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Köthen Köthen: Preisträgerkonzert beendet Bach-Wettbewerb

Von Claus Blumstengel 27.10.2013, 21:10
Der neunjährige Antal Lepetit spielte ein Werk aus dem Jahr 1969, für dessen Interpretation er einen Sonderpreis erhielt.
Der neunjährige Antal Lepetit spielte ein Werk aus dem Jahr 1969, für dessen Interpretation er einen Sonderpreis erhielt. Ute Nicklisch Lizenz

Köthen/MZ - Es nützte nichts - der Klavierstuhl war zu hoch. Und die Hydraulik gab dem zierlichen Mädchen im hellblauen Seidenkleid nicht nach. Mit hilfesuchendem Lächeln schaute die zehnjährige Laetitia Noemi Hahn ins Publikum. Flugs eilte Jury-Sekretärin Jana Quilitzsch auf die Bühne des vollbesetzten Bach-Saales und brachte das Sitzmöbel auf eine für die junge Pianistin bequeme Höhe.

Heiterkeit im Saal, auch unter den rund 40 Empfängern von Preisen, Förderpreisen und Anerkennungen des 8. Nationalen Bach-Wettbewerbs für junge Pianisten, der am Sonntag im Schloss Köthen zu Ende ging. Die seit Mittwoch bei den 88 Wettbewerbsteilnehmern aus 14 Bundesländern herrschende Anspannung war verflogen. Jetzt kam für die acht- bis 17-jährigen jungen Künstler die Kür, wie Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander das Preisträgerkonzert nannte. Und die bestand aus mal lyrisch, mal kraft- und temperamentvoll und stets mit unverkennbarer Spielfreude interpretierten Werken von Bach, Telemann, Mendelssohn-Bartholdy und zeitgenössischen Komponisten. Dass zahlreiche Stücke, die seit Mittwoch im Schloss bei dem öffentlichen Vorspiel der Teilnehmer zu hören waren, in Köthen entstanden sind, macht den besonderen Reiz dieses Wettbewerbs aus.

„Ich bin voll Bewunderung, wie bravourös die jungen Künstler selbst schwierigste Stücke spielen“, äußerte das Stadtoberhaupt begeistert und sagte über den Wettbewerb: „Diese Erfahrungen prägen die jungen Menschen fürs Leben.“

„Kulturelles Erbe kann nur weitergegeben werden, wenn sich junge Menschen dafür begeistern“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff als Schirmherr des Wettbewerbs. Köthen habe sich als Bach-Ort etabliert und könne durchaus mit Leipzig und Eisenach mithalten, das würden die Teilnehmer aus vielen Bundesländern zeigen. „Dieser Wettbewerb macht viele Menschen glücklich“, beschrieb Haseloff die Atmosphäre. So war denn auch den Preisträgern das Glücksgefühl anzusehen, wenn nach ihrem Spiel im Saal der Beifall aufbrandete, und der Stolz von Eltern und Klavierlehrern kannte schier keine Grenzen.

Nach dem Gruppenfoto mit Jury und Vorstandsmitgliedern der Köthener Bach-Gesellschaft, die den Wettbewerb veranstaltet, ging der 15-jährige Mohin Jan Fariod aus Königstein im Taunus auf Professor Gerhard Erber (79) zu und bedankte sich herzlich. Erber hatte den Wettbewerb 1999 ins Leben gerufen und war bis zu dessen 7. Auflage Vorsitzender der Jury. Mohin Jan sei sechs Jahre alt gewesen, als er zum ersten Mal am Köthener Wettbewerb teilnahm, erzählte seine Mutter. Professor Erber habe sich rührend um die jungen Teilnehmer gekümmert. Hatte es damals bei Mohin Jan „nur“ für einen Förderpreis gereicht, so fährt der junge Pianist diesmal mit einem dritten Preis nach Hause.

Den Vorsitz der fünfköpfigen Jury hat nun Dietmar Nawroth aus Reichenbach/Vogtland übernommen. Er ist seit 1992 Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig.

Während der Eröffnung des Preisträgerkonzerts wurde Professor Gerhard Erben zum Ehrenvorsitzenden der Jury ernannt. Oberbürgermeister Zander bezeichnete den renommierten Pianisten als „geistigen Vater“ des Köthener Wettbewerbs, den es ohne ihn überhaupt nicht geben würde.

Neben Barbara Dietrich aus Kemberg und Elias Friedrich Projahn aus Halle hat übrigens noch ein Preisträger zumindest enge Verbindungen zu Sachsen-Anhalt: Der neunjährige Antal Lepetit aus Chemnitz, der einen mit 125 Euro dotierten Sonderpreis für die beste Interpretation eines nach 1960 komponierten Stückes erhielt, gehört zur Musiker- und Pfarrersfamilie dieses Namens aus dem Raum Köthen/Dessau.

Begabt und selbstbewusst: die zehnjährige Laetitia Noemi Hahn
Begabt und selbstbewusst: die zehnjährige Laetitia Noemi Hahn
Ute Nicklisch Lizenz