Karneval Karneval: Mit viel Tamtam durch Köthen
KÖTHEN/MZ. - Da wird der Bühneninspizient der 1. Köthener Karnevalsgesellschaft 1954 in Hochform, bester Laune und aller Früh erwartet.
So viele Teilnehmer wie noch nie sind für den größten Rosenmontagszug Mitteldeutschlands gemeldet. 43 Vereine schicken ihr närrisches Volk in die Bachstadt. Nicht weniger als 3 000 Teilnehmer bilden den Zug, der mit 77 Festwagen, 16 Cabrios, einer Kutsche und 72 Laufgruppen, darunter sechs Musikgruppen, durch die Straßen ziehen wird. 172 Bilder kündigt Zugmarschall Bodo Elze an. "Das sind 18 mehr als 2008. Und das war damals der größte Umzug, den Köthen je gesehen hat."
Für Ronald Mormann, den Präsidenten des Kukakö, zeigen diese Zahlen: "Die Karnevalisten kommen gern nach Köthen." Trotz der in diesem Jahr eingeführten Startgebühr von 25 Euro, die jeder Verein, jede Firma und Institution aufwenden muss. Egal mit wie viel Bildern man letztlich beim Umzug dabei ist. Was hier insgesamt an den Kukakö gezahlt werde, reiche nicht einmal für die Kosten der Kapellen, rechnet Mormann vor - und verweist darauf, dass anderswo längst Startgebühren verlangt werden und meist deutlich höhere als hier.
Mormanns Vize, Bodo Elze: "Wir sind für eine gute Organisation bekannt. Das klappt hervorragend. Über die Jahre sind freundschaftliche Kontakte entstanden. Das ist eine große Karnevalsfamilie."
Etwas, das auch Michél Koch besonders schätzt. Der 26-Jährige gehört seit 2002 zu dieser Familie. Er erinnert sich genau daran, wie er damals am 11. 11. angesprochen worden ist, ob er nicht mitmachen will. Der Kukakö suchte einen Bühneninspizienten. Dem Akener gefiel die Vorstellung, sich um all die Kleinigkeiten zu kümmern, die für einen gelungenen Auftritt der Karnevalisten unerlässlich sind. Er rückt die Mikrophone auf der Bühne in Position und räumt sie nach den Gesangseinlagen wieder bei Seite. Er weiß, welche Utensilien die Tanzgruppen für ihre Showeinlagen benötigen und legt sie bereit. Wann ein Pult gebraucht wird, hat er im Hinterkopf und trägt es rechtzeitig an seinen Platz. Punkt für Punkt wird alles notiert. Jedes Detail zählt. Ohne seinen großen Spickzettel, den sich der Bühneninspizient jedes Jahr zur Generalprobe der Prunksitzungen schreibt, wäre er verloren.
Die Generalprobe für den Rosenmontagsumzug (Motto: "Die ganze Welt mit viel Tamtam, weil 20 Jahr' wir Freiheit ham!") spielt sich im Kopf des jungen Mannes ab: Als Mädchen für alles muss er auch an alles denken. Und vor allem an die Kamelle für den Elferrats- und Senatswagen seines Vereins. "Rosenmontag", betont er, "darf nichts schief gehen." Schon gar nicht, darf es auf den letzten Metern an Kamelle-Nachschub fehlen. Fast eine Tonne kommt allein auf den Wagen des Kukakö-Elferrates. "Die Mischung macht's", weiß Koch, der deshalb von allem etwas an Bord haben wird: Bonbons, Kaugummi, Schokoriegel, Salzbrezeln, Traubenzucker, Lutscher, Papiertaschentücher, Kaffeetüten, Flaschenverschlüsse, Wasserbälle.
Nicht weniger als 4 000 Kilogramm wurden in den letzten Tagen in der Joachimiallee angeliefert und von hier aus verteilt. An Sponsoren, an befreundete Karnevalsvereine und natürlich für den Kukakö selbst. "Am Mittwoch, 22.15 Uhr bin ich noch 100 Kilo Kamelle losgeworden", lacht der Schatzmeister des Vereins, Berthold Habekuß, und ist sicher: "Es wird nichts übrig bleiben."
Auch dank Michél Koch, der seinen Elferrat während des Zuges mit Nachschub versorgt. Dass er darüber kaum Zeit haben wird, dem närrischen Volk am Straßenrand zuzujubeln, gehört zum Job. "Die Stimmung genieße ich trotzdem", sagt er, obgleich ihm wie den vielen Helfern des Kukakö ein besonders langer Tag bevorstehen dürfte. Wenn sich der Zug am Montag pünktlich um 11.11. Uhr an der Persiluhr in Bewegung setzt, verschwendet er daran keinen Gedanken. Dann ist Michél Koch gewiss bester Laune.