Helden des Alltags Helden des Alltags: Pflegedienst "Soleo Anhalt" aus Köthen versucht Patienten die Angst zu nehmen

Köthen - Sie helfen beim Waschen, Zähne putzen und Rasieren, beim An- und Ausziehen, beim Toilettengang. Sie messen den Blutdruck und verabreichen Medikamente. Sie gehen einkaufen und stellen Essen bereit. Die Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes „Soleo Anhalt“ in Köthen sind eine unverzichtbare Stütze im Alltag für alte und kranke Menschen.
In Corona-Zeiten kommt ihnen - wie allen Gesundheitsberufen - eine zentrale Rolle zu. Als Helden des Alltags würden sich die Mitarbeiter dennoch nicht bezeichnen. „Wir machen einfach unsere Arbeit“, sagt Manuela Ostwald.
Natürlich, merkt die Pflegedienstleiterin an, die Arbeit ihres Teams sei jetzt noch entscheidender. „Die Patienten sind völlig verängstigt durch das, was sie ständig in den Medien lesen, was Angehörige erzählen.“ Viele würden schlechter schlafen und keinen Appetit haben, einige ihren Lebensmut verlieren. „Sie kommen nicht raus. Sie wissen nicht, wie es weitergeht. Das macht die Leute wirklich krank“, macht Manuela Ostwald deutlich.
Die Pflegekräfte bemühen sich, die Patienten zu beruhigen, ihnen die Angst zu nehmen
Die Mitarbeiter des Pflegedienstes versuchen, in dieser schweren Zeit eine noch größere Stütze zu sein. „Wir müssen die Patienten auffangen und aufbauen“, sagt sie. „Dadurch brauchen wir für unsere Arbeit viel mehr Zeit als sonst.“ Zeit, die jedes Mitglied des Teams gebe. So gut es der Zeitplan eben zulasse.
Die Pflegekräfte bemühen sich, die Patienten zu beruhigen, ihnen die Angst zu nehmen. Zumindest ein bisschen. Sie geben alles dafür, die alten und kranken Menschen auf andere Gedanken zu bringen. Wenigstens für einen Moment.
„Wir leisten viel mehr seelische Arbeit zurzeit“, sagt Manuela Ostwald. Was den Patienten besonders zusetze, sei neben der Angst, sich anzustecken, die Isolation von der Familie, das Gefühl, allein zu sein. Allein mit ihrer Angst. „Sie sind traurig, verzweifelt, manche auch wütend.“
Soleo-Mitarbeiter sind oftmals die einzigen Menschen, die die Patienten zu Gesicht bekommen
Die Soleo-Mitarbeiter sind oftmals die einzigen, die die Patienten zu Gesicht bekommen. Und das jedes Mal auch nur unter strikten Hygienemaßnahmen. „Es gibt jetzt nichts mehr ohne Mundschutz und Handschuhe“, macht die Pflegedienstleiterin deutlich. Das würde viele Patienten zusätzlich verunsichern und - abgesehen davon - die Arbeit der Pflegekräfte deutlich erschweren.
Nicht alles, was sonst selbstverständlich wäre, kann das Soleo-Team seinen Patienten in Corona-Zeiten ermöglichen. Aus Sicherheitsgründen. Gemeinsame Einkäufe fallen aus. Auch die beliebten Cafébesuche können nicht stattfinden. Damit fehlen den alten und kranken Menschen wichtige Höhepunkte. Momente, die ihnen immer auch ein wenig Mut gemacht haben.
„Es ist ein Wahnsinnszusammenhalt“, lobt die Pflegedienstleiterin
Eine schwere Zeit. Auch für die Pflegekräfte, die vieles kompensieren müssen. Manuela Ostwald ist stolz, sich auf ihre Mitarbeiter verlassen zu können. Darauf, dass jeder alles gibt. „Es ist ein Wahnsinnszusammenhalt“, lobt die Pflegedienstleiterin. Zu ihrem Team gehören 30 Leute, darunter sind Betreuungskräfte, Altenpfleger und Krankenschwestern. Ihre Arbeit wird gewürdigt. „Wir haben viele Patienten, die uns Briefe geschrieben und ,Danke’ gesagt haben.“
Helden des Alltags? Manuela Ostwald freut sich über diese Anerkennung und sieht darin eine weitere Wertschätzung der unermüdlichen Arbeit des Soleo-Teams. „Wir gucken, was zu tun ist“, sagt sie. „Und das machen wir.“ (mz)