation nicht eintritt. "Nach meinen Informationen gibt es Interessenten für dieses Geschäft wie auch für den Laden, in dem vorher eine Drogeriekette war", sagte Zander auf MZ-Anfrage. In beiden Fällen seien allerdings einige nicht unerhebliche Umbauten erforderlich, was aber nicht von der Stadt abhänge. "Das müssen die Postbank und der Zwangsverwalter dieser Immobilien entscheiden." Dass Vögele demnächst schließt, empfindet der OB als "Verlust für Köthen".