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Sanierung liegt auf Eis Köthen: Stadion an der Rüsternbreite - Die Sanierung liegt auf Eis

Von Matthias Bartl 19.09.2019, 09:57
Auf der Laufbahn sind die Risse im Belag gravierend groß.
Auf der Laufbahn sind die Risse im Belag gravierend groß. nicklisch

Köthen - Anno 1927 wurde es ausgiebig bejubelt - das Köthener Stadion war am 10. Juli eingeweiht worden. OB Erich Damerow hatte den Bau zwei Jahre zuvor auf den Weg gebracht, um einer möglichst großen Zahl Arbeitsloser Lohn und Brot zu geben, verwendet wurden vor allem „Reichsmittel“.

Stadtbauführer Gutjahr leitete die Planung ein, Stadtbaurat Thielecke führte das ganze Vorhaben federführend durch und die Pläne stammten vom Architekten Schmidt. Das Geld blieb in der Stadt.

Jetzt allerdings könnte das Stadion zu einem Finanzgrab der Stadt werden - nicht zuletzt, weil die sozial engagierten Vorväter den Bau auf einer ehemaligen Mülldeponie errichtet haben, die möglicherweise nicht genug verdichtet war, um den Bau über ein Jahrhundert in der Lotrechten zu halten.

Das Stadion nämlich sackt in sich zusammen, wie man (fast) ohne Übertreibung sagen kann. Zumindest im Bereich des Hauptfußballfeldes und der Laufbahn. Dort sind die Risse im Belag mittlerweile so gravierend groß, dass die Stadt bereits für das laufende Haushaltsjahr 100 000 Euro für Reparaturen eingestellt hatte. Versehen mit einem Sperrvermerk - und spätestens seit der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses ist klar, dass diese geplante Sanierung demnächst nicht erfolgen wird.

Grundton Moll

Wenn überhaupt, muss man hinzufügen. Denn stattdessen hat der Hauptausschuss von diesen gesperrten Mitteln erst einmal nur etwa ein Drittel freigegeben und will mit diesem Geld ein Sanierungskonzept für das gesamte Objekt erstellen lassen. Der in der Beschlussvorlage dazu vorherrschende Grundton ist Moll. Und warnend. Aufgrund der vorhandenen Schadensituation, heißt es in schönem Verwaltungsdeutsch, müsse zum jetzigen Zeitpunkt die Frage gestellt werden, unter welchen Sanierungsvoraussetzungen das Stadion mittelfristig weiter genutzt werden kann. Es sei nicht auszuschließen, „dass eine Weiternutzung des Stadions unter besonderer Berücksichtigung der Boden- und Grundwasserverhältnisse wirtschaftlich nicht vertretbar ist“. Mit anderen Worten: Es kann sein, liebe Stadträte, dass wir die Hütte auch dichtmachen müssen.

Diesen Duktus hatte natürlich auch Ronald Maaß erkannt. Der Linke sitzt nicht nur im Hauptausschuss des Stadtrates, sondern ist auch Präsident des CFC Germania, der im Stadion seine sportliche Heimat hat. Kein Wunder, dass Maaß in der Formulierung ernsthaftes Ungemach witterte: „Ich hätte mir gewünscht, nicht als erstes das Objekt in Frage zu stellen“, ärgerte er sich und verwies darauf, dass in anderen Städten der Region die Verwaltungen „Millionen in ihre Sportobjekte“ gesteckt haben. „Wir nicht!“

Was allerdings nicht ganz korrekt ist. In den Jahren 2000 bis 2002 wurde das Stadion schon einmal mit hohem Aufwand saniert. Damals flossen fast 1,2 Millionen Euro in das Objekt - das Rasenspielfeld wurde ebenso erneuert, wie die Laufbahn, ein Ballfangzaun zum Stadion wurde ebenso angelegt wie Weitsprunggrube, Basketballplatz, Volleyballfeld und Kugelstoßanlage. Außerdem wurden auch der Sprecherturm saniert und fast 1 000 Quadratmeter Betonpflaster verlegt. Insofern kann man den Wunsch der Verwaltung nachvollziehen, vor der nächsten Investition die Frage zu stellen, ob die Arbeiten diesmal länger halten als ein paar Jahre.

Geld für Notreparaturen

Zumal das Objekt offensichtlich auch noch andere Wehwehchen aufweist, wie man Feststellungen von Ronald Maaß entnehmen konnte. Auf zwei Drittel der so genannten Faltdächer der Stadiongebäude sei „keine Pappe mehr drauf“. Maaß empfahl daher, die Restmittel aus der Haushaltsstelle für Notreparaturen zu verwenden. Ein Vorschlag, der allerdings ziemlich ins Leere lief - weil die Restmittel bereits für die Fällung trockener Bäume in der Fasanerie verplant waren. Abzüglich der Konzeptkosten und der Fäll-Kosten wird für Reparaturen am Stadion wohl nur wenig übrig bleiben.

Zumal man im Hauptausschuss die Aufgaben bei der Erstellung des Konzepts noch erweitert und damit auch verteuert hat. Hartmut Stahl (Fraktion IG) forderte, die Untersuchungen um den Punkt zu erweitern, auch das Grundwasser zu analysieren, das unter dem Stadion hindurch in den Stadionteich fließt. Die Kontrolle des Sickerwassers war ursprünglich nicht Gegenstand der Analyse, soll jetzt aber mit erledigt werden. Weshalb man im Hauptausschuss den finanziellen Rahmen auch schnell von 30 000 auf 40 000 Euro ausdehnte - ohne zu wissen, ob man damit tatsächlich ausreichen wird. Dem beauftragten Büro sollte die neue Aufgabe allerdings keine Probleme bereiten - es ist fit im Abfallrecht und auch in der Wasseranalyse. Und auch im Sportplatzbau.

(mz)