Köthen Köthen: Überraschung in Weiß
Köthen/MZ. - Was haben zwölf schneeweise Brieftauben in einem festlich dekorierten Meerschweinchenkäfig zu suchen? Vor dem Köthener Rathaus hatten Monika und Erhard Weiland aus Klepzig immer wieder Fragen von neugierigen Passanten zu beantworten. Dass die Tauben anlässlich einer Hochzeit in die Lüfte steigen sollten, machte auf dem Markt schnell die Runde. Und wer an diesem Freitagvormittag etwas Zeit mitgebracht hatte, der wollte sich das Ereignis nicht entgehen lassen.
Für das Brautpaar Ariane Kukla und Christian Buschmann war diese Überraschung organisiert worden. Sie gaben sich gegen 10.30 Uhr im Köthener Standesamt das Ja-Wort. Dass sie kurz vor 11 Uhr einen Taubenkäfig öffnen würden, in dem normalerweise Vierbeiner zu Hause sind, damit hatten sie nicht gerechnet.
"Wir haben einen Käfig gesucht, der sich nach vorn öffnen lässt", erklärt der langjährige Taubenzüchter Erhard Weiland, denn die Liebesboten sollten direkt in Richtung Marktplatz starten. In der Gegenrichtung hätte es zu viele Hindernisse gegeben, ergänzt Monika Weiland, die durch das langjährige Hobby ihres Mannes ebenfalls Feuer gefangen hat. Schon als Neunjähriger hat der gebürtige Drosaer seine Liebe zu diesen Vögeln entdeckt und sie Jahrzehnte lang selbst gehalten.
"Vor einem Jahr musste ich aufgeben", bedauert Weiland, der Federstaub der Tauben habe zu einem allergischen Husten geführt. So kam es, dass ein Nachbar die Tiere übernahm. Er selbst hält jetzt Zwerghühner.
Doch wenn irgendwo im Bekannten- oder Freundeskreis eine Hochzeit angesagt und der Nachbar verhindert ist, springt Erhard Weiland gern ein. Einmal habe er den Frischvermählten die Tauben sogar in die Hand gegeben, um sie fliegen zu lassen, doch darauf verzichtet der Klepziger mittlerweile. Der "Angstschiss" der Taube mache sich nicht gut auf einem Hochzeitskleid, schmunzelt er.
Auch bei der Hochzeit von Sohn Christian, der übrigens 2010 in der gerade frisch sanierten Jakobskirche getraut wurde, sind die weißen Tauben geflogen. "Das war immer der Wunsch meiner Schwiegertochter Katharina", sagt sie.
Die Liebe zu den Tieren lässt Erhard Weiland einfach nicht los. Und vielleicht hat er ihnen ja auch einiges abgeschaut. Taubenpärchen bleiben in der Regel so lange zusammen, bis der Täuberich stirbt, verrät der Klepziger, der selbst schon 42 Jahre verheiratet ist.
"Eure Ehe soll ewig sein, seid treu wie die Tauben, Jahr für Jahr", liest Monika Weiland vor, als das junge Brautpaar vor dem Rathaus die Käfigtür öffnet. Und ist einmal getrübt euer Glück, macht es wie die Tauben und kehrt immer wieder nach Hause zurück."
Nachdem die Liebesboten zur Freude der Marktbesucher in den strahlend blauen Himmel entfleucht sind, kommt aus dem Publikum automatisch die Frage: Finden die auch wirklich wieder nach Hause? "Ja", sagt Monika Weiland und lässt keinen Zweifel aufkommen, "die sind schon im Schlag, während wir hier ins Auto steigen."
Doch bevor sie das tun, lüftet der Klepziger noch ein kleines Geheimnis über seine Schützlinge: Manchmal, wenn fremde Tauben hinzukommen, gehe auch so ein Täuberich fremd. In einer Sache aber sind die Symbole von Liebe und Treue wirklich beständig: Ältere Tiere zieht es immer wieder in die Heimat zurück. Das hat Weiland selbst erlebt, als er mal Tauben von einem Züchter in Suderode geholt hat.
"Einer ist immer wieder abgehauen und zurück geflogen", erzählt er. Erst der Nachwuchs habe sich dann bei ihm in Klepzig heimisch gefühlt.
Auch einen MZ-Kollegen, dem kürzlich eine beringte Taube zugeflogen ist, kann er beruhigen: "Die war sicher entkräftet, aber sobald es ihr besser geht, findet sie wieder heim." Der Spruch, den Monika Weiland den Köthener Eheleuten mit auf den Weg gegeben hat, ist also nicht aus der Luft gegriffen.