Hinter Schloss und Riegel Hinter Schloss und Riegel: In Einbruch-Hochzeiten mieten immer mehr Menschen in Köthen und Bitterfeld ein Bankschließfach

Köthen/Bitterfeld - Die Einwohner von Anhalt-Bitterfeld bringen ihre Wertgegenstände zunehmend in Bankschließfächern in Sicherheit. Manche Schließfach-Anlagen der Bankhäuser sind bereits zu fast 100 Prozent ausgelastet. Das hat eine Umfrage der Mitteldeutschen Zeitung bei den drei größten Geldinstituten im Landkreis ergeben.
Kreissparkasse teilweise voll
Am wenigsten freie Schließfächer gibt es demnach bei der Kreissparkasse. „Die Auslastungsquote differiert zwischen den einzelnen Filialen und liegt zwischen 50 und knapp 100 Prozent“, sagt Sparkassensprecher Andreas Czaja. Welche Filialen besonders hoch ausgelastet sind, will er „aus versicherungsrechtlichen Gründen“ nicht sagen. Insgesamt liege die Auslastung in den zehn von 18 mit Tresoren ausgestatteten Filialen bei 57 Prozent. Das seien zehn Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.
Weil die Nachfrage so hoch ist, hat die Kreissparkasse nun reagiert: „Wegen der zunehmenden Verknappung an Schließfächern erfolgt eine Vermietung nur noch an Kunden der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld“, so Czaja. Er sieht den Grund für das gestiegene Interesse vor allem in den vielen Fällen von Wohnungseinbrüchen in Sachsen-Anhalt.
Commerzbank rüstet nach
Das sieht auch Jeannette Tschorba, Filialleiterin der Commerzbank Köthen, so. „Bundesweit und auch in Köthen haben wir eine erhöhte Nachfrage wegen Einbruchsdiebstählen“, sagt sie. Hinzu komme, dass Sparer in Zeiten von niedrigen Zinsen vermehrt auf Wertgegenstände wie Schmuck, Münzen oder Gold setzten und diese Schätze sicher aufbewahren wollten. Darüber hinaus rechnet sie auch damit, dass sich zunehmend Firmen für Bankschließfächer interessieren, etwa um Interna, Lohn- und Mitarbeiterlisten sicher aufzubewahren.
In der Commerzbank Köthen, der einzigen im Landkreis, sind Tschorbas Angaben zufolge derzeit 68 der 156 Schließfächer frei. Erst im Jahr 2015 hatte die Bank nachgerüstet und neue Tresore installiert. „Wir waren ausgelastet und hatten schon eine Warteliste“, sagt die Filialleiterin. Wie die Sparkasse vermietet auch die Commerzbank ihre Schließfächer nicht an jedermann. Nur wer ein Girokonto im eigenen Haus hat, kann ein Schließfach mieten.
Volksbank überdenkt Erweiterung
Bei der Volksbank Köthen-Bitterfeld gibt es zwar noch keine Wartelisten für freie Schließfächer, jedoch seien die Kapazitäten „begrenzt“, wie Unternehmenssprecherin Kathleen Gorgas sagt. Deshalb denkt die Bank auch über eine Erweiterung der Schließanlagen nach. Gorgas: „Sollte der Bedarf an Schließfächern weiter steigen, ist eine Erweiterung unserer Bankschließfächer zu überdenken.“ Derzeit bietet die Volksbank, die sieben Filialen hat, in ihren Geschäftsstellen in Köthen, Aken, Sandersdorf und Bitterfeld Tresore an. Besonders die Schließfächer in der 2013 neu eröffneten Filiale in Köthen, Neustädter Straße, würden gut angenommen.
Unabhängig von der Bank - Wertgegenstände in Schließfächern sind deutlich sicherer aufgehoben als Zuhause, mag das Versteck noch so gut sein. Sparkassenkunden bekommen zwei Schlüssel zu ihrem Fach und brauchen zusätzlich ihre EC-Karte, um überhaupt erst in den Tresorraum zu gelangen. In der Commerzbank sind die Sicherheitsvorkehrungen noch höher: Nur mit dem Kunden-Schlüssel lässt sich der Safe nicht öffnen. Ein Bank-Mitarbeiter muss mit einem zweiten Schlüssel mit in den Tresorraum kommen und das Fach „vorschließen“. Zusätzlich müssen sich Kunden jedes Mal am Schalter legitimieren und unterschreiben, dass sie an ihr Schließfach wollen. (mz)
Die Schließfächer unterscheiden sich nicht nur in Größe und Mietpreis, sondern auch bei der Versicherung. Bei der Sparkasse sind Wertgegenstände in den Schließfächern bis zu 5 000 Euro versichert. Dazu können Kunden Zusatzversicherungen abschließen.
Bei der Commerzbank liegt die Versicherungssumme deutlich höher - und zwar bei 26 000 Euro. Der Verlust von eingelagertem Bargeld bei Elementarschäden wie Feuer oder Überschwemmung ist jedoch nur mit einer Zusatzversicherung gedeckt.
Bei der Sparkasse kostet das kleinste Fach mit 7,5 mal 30 Zentimetern 38 Euro im Jahr. Bei der Commerzbank ist das kleinste Fach teurer, aber auch größer: Ein DIN-A-4-Aktenordner passt hinein. Die Jahresmiete beträgt 89 Euro. Die Volksbank bietet Tresore zwischen fünf und 30 Zentimetern Höhe an. Die Kosten nannte das Unternehmen nicht. Sie seien abhängig von der Größe und von gewünschten Zusatzversicherungen. (mz/oml)