Köthen Köthen: Der nächste Bildungsweg
KÖTHEN/MZ. - Wer viele Jahre in seinem Beruf gearbeitet hat, darf in der Regel als erfahrener Kollege gelten. Gleichzeitig jedoch kann er wesentlich Entwicklungen in seiner Branche verpasst haben. Um wieder Schrittmaß zu halten, ist Weiterbildung nötig. Das ist es etwas, dass an der Hochschule Anhalt schon seit Jahren geleistet wird. Vor zehn Jahren wurden die ersten Frauen und Männer "immatrikuliert", die als Ingenieur arbeiteten und sich an der Hochschule berufsbegleitend zum Wirtschaftsingenieur weiterbildeten.
"In diesen zehn Jahren haben wir in diesem Studiengang etwa 250 eingeschriebene Studenten gehabt oder haben sie noch", sagt Prof. Hans-Jürgen Kaftan vom Fachbereich 6 der Hochschule. Insgesamt sind 47 Diplom-Abschlüsse erzielt worden und - nachdem das Studium 2004 auf den Master umgestellt wurde - 32 Master-Abschlüsse. Nicht alle haben die doppelte Anstrengung von Beruf und Studium gemeistert, aber die Quote ist beachtlich, denn "die haben alle eine 40-Stunden-Woche", sagt Kaftan und man müsse schon Kraft aufbringen, um die Anstrengungen zu meistern.
Dreimal im Semester trifft man sich für jeweils drei Tage in Köthen an der Hochschule, "alles andere ist Selbststudium". Derzeit sind 63 Studenten aus fast allen Bundesländern in dieser Master-Weiterbildung eingebunden. "Nur aus Mecklenburg-Vorpommern haben wir keinen dabei." Am 31. August endet die Bewerbungsfrist für den nächsten Durchgang, der am 26. Oktober beginnen wird. Und in dem dann wieder die drei Schwerpunkte Wirtschaftsingenieurwesen, Management und Wirtschaftsinformatik den Weiterbildungsstudiengang dominieren werden. "Das sind gute Angebote, um die eigenen beruflichen Fähigkeiten und damit auch Einsatz- und Aufstiegsmöglichkeiten zu verbessern", sagt Hans-Jürgen Kaftan.
Seit einem Jahr gibt es an der Hochschule auch die Möglichkeit, in einem Modulstudium einen Abschluss im Bereich "Management für Ingenieure" zu erreichen. Hier geht es nicht um ein mehrjähriges Studium, sondern dieser, ebenfalls berufsbegleitende, Studiengang, der von Katrin Kaftan und Franziska Wielepp betreut wird, wird in einem Jahr abgeschlossen. Er beinhaltet maximal zwei Module aus dem Master-Studiengang für Wirtschaftsingenieurwissenschaften und soll den Teilnehmern vor allem einen schnellen signifikanten Wissenszuwachs im betriebswirtschaftlichen Bereich bringen.
Der zunehmend bemerkbare Mangel an Fachkräften auch im Ingenieurbereich macht die Weiterbildungsangebote der Hochschule zu einer überlegenswerten Variante auch für die Personalplaner in den Unternehmen. Das gilt auch für die ingenieurwissenschaftliche Weiterbildung, die sich nicht an Frauen und Männer richtet, die bereits einen Hochschulabschluss haben, sondern an Facharbeiter mit und ohne Abitur, die aber mindestens zwei Jahre Erfahrung im Beruf gesammelt haben müssen, an Meister, Techniker, technische Betriebswirte.
"Sie werden in einem Vorbereitungskurs innerhalb von acht Monaten auf eine Fernstudium vorbereitet", erläutert Petra Kircheis. Für manchen, der de facto die Zugangsberechtigung fürs Hochschulstudium hat, bei dem aber die Schulzeit schon etwas länger zurück liegt, wird dieser Kurs zu Auffrischungszwecken angeboten. In dem seit drei Jahren existierenden Programm sind bislang 55 Frauen und Männer auf ein Studium vorbereitet worden. 49 - eine sehr gute Quote - haben den Kurs, der aus einem Projekt des Bildungswerks der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt hervorgegangen ist, erfolgreich absolviert, sechs sind vorzeitig ausgeschieden.
Immerhin: Von den 240 Unterrichtsstunden des Vorbereitungskurses sind 154 Mathe-Stunden, 60 Physik- und zwölf Chemie-Stunden; das kann jemanden, der die Schulzeit eine Weile hinter sich gelassen hat, schon sehr beanspruchen. "Aber die Motivation ist sehr stark", hat Petra Kircheis festgestellt. "Da geht es in erster Linie um eine Weiterbildung, um in bessere Positionen zu gelangen. Entweder ist man selbst zu dem Entschluss gekommen oder aber ist von Unternehmens-Geschäftsleitungen angesprochen worden." Petra Kircheis wünscht sich, dass die Betriebe der Region noch stärker von sich aus, offensiv und gezielt, nach Weiterbildungsangeboten für ihr Personal suchen. "Dafür benötigt man aber Personalkonzepte, Entwicklungskonzepte, und das ist bei nicht wenigen Unternehmen noch ein Manko."
Allerdings, da sind sich Hans-Jürgen und Katrin Kaftan sowie Petra Kircheis einig, wird die immer schwerer werdende Suche nach Fachpersonal dazu führen müssen, dass man sich in den Unternehmen weitaus stärker als bisher Gedanken darüber macht, wie man das vorhandene Personal entwickeln kann. Und an diesem Punkt wird das Transferzentrum Absolventenvermittlung und wissenschaftliche Weiterbildung der Hochschule Anhalt ein immer wichtigerer Ansprechpartner werden.
Weitere Informationen zu den Weiterbildungsmöglichkeiten an der Hochschule Anhalt und zu Bewerbungsterminen und Studienabläufen finden sich im Internet.