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Impulsgeber unter der Haut Impulsgeber unter der Haut: OP in Helios-Klinik in Köthen - Besonderer Defibrillator implantiert

Von Sylke Hermann 18.05.2020, 12:46
Die Helios-Klinik in Köthen.
Die Helios-Klinik in Köthen. Nicklisch

Köthen - Ein Mann um die 50, mitten im Leben stehend, sportlich, berufstätig, in einer glücklichen Beziehung lebend - aber sein Herz ist krank. Der Patient leidet an Luftnot, ist oft müde, abgeschlagen, nimmt an Gewicht zu. Er kommt mit einer Überweisung seines behandelnden Arztes nach Köthen - zu Professor Guido Matschuck, dem Chefkardiologen der hiesigen Helios-Klinik.

Herzkraft ist trotz vieler Bemühungen im kritischen Bereich geblieben

„Wir haben über Wochen nach allen Regeln der Kunst versucht, die Herzkraft wiederherzustellen, doch sie ist im kritischen Bereich geblieben“, erklärt der Mediziner. Weil der Patient - von dem enorm hohen Risiko abgesehen, am Plötzlichen Herztod zu versterben - ansonsten gesund gewesen sei, auch keinen Herzschrittmacher benötige, hat sich das Team um Guido Matschuck entschieden, eine für Köthen gänzlich neue Therapiemöglichkeit nicht nur in Erwägung zu ziehen, sondern tatsächlich anzuwenden.

In der vergangenen Woche ist damit zum ersten Mal ein S-ICD implantiert worden. Das S steht für subcutan (unter der Haut), und ICD ist die Abkürzung für Implantierbarer Cardioverter und Defibrillator.

Die Herzschwäche, weiß der Chefarzt der Kardiologie, betreffe immer mehr Menschen. Weltweit würden die Zahlen steigen. Gefährdet seien vor allem ältere Menschen, aber nicht ausschließlich. Guido Matschuck weist darauf hin, dass diese Menschen früher daran gestorben wären. Heute kann vielen geholfen werden.

Neue Methode hat in den klinischen Alltag Einzug gehalten

Unter Umständen mit jener Methode, die nur sehr langsam in den klinischen Alltag Einzug gehalten habe, obwohl „die Studienlage relativ eindeutig ist“. Allerdings würden sich nicht alle Patienten eignen, aber für jüngere sei sie durchaus eine Alternative. Und mit 50, versichert der Chefarzt, sei man im Auge des Internisten „blutjung“.

Grundsätzlich, schildert der Mediziner, ziehe man in der Therapie immer mehrere Optionen heran, auch in diesem Fall. Das Ziel indes sei stets klar definiert: die Herzkraft wieder verbessern. Das könne über Medikamente erfolgen oder auch mit einer Herzklappenkorrektur. Eine weitere Möglichkeit: der Defibrillator.

Anfangs, berichtet Guido Matschuck, habe man diese Geräte, die gefährliche Herzrhythmusstörungen erkennen und bei Bedarf einen elektrischen Impuls abgeben, im Bauchraum des Patienten implantiert und auf das Herz „genäht“. Mittlerweile würden circa 95 Prozent aller Defibrillatoren weltweit unterhalb des Schlüsselbeins platziert. „Sie leisten gute Arbeit und verhindern sehr zuverlässig den Plötzlichen Herztod - aber sie sind auch sehr komplikationsträchtig“, so der Professor. Knackpunkt seien vor allem die Sonden, die mit der Zeit brüchig werden können oder aber Bakterien in das Herz eintragen. Ein „unschöner Zustand“, betont er, den man unbedingt vermeiden müsse.

Im konkreten Fall berichtet Guido Matschuck, der sich intensiv mit seinen Fachkollegen an der Helios-Klinik Köthen und in der Folge auch mit dem Patienten dazu ausgetauscht habe, von der Überlegung, das kranke Herz zu stärken, ohne es berühren zu müssen. Nichts anderes nämlich ist S-ICD. Für ihn selbst sei die Operationsmethode Routine. Für Köthen sollte es eine Premiere werden - eine erfolgreiche. „Der Patient konnte das Krankenhaus nach einem Tag verlassen.“

Operation in Köthen war schon nach 45 Minuten beendet

Der entscheidende Unterschied zum herkömmlichen Defibrillator liegt darin, dass die Sonden außerhalb des Organs platziert werden. Das Herz liegt exakt zwischen dem Gehäuse des Defibrillators und den Sonden, damit diese den Herzrhythmus erkennen können. Nach circa 45 Minuten ist die Operation beendet.

Große Kliniken und Herzzentren würden die Methode seit etwa zehn Jahren anwenden. Guido Matschuck ist stolz, dass sich nun auch Köthen einreiht. Und das bedeutet: „Wir können damit 100 Prozent aller technischen Möglichkeiten auf dem Gebiet der Defibrillatoren anbieten.“ (mz)