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Köthen Köthen: Hochzeit nach Schicksalsschlag

Von Steffen Dörre 02.09.2012, 15:21

köthen/Edderitz/MZ. - "In guten wie in schlechten Zeiten…" - das sind Worte, die stets zum Ritual gehören, wenn zwei Menschen sich das Ja-Wort geben. Sie mit Leben auszufüllen, das ist es, worauf es dann ankommt; das ist das eigentlich Schwierige.

Nicht selten passiert es aber auch, dass man diese Herausforderung bereits zu bestehen hat, bevor die Ringe getauscht werden.

Schlimme Nachricht

So war es bei Daniela Wolf und Jens Winzler, die sich um die Jahrtausendwende in den Tanzgefilden des KuKaKö kennen- und schnell auch lieben gelernt haben. Bereits vor sieben Jahren schenkten sie Sohn Colin das Leben. Sie ist Chefin der Ordnungs- und Gewerbeabteilung der Stadt Köthen, er ist damals Bäckermeister in Edderitz. Bis die Nacht zum Rosenmontag diesen Jahres alles für Jens Winzler veränderte.

Über das Handy hatte er - gerade unterwegs, um seine vier Filialen im Umland zu beliefern - damals erfahren müssen, dass seine Bäckerei brennt. 12 500 Liter Wasser und mehrere Wehren konnten jedoch nicht mehr verhindern, dass die gesamte Bäckerei ein Raub der Flammen wurde. Und so war Jens Winzer nicht nur seiner Lebensgrundlage beraubt, sondern auch die Beziehung der beiden stand vor einer Bewährungsprobe.

Nun, ein halbes Jahr später, gaben sich die Beiden vor dem Köthener Standesamt das Ja-Wort. Quasi im Kollegenkreis von Daniela Wolf, die nun auch Winzler heißt. Beleg für die bestandene Bewährungsprobe und Zeichen dafür, dass das Blatt sich wieder zum Guten gewendet hat. "Demnächst wird die neue Bäckerei in der Anhaltischen Straße in Köthen eröffnet", verrät Kollegin Nicole Krökel, die gemeinsam mit Azubine Jule die Idee für eine besondere "Hochzeitskutsche" hatte. Per Klapptrittleiter muss der Bräutigam - nachdem man gemeinsam weiße Tauben in den Himmel geschickt hat - seine rot gewandete Braut auf einen geschmückten Plattenwagen führen, wo sie dann auf einem alten Ledersessel thront, während es zu einer mit Manneskraft gefahrenen Runde über Marktgefilde geht.

Sohn Colin zieht natürlich mit - seine Einschulung war Anlass für den Bäckermeister gewesen, seiner Liebsten den Antrag zu machen. Und so ist es beim Heiraten wie auch im Zusammenleben; man kommt besser voran, wenn man an einem Strang zieht und der eine die Last des anderen einfach mitträgt, wenn das Leben es verlangt.

Retourkutsche

"Bei meiner Hochzeit stand ein Dreirad vorm Standesamt", freut sich Nicole Krökel und genießt die kleine Retourkutsche, die die beiden frisch Vermählten in strahlendem Sonnenschein unter vieläugigem Publikum meistern - ein guter Teil der Kollegen und natürlich Freunde und Verwandte lassen sich das kleine Schauspiel nicht entgehen, bevor es dann gemeinsam in den Forellenhof zum Feiern geht.

Bleibt dem frischgebackenen Ehepaar nur zu wünschen, dass ihre Zukunft keine derartigen "Feuertaufen" mehr für sie bereithält - und sie es auch weiterhin schaffen, gute wie weniger gute Zeiten gemeinsam zu meistern.