Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Zum Abschluss gibt es Preise
Köthen/MZ - Annika Miehe betritt die Bühne. Ihre schwarzen Absatzschuhe klacken auf den Boden der Martinskirche in Köthen. Professor Jürgen Schwarz, der Dekan des Fachbereichs Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen (EMW), überreicht ihr einen Blumenstrauß. Bis jetzt verlieh die Hochschule Anhalt drei Mal den Karl-Hermann-Zipp-Preis für herausragende Studienleistungen an eine Frau. Annika Miehe ist eine davon. Das Thema ihrer Abschlussarbeit war der Aufbau und die Entwicklung eines Ladegeräts für ein Elektrofahrzeug.
70 Absolventen
Wie die junge Frau haben am Sonnabend in der Martinskirche 70 Absolventen vom Standort Köthen der Hochschule Anhalt ihr Abschlusszeugnis entgegen genommen. Zum Fachbereich EMW zählen unter anderem auch die Studiengänge Biomedizinische Technik, Medientechnik und Solartechnik.
„Ich bin so stolz, dass ich das geschafft habe“, sagt Annika Miehe. Nach ihrer Ausbildung zur Physiklaborantin, arbeitete die 28-Jährige zunächst an der Universität Hildesheim und später an der Technischen Universität Braunschweig. Neben der Arbeit begann die Bachelor-Absolventin 2008 ein Fernstudium der Elektrotechnik an der Hochschule Anhalt. Die Doppelbelastung von Studium und Arbeit machte ihr nichts aus. „Meine Arbeitgeber waren sehr locker und so ließ sich beides gut kombinieren“, erklärt Annika Miehe.
Einen „bescheinigten Zuwachs an Wissen“, so der Vizepräsident für Studium und Lehre, Professor Hans-Jürgen Kaftan, haben die Absolventen nun erreicht. „Sie haben es geschafft“, bescheinigt auch Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander, der als Ehrengast zu der Abschlussfeier eingeladen wurde. Sein größter Wunsch sei es nun, dass die Absolventen in der Region Sachsen-Anhalt bleiben und hier eine Familie gründen würden. Die wirtschaftliche Lage habe sich auch in Köthen gebessert. Doch den sinkenden Einwohnerzahlen nach zu urteilen, bleiben tatsächlich nur sehr wenige Absolventen nach dem Studium in der Stadt.
Recht eindrücklich erinnert Kurt-Jürgen Zander an das Privileg studieren zu dürfen. Er ruft die Absolventen zur Dankbarkeit auf. Zur Dankbarkeit für die Unterstützung aus ihrem Umfeld und zur Dankbarkeit für die Möglichkeit sich bilden zu dürfen.
Für hervorragende Studienergebnisse gibt es weitere Preise. Die Auszeichnung für Kreativität und Innovation erhält Tobias Stoye, ein junger Mann im schwarzen Anzug und rahmenloser Brille. Den zweiten Karl-Hermann-Zipp-Preis, der vom Land Sachsen-Anhalt gestiftet wird, nimmt Marcus Wardecki entgegen. Der Diplomstudent hat sein Fernstudium mit der Note 1,3 acht Monate vor der Regelstudienzeit abgeschlossen.
Dass das Studium aber nicht nur den individuellen Erfolg, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl stärkt, zeigen Christian Kotschote und Martin Bielenin. Sie erhalten vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine besondere Auszeichnung. Professor Günter Klawitter vergleicht die beiden Schweißerfachingenieure mit „siamesischen Zwillingen“, da sie immer im Doppelpack auftraten. Günter Klawitter war Leiter in der Konzernforschung von Volkswagen im Bereich Fügungs- und Fertigungsverfahren.
Christian Kotschote und Martin Bielenin haben ihre Masterarbeit in Zusammenarbeit mit VW verfasst. Günter Klawitter stellt abschließend fest, dass Schweißen das verbindende Element zwischen den beiden Studenten sein muss. Nun trennen sich jedoch ihre Wege. Die zwei Köthener treten jeweils eine Promotionsstelle in Ilmenau und Ingolstadt an.
„Alleine kann man das Studium gar nicht schaffen“, bestätigt ebenfalls Daniel Majaura. Der 25-Jährige absolvierte einen Bachelorabschluss im Fach Biomedizinische Technik. Durch Lerngruppen und Projektarbeit sei vor allem der Austausch unter den Studierenden gefördert worden.
„Besonders gut fand ich an dem Studium hier, dass es eine sehr gute Betreuung von den Professoren gab“, fügt Daniel Majaura hinzu. Das Lehrpersonal sei für die Studierenden immer erreichbar gewesen. Wie viele seiner Kommilitonen wechselt auch er für das Masterstudium an eine andere Fachhochschule oder Universität. Darauf freut er sich schon, obwohl es in der Kleinstadt Köthen auch ein studentisches Leben gegeben habe.
Der letzte Preis, gestiftet vom Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Motoren- und Maschinenforschung Roßlau, wird an Dirk Lehrling übergeben. Sein überdurchschnittliches Engagement bei der Entwicklung des Solarautos der Hochschule Anhalt wird damit geehrt.
Gute Berufschancen
Anschließend bekommen auch die anderen Absolventen als Abschiedsgeschenk eine Druckgrafik von Köthener Sehenswürdigkeiten. Diese wurden von Dessauer Hochschulstudenten entworfen.
Mit der Zeugnismappe in der Hand haben viele der neuen Alumni die nächste Lebensstation bereits geplant. Da auf dem Arbeitsmarkt immer noch von einer „Ingenieurslücke“ die Rede ist und Fachkräfte dringend gesucht werden, sollten sich die Absolventen, zumindest um den Berufseinstieg, keine Sorgen machen.