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Köthen Köthen: Spielwaren gegen «Minirex»

20.09.2010, 15:44

KÖTHEN/MZ/HDA. - Wer besitzt noch Dinge aus dem DDR-Alltag, die noch heute funktionieren oder genutzt werden? Und welche Geschichten ranken sich um diese Dinge? Diese Fragen richtete kürzlich die Köthener MZ an ihre Leser. Rüdiger Franzke aus Köthen hat sich daraufhin gemeldet und seine Erinnerungen aufgeschrieben. Lesen Sie diesmal, was es mit einem Kleinrechner und einem Kurvimeter auf sich hat.

"Ich habe noch zwei Geräte aus dem DDR-Alltag, mit denen ich mich an der Leseraktion beteiligen möchte: den Kleinrechenapparat RECORD und den Kurvimeter 78. Der Kleinrechenapparat RECORD stammt aus dem Jahr 1968, war in der "Taschenrechnervorzeit" in jedem Schreibwarengeschäft in der DDR zum Preis von 17,40 Mark erhältlich und kam in vielen Haushalten sowie auch manchen Büros zum Einsatz. Hersteller war der Privatbetrieb von Lucie Meuter, Klausdorf bei Berlin, der unter dem Firmenlogo Record bzw. LM diese Rechenapparate mehr als 20 Jahre lang - bis 1983 - für die DDR und die anderen Länder des RGW-Bereichs produzierte.

Mit dem Rechenapparat kann man addieren und subtrahieren, was aber einiger Übung bedarf. Zu beachten sind dabei runde und viereckige Löcher, rote und weiße Zähne, wobei mit einem Griffel die gewünschten Zahlen gezogen bzw. eingestellt werden. Am oberen Rand des Apparates befindet sich ein Löschbügel, der durch Hochziehen und Wiedereinschieben betätigt wird und durch den immer mal wieder unbeabsichtigt längere Rechenoperationen gelöscht wurden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mein Vater in seinem Büro saß und - oft leise vor sich hin schimpfend - versuchte, mit diesem Apparat zurecht zu kommen, weil die beiden "Melitta"- bzw. "Triumphator"-Handkurbel-Rechenmaschinen in der Lohnbuchhaltung benötigt wurden.

Als ab 1973 in der DDR der erste Taschenrechner "Minirex" produziert wurde, benötigte man für diesen - wie für vieles andere - einen Bilanzanteil.

Da dieser nicht ohne weiteres erhältlich war, machte ich mich im Mai 1974 mit einigen Erzeugnissen unseres Betriebes (VEB Modellspielwaren Köthen) unter dem Arm auf zum VEB Robotron Halle, der die "Minirex" handelte. Und es zeigte Wirkung: die Modellbahnartikel verschwanden im Schreibtisch des zuständigen Mitarbeiters und 14 Tage später stand der Taschenrechner "Minirex" - fast 500 Gramm schwer! - in unseren Büroräumen, womit der Rechenapparat RECORD ausgedient hatte. Heute wird er - ein Zeugnis der "Taschenrechnervorzeit" - ab und zu von meiner Enkelin benutzt, die sich immer wieder darüber amüsiert, wie man mit solch einem "Monstrum" arbeiten konnte.

Noch häufig nutzen wir dagegen den Kurvimeter 78 vom VEB Freiberger Präzisionsmechanik, den man für einen EVP (Endverbraucherpreis) von 11,60 Mark kaufen konnte.

Da wir oft und gern wandern, ist er für die Planung unserer Wegstrecken auch heute noch fast unentbehrlich. Mit dem Kurvimeter kann man rasch und sicher die Entfernungen auf maßstabsgerechten Karten messen, indem man das Laufrädchen entlang der zu messenden Wegstrecke führt. An der doppelseitigen Teilung kann dann die Entfernung entsprechend des Maßstabes abgelesen werden."

Die MZ ist weiter an Ihren Geschichten zu Dingen aus dem DDR-Alltag interessiert. Sie können die Geschichten selber aufschreiben und an die MZ in 06366 Köthen, Buttermarkt 1, schicken oder dies per e-Mail an [email protected] tun. Wenn Sie möchten, können Sie uns auch Fotos schicken. Gern nehmen wir aber auch Anregungen entgegen oder kommen vorbei, um Ihre Geschichte aufzuschreiben und Ihre alte DDR-Stücke zu fotografieren. Telefonisch sind wir unter 03496 / 30 99 610 erreichbar.