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Köthen Köthen: Fünf Eisbären

Von matthias bartl 01.02.2012, 19:21

köthen/MZ. - Hierzulande sind Eisbader eher die Ausnahme, und nur manchmal lädt die Köthener Badewelt alle diejenigen, die sich für polarmeertauglich halten, zu einer kleinen Runde durch das winterliche Außenbecken der Einrichtung ein. Im vergangenen Jahr verband man dieses mit einem Eisbader-Fasching, in diesem Jahr machte man Ganze ein wenig schmuckloser.

"Dieses Jahr sind andere dran"

Vielleicht lag es daran, dass Badewelt-Mitarbeiterin Nancy Föhse, die sich am Ratswall um die Vermarktung kümmert, und in diesem Jahr angesichts des bevorstehenden 10-jährigen Geburtstages der badewelt besonders viel zu tun hat, trotz Anmeldefrist kurz vor Start noch nicht sagen konnte, mit wie vielen mutigen Gästen man denn werde rechnen können. Immerhin wusste Nancy Föhse aber, wer auf keinen Fall in das knapp zehn Grad kalte Wasser springen werde: "Ich selbst gehe diesmal nicht rein." Im vergangenen Jahr hatte sich Nancy Föhse als Eisbärin ausprobiert und musste anschließend mit einer Erkältung kämpfen. "Dieses Jahr sind andere dran."

Vielleicht nicht mit einer Erkältung, aber doch mit dem Eisbaden. Da traf es sich gut, das just zur selben Badestunde die Wasserwacht des DRK ihren Nachwuchs, die "Wasserflöhe", in der Badewelt trainierten. Was dann für wenigstens drei der erprobten Retter Anlass war, besondere Härte zu demonstrieren und von den 29 Grad im Wettkampfbecken in eine Art flüssiges Eis zu wechseln. Die ersten, die in die Kälte hinabstiegen, Madlen Wehlmann und Philipp Stieler, stießen denn auch anhaltend spitze Schreie aus, um auf diese Weise den Schrecken der Abkühlung ein wenig zu übertünchen. Immerhin hielten beide aber so lange tapfer durch, bis der MZ-Fotograf seine Bilder geschossen hatte - ein solch einschneidend kaltes Erlebnis verdient es schließlich, im Bild festgehalten zu werden. Wehlmann und Stieler blieben auch nicht allein im Becken. Klaus Triebel kam hinterher, und dazu mit Angelika Meerwald und Frank Czymmek auch zwei Eisbader, die ganz ohne Sticheleien willig waren, in die Fluten zu steigen. Angelika Meerwald war schon im vergangenen Jahr mit von der Partie gewesen, hatte diesmal aber den Eindruck, "dass es kälter ist als im Vorjahr". Trainiert habe sie das Baden bei solchen Temperaturen nicht, "ich nehme mir aber immer wieder vor, den inneren Schweinehund zu überwinden". Diesmal hat das geklappt.

Abgehärteter Frank Czymmek

Frank Czymmek hingegen war ein ganz anderes Kaliber, wie man sehen konnte. Während die anderen mehr oder minder eissäulenartig im Außenbecken verharrten und sich maximal zu kurzen, schnellen Schritten oder Schwimmzügen aufraffen konnten, zog Czymmek seelenruhig ein, zwei Bahnen durch das Wasser und stieg dann gelassen an Land. "Ich gehe oft bis Mitte Dezember ins Wasser. Das macht die Nase frei", so der abgehärtete Mann.

Seit zwei Jahren fröne er diesem Freizeitvergnügen, zum Beispiel am Löbitzsee, so lange es der Winter eben zulasse. "Also so lange der See nicht zugefroren ist." Kriegt das Wasser dann doch eine Haut, ist auch für Czymmek der Badespaß vorbei: "Ein Loch habe ich noch nie ins Eis gehackt."

Czymmeks Junior Paul hatte ursprünglich mit ins Außenbecken steigen wollen, bekam dann aber doch ein bisschen Angst vor der eigenen Courage, blieb lieber im Warmen und sah durch die Scheibe zu, was die Großen draußen so anstellten.

Die blieben auch nicht lange in der sibirischen Kälte, sondern wärmten sich alsbald in der Badewelt wieder auf. Im Wasser oder am Beckenrand. Und machten einen ausgesprochen gesunden Eindruck.