Heimat als Herzenssache Heimat als Herzenssache: Osternienburgs Ortsbürgermeister Gerd-Peter Bartosch feiert 75. Geburtstag
Osternienburg - Einst hatte Gerd-Peter Bartosch ehrgeizige Pläne für Osternienburg. Einen Erholungspark mit Freilichttheater konnte er sich vorstellen - unweit von Kindertagesstätte und altersgerechten Wohnungen. Als Treffpunkt der Generationen.
Am Montag feierte der Ortsbürgermeister seinen 75. Geburtstag. Am Wochenende kommt die Familie. Gerd-Peter Bartosch genießt diese Momente. Diese kleinen Auszeiten. So voll wie noch zu den Zeiten, als er im Kreistag saß, ist sein Terminkalender heute nicht mehr. Er sitzt im Gemeinderat, versucht als Ortsbürgermeister wenigstens kleine Vorhaben umzusetzen.
Vor zwei Jahren kümmerte er sich darum, dass der Bergbau im Ort Erinnerungstafel bekommt
So organisierte er in diesem Jahr für das Geburtshaus von Alfred Wirth in Osternienburg und die Grundschule, die dessen Namen trägt, eine Plakette, die an den Volkskundler und Heimatforscher erinnert.
Vor zwei Jahren kümmerte er sich darum, dass der Bergbau als wichtiges Kapitel der Ortsgeschichte eine Erinnerungstafel bekommt - einen Förderwagen, der heute unweit der damaligen Bergarbeiter-Kolonie steht. Als nächstes will Gerd-Peter Bartosch den Bereich rund um das Denkmal zur Erinnerung an die Toten der Kriege angehen.
Von kleinen Projekten lässt der Ortsbürgermeister nicht ab. Auch wenn es mitunter schwierig ist, dafür die nötigen Mittel zu bekommen. Für große Projekte sieht er hingegen schwarz. Viel Hoffnung, dass aus seiner Idee mit dem Erholungspark noch etwas wird, hat er nicht mehr.
2001 wurde er zum Bürgermeister gewählt, Osternienburg war damals noch eigenständig
Dafür kennt er die Finanzlage des Osternienburger Landes zu gut. Abgesehen davon, dass aus den altersgerechten Wohnungen an der Ernst-Thälmann-Straße nichts wurde, weil der Investor von der Bank nicht den nötigen Kredit bekam. Ein Rückschlag für Gerd-Peter Bartosch, der so sehr an das Projekt geglaubt hatte.
2001 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Osternienburg war damals noch eigenständig. Seitdem es die Gemeinde Osternienburger Land gibt, ist Osternienburg einer von 25 Ortsteilen. Etwas für seinen Ort erreichen will der erfahrene Kommunalpolitiker nicht nur als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister.
„Ich bin hier groß geworden“, sagt er. In einer Zeit, in der der Ort deutlich besser da stand. Die Wirtschaft florierte. Allein der Bergbau lockte zahlreiche Arbeiter an. Osternienburg zählte damals rund 3.500 Einwohner.
Der 75-Jährige ist darauf bedacht zu erhalten, was noch da ist
Heute passieren große Industrieansiedlungen anderswo. „Wir liegen am falschen Punkt“, sagt Gerd-Peter Bartosch, der Osternienburg als „Hauptstadt“ zwischen Köthen und Aken bezeichnet. Und angesichts der schlechten Finanzlage der Gemeinde resigniert. Die liege im Solvay-Rechtsstreit und in der Auflösung des defizitären Abwasserzweckverbandes Ziethetal begründet und werde, so seine Einschätzung, die Einheitsgemeinde noch über Jahre blockieren.
Der 75-Jährige ist umso mehr darauf bedacht zu erhalten, was noch da ist. Im Dorf und in der Gemeinde. Die Betriebe. Die Einkaufsmöglichkeiten. Die medizinische Versorgung. Die Gastronomie. Die Vereine. Die Grundschulen. (mz)