Köthen Köthen: DRK Bitterfeld übernimmt Suchthilfe
köthen/MZ. - Nicht auf alle Fragen hatte Matthias Martz schon eine definitive Antwort. Etwa darauf, wo die Suchtberatung für den Altkreis Köthen denn künftig stattfinden soll, rein räumlich gesehen. In den alten Räumlichkeiten im Wolfgangstift in der Bärteichpromenade jedenfalls nicht, meinte der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Bitterfeld-Zerbst / Anhalt, "mit den Räumen dort hat der Vermieter anderes vor." Insofern wird man wohl, mangels Alternative, die Suchtberatung erst einmal in der Landkreisverwaltung am Flugplatz unterbringen - ein suboptimaler Platz, denn die Nähe zur Verwaltung könnte von manchem Kunden der Suchtberatung falsch verstanden werden.
Das DRK Bitterfeld-Zerbst / Anhalt wird ab 1. Januar 2012 im Landkreis die Sucht- und Drogenberatung übernehmen. Es gehe um einen "bruchlose Fortführung" der bisherigen Beratung, sagt Vitze-Landrat Bernhard Böddeker, zu dessen Dezernatsaufgaben auch die Suchtberatung gehört. Und wichtig sei auch, dass man "möglichst viele Mitarbeiter weiterbeschäftigen kann", die bisher in der Suchtberatung tätig waren. Das hat schon deswegen Priorität, weil Beratung in einem so diffizilen Bereich oft ganz entscheidend von den persönlichen Bindungen abhängt. Allerdings: "Wir sind noch nicht hundertprozentig dort, wo wir hinwollen", sagt Matthias Martz.
Und hinmüssen. Denn die bis zum Frühsommer 2011 festgefügten und funktionierenden Strukturen der Sucht- und Drogenberatung in Anhalt-Bitterfeld wurden - ohne Not - aus finanziellen Überlegungen heraus aufs Spiel gesetzt und gingen am Ende über die Wupper. Vereinfacht gesagt: Der Landkreis hatte vor einigen Monaten die Vorahnung geäußert, man werde für 2012 vom Land nicht mehr die altgewohnte Zuschuss-Summe für die Unterstützung der Beratungsstellen in Köthen, Zerbst, Bitterfeld und Wolfen erhalten. Da die Landesmittel aber den Löwenanteil an der Finanzierung der Suchtberatung ausmachten, wurde gleich gewarnt, der Landkreis allein sei nicht in der Lage, dies aus seinem Haushalt zu schultern - wiewohl es sich um eine Pflichtaufgabe des Landkreises handelt.
Die Träger, die im Auftrag des Landkreises die Aufgabe der Suchtberatung wahrnehmen, hörten die Botschaft von den ausbleibenden Mitteln mit Schrecken - und kündigten vorsorglich Personal und Mietverträge. Mit dem Ergebnis, dass der Landkreis für die gesamte Suchtberatung relativ schnell neue (oder alte) Träger suchen musste. "Wir haben mit allen potentiellen Trägern gesprochen", sagt Böddeker, "mit dem DRK Bitterfeld, der Diakonie, die ja schon vorher die Suchtberatung durchgeführt hatten, und einem Verein, der sich in Köthen neu gebildet hatte, um Suchtberatung anzubieten. Das DRK Bitterfeld hat das unserer Ansicht nach beste Angebot vorgelegt, sowohl von der Qualität her als auch was das Verhältnis von Preis und Leistung angeht."
Auch der Gesundheits- und Sozialausschuss des Kreistages habe es für gut befunden. Die Ein-Träger-Variante fand auch deswegen Anklang, weil der Landkreis nun für die Aufgabe nur noch einen Ansprechpartner hat und dieser die zur Verfügung stehenden Mittel effektiver einsetzen kann.
Zunächst einmal arbeitet das DRK Bitterfeld freilich quasi auf Verdacht. Noch weiß der Landkreis nicht definitiv, wie viel Geld das Land im nächsten Jahr zur Suchtberatung beisteuern wird. Der Idealfall wären 290000 Euro, sagt Böddeker, der schlechteste Fall 220000 Euro. Der Landkreis selbst steuert auf alle Fälle 14500 Euro bei. "Die genaue Summe werden wir erst im Frühjahr wissen", sagt Bernhard Böddeker, "danach müssen wir noch einmal neu rechnen." Für den Fall, dass der Zuschuss vom Land doch knapper ausfällt als erhofft, "werden wir einen Lösung finden, die niemanden einseitig benachteiligt", verspricht Böddeker.
Der noch einmal unterstreicht, dass sich das Beratungsangebot für Suchtkranke nicht verschlechtern soll. Fünf Mitarbeiter sollen sich um die Betroffenen kümmern. Jeweils anderthalb Stellen sind für Köthen, Bitterfeld und Wolfen vorgesehen, eine halbe Stelle für Zerbst. Das ist zwar eine Stelle weniger als noch bis zum Sommer, aber durch die Flexibilität des Trägers werde man dies ausgleichen können, ist sich der Vize-Landrat sicher.