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Heraldischer Pelikan fürs Ziethedorf

Von Matthias Bartl 25.05.2008, 16:28

Kleinpaschleben/MZ. - Ein Umstand, dem nun abgeholfen wurde - mit Hilfe des Magdeburger Heraldikers Jörg Mantzsch, der im zurückliegenden Jahr das Kunststück vollbrachte, aus den Zutaten Palme, Schröterhörner, Wettiner Löwe und Anhaltischer Bär ein Wappen für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld zu entwerfen, mit dem der Kreistag fast komplett d'accord gehen konnte.

Für die Erstellung des Kleinpaschlebener Wappens musste Mantzsch nicht gar so viele Befindlichkeiten beachten. Die Kleinpaschlebener hatten schon konkrete Vorstellungen davon, was sich im Wappen wiederfinden sollte. Ein Vogel nämlich, der sich auf einem historischen Bildsiegel im Ort findet - und ganz nebenbei der Feuerwehr von Kleinpaschleben jahrelang als Wappentier diente.

Da kommt es gar nicht so sehr darauf an, dass mancher im Ort nicht so ornithologisch präzise bestimmen konnte, um welche Art Vogel es sich handelte. Von einem Schwan war angelegentlich die Rede, doch Jörg Mantzsch brachte die Diskussion in heraldisch korrektes Fahrwasser: Es handelte sich um einen Pelikan.

Tradition entscheidet

Möglicherweise etwas ungewöhnlich für einen Ort abseits subtropisch bis tropischer Gestade, an der Ziethe ist auch noch nie ein freifliegender Pelikan beobachtet worden, aber für Wappen sind letzten Endes nicht avifaunistische Verbreitungsatlanten entscheidend, sondern Traditionen.

Und vor allem heraldische Gesetze. Die Jörg Mantzsch aus dem Effeff kennt. "Der Pelikan", so hat der Experte in den Erläuterungen für das Kleinpaschlebener Wappen geschrieben, "besitzt in der Mythologie wie in der Heraldik eine Jahrhunderte lange Tradition. Als Symbol für den Opfertod von Jesus Christus sind Pelikane auch Teil der christlichen Ikonographie. Nach einer mythologischen Überlieferung soll der Pelikan seine Jungen mit seinem eigenen Blut nähren." Diese Version, erläutert Mantzsch, gehe auf die Darstellung der Pelikan, im "Physiologus", einem frühchristlichen Tierkompendium, zurück.

Was auch noch nichts mit Kleinpaschleben zu tun hat. In dem Ort aber, so erläutert Bürgermeister Harry Friedrich, ist ein historisches Bildsiegel überliefert, das einen Pelikan im Nest vor seinen Jungen zeigt. Wieso? Woher? Fragen ohne Antwort. Mantzsch jedenfalls hat aus dieser Vorlage einen heraldisch korrekten Pelikan gestaltet. Genau gesagt. "In Rot ein silberner Pelikan mit ausgebreiteten Schwingen sich mit dem Schnabel die Brust verletzend und mit dem aus der roten Wunde tropfenden Blut seine drei im goldenen Nest vor ihm sitzenden silbernen Jungen nährend", heißt es in der Blasonierung also der Beschreibung des Wappens nach heraldischen Regeln.

Dass Kleinpaschleben noch zu einem Wappen gekommen ist - die Genehmigung durch die Behörden dürfte nur eine Frage der Zeit sein - ist wohl überlegt. Wenn nämlich in absehbarer Zeit die Einheitsgemeinde die bestimmende kommunale Einheit ist, dann wird es für alle Orte, die es bis dahin nicht zu einem eigenen Wappen oder zu einer eigenen Flagge gebracht haben, so etwas auch nie wieder geben. Andersherum ist alles in Ordnung: Kleinpaschleben kann als Teil der Einheitsgemeinde Osternienburg durchaus ein eigenes Wappen führen und bei wichtigen Veranstaltung die eigene Fahne durchs Dorf tragen. Nicht im Sinne eines Insignums, wie Experte Mantzsch erläutert, aber im Sinne eines Markenzeichens, eines Logos durchaus.

Logo für Kameraden

So wie es die Feuerwehr mit dem "alten Pelikan" zu halten gedenkt. Die Kameraden hatten nämlich das alte, unheraldische Bildsiegel schon in Verwendung genommen - etwa als Erkennungszeichen auf dem Löschfahrzeug oder als Siegel-Tier. Dabei, so wurde unterstrichen, wird es auch weiterhin bleiben. "Nur dürfen sie nicht mehr Siegel und Wappen nennen", sagt Bürgermeister Friedrich. Das können die Kameraden sicher verschmerzen.