Köthen Köthen: Halbe Stunde eingesperrt auf öffentlicher Toilette
KÖTHEN/MZ. - Am Montag war das Paar unterwegs in der Köthener Innenstadt. Als Frau F. ein menschliches Bedürfnis überkam, steckte sie eine Geldmünze in die öffentliche Toilette in der Bärteichpromenade - und kam anschließend nicht wieder heraus. So sehr sie sich auch mühte, die Tür blieb zu.
Durch einen Warnton, den Frau F. von innen auslöste, wurde ihr draußen wartender Mann auf die Situation aufmerksam. Da auch er von außen nichts ausrichten konnte, verständigte er schließlich die Polizei. Und die wiederum rief beim städtischen Ordnungsamt an. Ein Techniker war bald zur Stelle und hatte nach den Schilderungen von Edgar F. auch seine Not, die Toilette zu öffnen. Der Versuch mit einem Schlüssel scheiterte. Erst als der Mann Geld in den Einwurfschlitz steckte, gab die Tür nach und Frau F. konnte nach draußen treten. Eine halbe Stunde musste sie auf dem "stillen Örtchen" zubringen. "Sie hat sich wie in einem Gefängnis gefühlt", sagte ihr Ehemann.
Für Edgar F. bleiben Fragen. Die Polizei habe ihm gesagt, es sei nicht das erste Mal gewesen, dass jemand in dieser Toilette festsaß. Die Beamten hätten von mindestens sechs derartigen Fällen in der jüngsten Zeit gesprochen. "Was ist, wenn sich so etwas in den Abendstunden zuträgt, wo kaum noch jemand hier vorbeigeht und derjenige, der drinnen steckt, kein Handy zum Verständigen hat? Und wie steht es um Menschen, die unter Platzangst leiden?", fragte der Hildesheimer. Die Stadt müsse dafür Sorge tragen, dass eine öffentliche Toilette auch eine funktionstüchtige Entriegelung hat, ist er überzeugt.
Mit der öffentlichen Toilette in der Bärteichpromenade ist alles in Ordnung, sie wird nicht nur zweimal täglich gereinigt, sondern es finden auch regelmäßig Kontrollen zur Funktionssicherheit statt. Das versicherte Dorothea Tietz von der Stadtverwaltung, zu deren Zuständigkeit auch die insgesamt drei öffentlichen Toiletten in Köthen gehören. Sie bestätigte auf MZ-Anfrage, dass es in den vergangenen Wochen mehrfach Fälle gegeben hat, bei denen die Benutzer nicht sofort wieder herauskamen. Das sei möglicherweise darauf zurückzuführen gewesen, dass die Benutzer den innen an der Tür angebrachten Drehknauf nicht richtig gedreht haben, obwohl Schilder mit Pfeilen darauf hinweisen, in welche Richtung es zu- bzw. aufgeht. Sie schloss aber nicht aus, dass die schwere Stahltür sich manchmal leicht verklemmt, wenn daran mit Gewalt gerüttelt wird. Das zumindest habe der Schlosser vermutet, der sich erst am Dienstag die Toilettentür nochmal anschaute.
Die MZ hat die öffentliche Toilette am Mittwoch getestet. Und sie funktioniert, wenn alles richtig nacheinander getan wird: 50 Cent einwerfen, Tür öffnet sich automatisch. Nach dem Eintreten warten, bis Tür ins Schloss fällt. Dann den Riegel nach links drehen, Geschäft erledigen, Hand zum Spülen an den oben angebrachten Sensor halten, (danach Händewaschen nicht vergessen) und den Drehknauf zum Öffnen nach links drehen, wie es der Pfeil zeigt. Die Tür geht nun problemlos wieder auf. Fertig.