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Gutshaus in Trebbichau Gutshaus in Trebbichau: Ein Holländer wollte einmal im Leben ein Schloss sanieren

Von Matthias Bartl 10.12.2018, 10:22
Ronald Edgar de Bie und Carola Schwarz vor dem Kamin der großen Halle des einstigen Trebbichauer Gutshauses.
Ronald Edgar de Bie und Carola Schwarz vor dem Kamin der großen Halle des einstigen Trebbichauer Gutshauses. Ute Nicklisch

Trebbichau - Ronald Edgar de Bie will gar nicht drumherumreden. „Ich bin Holländer“, sagt er. „Ich wollte Gewinn machen.“ Dieser Satz des Mannes aus der Nähe von Apeldoorn ist ein Rückblick auf das Jahr 2007. Damals hat de Bie - Immobilienhändler von Profession - das Gutshaus in Trebbichau bei Micheln bei einer Auktion entdeckt, ersteigert - und alsbald wieder verkauft; „in drei Monaten“ wie der Mann mit der Rudi-Carrell-Stimme sagt.

Verkauft an einen Landsmann, der sich viel vorgenommen hatte, um das Objekt, in dem viele Jahre lang eine Pflegeeinrichtung untergebracht war, vielleicht zu seinem Alterssitz zu machen, die Mammutaufgabe auch in Angriff nahm, aber zu keinem guten Ende kam. „Er ist pleite gegangen“, sagt de Bie lakonisch.

Nie hätte er erwartet, in Trebbichau noch einmal ins Spiel zu kommen, sagt er, aber der Insolvenzverwalter des Käufers „hat mich angerufen und gefragt, ob ich das Haus wieder zurückkaufen will“. Der Mann aus dem Gelderland war nicht abgeneigt, aber seine Frau sagte „Nein“. Aus gutem Grund, wie Carola Schwarz, die de Bie die Bücher führt, betont: „Wir mussten uns um 40 Objekte kümmern - noch eins brauchten wir wirklich nicht.“

55 Räume und über 2.000 Quadratmeter Wohnfläche

Das galt so lange, bis die Blondine den Trebbichauer Bau zum ersten Mal sah. „Da hat sie gleich gesagt: Das ist unser Schmuckstück!“

Das war im Jahr 2013 - und seitdem schauen Ronald de Bie und Carola Schwarz mit schöner Regelmäßigkeit in Trebbichau vorbei, meist dann, wenn sie von den Niederlanden zum Firmensitz in Görlitz fahren und umgekehrt. Trebbichau liegt dann quasi am Wege. Und so günstig, dass der Immobilienexperte darüber nachdenkt, seinen Firmensitz von der Neiße ins anhaltische Land zu verlegen. Und hier zu wohnen - „es liegt auch schön zentral, bis Berlin sind es nur anderthalb Stunden“, sagt Ronald de Bie.

Der ursprünglich die Idee hatte, in dem Objekt mit 55 Räumen und über 2.000 Quadratmetern Wohnfläche ein Wellnesscenter zu etablieren. Das ist vom Tisch: „Das Problem ist die Übernachtung“, sagt de Bie. Wo will man so viele Leute passend unterbringen? Der Versuch, die benachbarte ehemalige Brennerei des Gutes zu ersteigern, um dort wenigstens einige Zimmer zu schaffen, hat nicht geklappt.

Auch der zum Gutshaus gehörenden Park soll nach und nach auf Vordermann gebracht werden

Ärgerlich ist dies auch deswegen, weil de Bie bei der Silberhochzeit, die seine Freunde Katrin und Holger Bauermeister mit 30 Leuten im Gutshaus feierten, auf den Ruck sechs Anfragen bekam: „Können wir nicht auch hier feiern?“
Im übrigen ist es schwer untertrieben, davon zu sprechen de Bie und Carola Schwarz kämen immer wieder mal vorbei in Trebbichau.

Sie haben inzwischen weite Teile des Hauses wieder auf Vordermann gebracht, haben alte, zugemauerte Sichtachsen freigelegt, haben wieder Stuck an die Decke gebracht, haben fast jede Wand im Haus neu verputzt, haben brandschutzklassifizierte Auslegware ausgebracht, haben hässliche Heizungsrohre hinter Pseudopilastern versteckt, Gardinen und Vorhänge genäht und jüngst auf der umlaufenden Empore stilgerechte Tapeten geklebt.

Und nicht nur das Haus selbst hat das Paar de Bie & Schwarz im Visier. Der Blick in den zum Gutshaus gehörenden Park ist zwar traurig, seitdem dort die Wetterkapriolen der zurückliegenden Jahre viele der schönen alten Bäume auf die Rinde gelegt haben, aber de Bie sieht das eher als Anreiz, auch hier kreativ ein- und anzugreifen.

„Einmal im Leben ein Schloss komplett saniert zu haben, ist ein Traum“

Die Buchsbäume, die sich zur Hecke auswachsen sollen, sind bereits gepflanzt, auf dem Zentrum der Spazierwege sieht der Hausherr bereits einen großen, schönen Brunnen vor seinem geistigen Auge und reibt sich voll Vorfreude die Hände.

„Wir machen alles selbst“, sagt de Bie. Sein Großvater habe in Holland eine Riesenbaufirma besessen, in der Enkel Ronald jede Menge handwerkliche Fertigkeiten lernen konnte - „das kann für einen Immobilienhändler nur von Vorteil sein, weil man ganz anders mit Handwerkern sprechen kann, wenn man selbst Bescheid weiß“.

Außerdem, ergänzt de Bie, „haben uns Freunde wie die Bauermeisters viel geholfen, bei der Elektrik zum Beispiel“. Der Ansporn für die Sisyphusarbeit in dem kleinen Dorf: „Einmal im Leben ein Schloss komplett saniert zu haben, ist ein Traum“, sinniert Ronald de Bie. „Hier kann er Wirklichkeit werden.“ (mz)