Vater des Bundestrainers aus Köthen Handball-WM: Was Bundestrainer-Vater Heinz Prokop für einen Sohn erhofft
Köthen - Wenn das Handy von Heinz Prokop anfängt Akkordeontöne von sich zu geben, kann man davon ausgehen, dass es im folgenden Gespräch um Handball gehen wird. Und zwar um Handball auf Weltniveau: Am anderen Ende ist dann nämlich Prokops Sohn Christian - und der ist seit zwei Jahren Bundestrainer der Handball-Nationalmannschaft.
Ein Mann, auf den sich in den nächsten Tagen die Augen der deutschen Handball-Fans in besonderem Maße richten werden. Denn am Donnerstag beginnt um 18.15 Uhr mit dem Spiel Korea gegen Deutschland die Handball-Weltmeisterschaft im eigenen Land (und in Dänemark). Und dann werden in der Halle zwei Köthener Prokops zu finden sein: Christian auf der Trainerbank, Heinz (66) als Zuschauer in der Berliner Mercedes-Benz-Arena.
Heinz Prokop ist in Sachsen-Anhalt eine Trainer-Legende
Der Vater des Bundestrainers ist in Sachsen-Anhalt eine Legende als Handballcoach. Heinz Prokop hat in Köthen Handball gespielt und später über viele Jahre hinweg Mannschaften trainiert. Schon als 18-Jähriger die B-Jugend von Motor Köthen. Nach der Wende, als die erste Männermannschaft der HG 85 aus der zweiten Bundesliga in die Regionalliga abgestiegen war, übernahm Heinz Prokop deren Training. Den Sohn hat er gleich in zwei Mannschaften gecoacht: in der HG und bei Anhalt Bernburg.
Christian Prokop ließ früh Anlagen zum Klasse-Handballer erkennen. Dabei war er von Vater Heinz nicht zum Handball gedrängt worden. Der Junior konnte sich beim Fußball ausprobieren, später beim Schwimmen, was für die Athletik gut geeignet war.
Aber Heinz Prokop war es lieber, seinen Sohn in einer Teamsportart zu wissen: „Damit ist man auch für das Leben gerüstet“, findet Prokop senior. „Von den Spielern, die ich mal trainiert habe, ist keiner auf der Straße gelandet, die haben alle auch beruflich ihren Weg gemacht“, sagt Heinz Prokop.
Über Vater Heinz kam Christian Prokop zum Handball
Christian Prokop kam zum Handball ganz einfach deshalb, weil er seinen Vater begleitete, wenn der zum Training ging. „Da hat er sich dann mit dem Ball beschäftigt.“ Und irgendwann war auch die Zeit reif, selbst in einer Mannschaft zu spielen.
Ein Weg, der über die HG und Anhalt Bernburg, über Dessau und Wuppertal bis nach Minden führte. Und in die B-Nationalmannschaft. Bei einem Länderspiel gegen Ägypten geschah etwas, das Christian Prokops Handballer-Karriere einen Knick und eine unliebsame Wendung gab: Er verletzte sich am Knie, ein Knorpelstück platzte ab, aus der Verletzung entwickelte sich eine Arthrose. Als die medizinischen Probleme blieben, wechselte Prokop die Seite: Aus dem Spieler wurde ein Trainer.
Vater Heinz Prokop über seinen Sohn: Christian ist sehr ruhig, gerade was die Schiedsrichter betrifft
Einer, der Erfolg hatte. Der aber auch mit Rückschlägen umzugehen lernte. Prokop landete in Schwerin und Essen bei Vereinen, die finanziell gegen den Baum fuhren. Er war ein Trainer, der Ungewöhnliches vollbrachte, indem er die Underdogs aus Leipzig nicht nur völlig überraschend in der Bundesliga hielt, sondern sie in der ersten Saison gleich auf einen achten Platz brachte und dafür zum „Trainer des Jahres“ gewählt wurde.
Viele seiner Eigenschaften hat Christian Prokop vom Vater mit auf den Weg bekommen. Einen signifikanten Unterschied gebe es aber doch, stellt Heinz Prokop fest: „Christian ist sehr ruhig, gerade was die Schiedsrichter betrifft. Da war ich mit meinem Bankverhalten eher kein Vorbild“, erinnert er sich an seine emotionalen Ausbrüche, die ihm so manche Zeitstrafe eingebracht hatten.
Heinz Prokop hat WM-Karten für alle deutschen Spiele - bis auf das Finale
Inzwischen ist der 66-Jährige ein wenig ruhiger geworden. Als er vor acht Jahren zum ersten Mal Großvater wurde, hat er - wie lange vorher angekündigt - den Trainerjob bei der HG Köthen an den Nagel gehängt. Erst in der zurückliegenden Saison ist er wieder aufs Parkett gegangen. „Ich bin seitdem Trainer der E-Jugend der HG“, sagt Heinz Prokop und grinst: „Nachwuchstrainer, wie ganz zu Anfang“.
Aus Kleinem kann Großes werden, wie man weiß. Und wie man in Berlin, Köln und hoffentlich Hamburg sehen wird. Bis Hamburg, wo die beiden Halbfinalduelle ausgetragen werden, hat Heinz Prokop Karten für alle Spiele, bei denen sein Sohn am Spielrand stehen wird. Fürs Finale nicht.
„Man muss die Kirche im Dorf lassen“, findet er. Angesichts von acht Mannschaften, die für den Titel in Frage kommen, wäre ein Halbfinalplatz für die deutsche Mannschaft schon ein Erfolg, zumal bei der schweren Vorrundengruppe, in die man gelost wurde. „Und wenn es Christian ins Finale schafft, dann wird er es schon schaffen, für Vater eine Karte zu besorgen.“ (mz)