Hochzeit in Köthen Hochzeit in Köthen: Zwei Männer trauen sich

Köthen - Der Köthener Tierpark war gestern geschlossen und soll es bis heute um zwölf Uhr auch noch sein. In der Köthener Runde von Facebook war auch der Grund dafür zu lesen: „wegen der Vor- und Nachbereitung einer innerbetrieblichen Hochzeitsfeier“.
Dazu eingeladen hatten Tierpark-Chef Michael Engelmann und dessen Mitarbeiter David Schaller. Die beiden jungen Männer trauten sich gestern, und zwar im besten Sinne des Wortes. Im Standesamt des Köthener Rathauses gaben sie sich das Ja-Wort und das Versprechen, künftig die Höhen und Tiefen des Lebens gemeinsam meistern zu wollen. Konstanze Thomas und Norman Haase waren die Trauzeugen und gratulierten als erste dem jungen Paar.
Seit August 2001 können in Deutschland zwei gleichgeschlechtliche Partnerinnen oder Partner eine Lebenspartnerschaft begründen. Mit dem Eingehen einer Lebenspartnerschaft ist eine Fülle von Rechtsfolgen verbunden, z.B. die Pflicht zur gegenseitigen Fürsorge. Seit 2001 sind vor dem Köthener Standesamt drei weibliche und acht männliche Paare die Lebenspartnerschaft eingegangen.
Traditionelle Hochzeitsbräuche und zahlreiche Gäste
Nach dem offiziellen Akt herrschte dann Trubel vor der Rathaustreppe. Zahlreiche Freunde und Bekannte hatten sich eingefunden, um zu gratulieren und dem Paar einen traditionellen Hochzeitsbrauch abzuverlangen. Der war im Handumdrehen erledigt, denn der zu durchsägende Baumstamm einer Birke war nicht sonderlich groß. Um allen Fotografen zu ihrem Recht zu verhelfen, sägten Michael und David den Stamm ein zweites Mal durch.
Zu den zahlreichen Gratulanten gehörte auch Steinmetzmeister Andreas Gaedke aus Zabitz. Er schenkte dem Paar einen in Stein gemeißelten Bären. „Ich bin seit meiner Kindheit mit dem Köthener Tierpark verbunden. Meine Urgroßmutter wohnte in der Nähe. Und immer wenn ich bei ihr war, ging es auch in den Tierpark“, berichtete Gaedke. So hatte er auch immer eine gute Beziehung zu den Mitarbeitern des Tierparks, mit dem Hochzeitspaar ist er befreundet. Dass zwei Männer geheiratet haben, stört ihn überhaupt nicht. „Lieber so eine ehrliche Beziehung eingestehen, als sie zu verschleiern“, meinte Gaedke.
Liebe auf den ersten Blick
„Es war Liebe auf den ersten Blick.“ So beschrieb Michael, von Beruf Tierwirt, den Moment, als er David, ausgebildeter Einzelhandelskaufmann, das erste Mal begegnete. Das war im Januar 2013 im Tierpark Gera. Dort gab es einen Tiertausch. Michael Engelmann hatte von dort ein Pony und einen Rothirsch nach Köthen geholt. Und bei dieser Gelegenheit liefen sich die beiden jungen Männer über den Weg. „So haben wir das Dienstliche mit dem Privaten verknüpfen können“, witzelte David. Schon fünf Monate später, im Juni 2013, verließ er seine Heimatstadt Gera und zog zu seinem Liebsten nach Köthen. Dass sie richtig heiraten wollten, hatten sie sich von Anfang an fest vorgenommen.
Gleichberechtigung auf allen Ebenen
„Als wir dann unsere Eltern zur Hochzeit einluden, haben sie sich riesig gefreut“, erzählte David. Dass sie schwul sind, macht ihnen im Alltag kaum Probleme. „Es passiert sehr selten, dass wir deshalb mal komisch angesehen werden“, äußerte Michael. „Wir sind da sehr offen und halten unsere Zuneigung füreinander nicht versteckt“, ergänzte David. Eine klare Position zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe erwarten sie von der Politik. „Wir sind für Gleichberechtigung auf allen Gebieten“, sagten sie unisono. Ob bei Ausländern oder Behinderten, Deutschland sei in Sachen Gleichberechtigung ja schon sehr weit. „Nur in der Frage zur Gleichstellung mit der Ehe hinken wir hinterher“, sagte David.
Ob für die weitere Lebensplanung eventuell auch erwogen wird, ein Kind zu adoptieren? „Über Kinder haben wir noch nicht nachgedacht. Wir werden sehen, was die Zeit bringt“, antwortete Michael. „Wir haben schon ein großes Kind, das 24 Stunden Arbeit erfordert, und das heißt Tierpark“, fügte David hinzu.
Als beide das Aufgebot bestellten, wurden sie von den Mitarbeiterinnen des Standesamtes darauf hingewiesen, dass sie auch Tiere zur Eheschließung mitbringen können. „Das ist bei uns möglich. Und das haben auch schon viele Paare gemacht“, erzählte Standesamtsmitarbeiterin Edda Baethe. So seien schon mehrfach Hunde dabei gewesen, einmal auch ein Papagei. Michael und David hatten kurzzeitig mit diesem Gedanken gespielt, ihn dann aber verworfen. „In Frage gekommen wäre nur unser Äffchen Panya, das wir mit der Flasche aufgezogen haben. Aber sie hätte beim Herumturnen im Standesamt sicherlich eine Verwüstung angerichtet“, äußerte Michael. (mz)
