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Gröbziger mit außergwöhnlichem Hobby Gröbziger mit außergwöhnlichem Hobby: Bei diesem Mann tickt es auf Schritt und Tritt

Von Helmut Dawal 25.01.2016, 10:37
Siegfried Schaaf sammelt große und kleine Uhren. Viele Uhrwerke hat der Gröbziger wieder zum Laufen gebracht.
Siegfried Schaaf sammelt große und kleine Uhren. Viele Uhrwerke hat der Gröbziger wieder zum Laufen gebracht. Ute Nicklisch Lizenz

Gröbzig - Im Haus von Siegfried Schaaf tickt es auf Schritt und Tritt. Überall hängen oder stehen Uhren - im Hausflur, im Wintergarten, in der Stube, in der einst die Oma lebte, in den Nebengebäuden. Und geht es dann mittags auf zwölf Uhr zu, setzt ein regelrechtes Konzert aus Kuckucksuhren und anderen Uhren mit Schlagwerk ein. Das Geläute und Gebimmele erstreckt sich über einige Minuten, weil so punktgenau auf die Minute nicht alle Uhren arbeiten. So entsteht eine beeindruckende Geräuschkulisse.

Seine Ursache hat das Uhrenkonzert in Siegfried Schaafs Sammelleidenschaft. Er mag mechanische Uhren jeglicher Art, von der kleinen Taschenuhr über Wanduhren bis zur riesigen Standuhr, in der ganz sicher eines der Geißlein aus dem Grimmschen Märchen Platz gefunden hätte. Kurz vor der Wende begann er, sich intensiv mit alten Zeitmessern zu beschäftigen. Er schaffte sich die ersten Exemplare an, und so wurde die Sammlung im Laufe der Zeit groß und größer. „Bei 200 habe ich aufgehört zu zählen“, sagt der 67-Jährige. Mindestens hundert Uhren, wenn nicht noch mehr, dürften nach der Stichzahl 200 hinzugekommen sein. Fündig geworden ist der Rentner hauptsächlich auf Flohmärkten. Er stöbert aber auch im Internet herum und hat sich auf diesem Weg schon einige Stücke besorgt. Darunter ist eine mannshohe Standuhr aus Bornholm, die aus dem Jahr 1790 stammt. Sie gehört zu den ältesten Exemplaren der Schaafschen Sammlung.

Angetan vom Innenleben der Uhren

Besonders angetan hat es dem Gröbziger, der in seinem Berufsleben als Maschinist und Schlosser viele Jahre im Meliorationsbau tätig war, das Innenleben der Uhren. Von der ausklügelten Mechanik ist Siegfried Schaaf regelrecht begeistert. Wenn eine Uhr nicht mehr läuft, setzt der Hobbysammler seinen ganzen Ehrgeiz daran, sie wieder zum Laufen zu bringen. „Da habe ich was von meinem Großvater Otto und meinem Vater Franz geerbt“, sagt er. Sie hätten sich nach ihrer Arbeit vielfältig handwerklich betätigt. „Mein Opa hat beispielsweise Fahrräder repariert. Einspeichen, zentrieren, das ging ihm alles gut von der Hand. Damit hat er sich etwas Taschengeld nebenbei verdient“, erzählt Siegfried Schaaf.

Geschickte Hände und Beharrlichkeit, beides ist vonnöten, um eine alte Uhr wieder zum Laufen zu bringen. Das hat Siegfried Schaaf schon viele Male unter Beweis gestellt und unzählige Stunden für die Reparatur investiert. Bei kaputten Teile hat er oft lange gesucht, um Ersatz zu bekommen. Wenn das nicht klappt, fertigt er das Teil selbst an. Dafür hat er sich diverse Maschinen zugelegt, die in einer Werkstatt hinter dem Wohnhaus stehen. Nur in ganz hartnäckigen Fällen kapituliert er, schlachtet dann aber aus der kaputten Uhr noch brauchbare Teile aus. Sie könnten später wieder eine Verwendung finden.

Gegen das Geticke der großen Uhren kommen die Taschenuhren nicht an. Sie muss man schon ans Ohr halten. „Das sind Meisterstücke. Diese Taschenuhren ticken nicht, sie summen“, schwärmt Siegfried Schaaf. Reichlich 100 Taschenuhren besitzt er, die aus der Zeit zwischen 1880 und 1920 stammen.

Welchen Sammelleidenschaften Siegfried Schaaf noch nachgeht und wie seine Frau zu dem Hobby steht, lesen Sie auf Seite 2.

Auch Sammler von Grammophonen

Schaafs Sammelleidenschaft beschränkt sich aber nicht nur auf Uhren. In seinem Besitz befinden sich auch mehrere Grammophone. „Die spielen alle. Bei einigen musste ich zwar etwas nachhelfen, aber jetzt funktionieren sie“, sagt er und legt zum Beweis eine Schallplatte mit dem alten Ohrwurm „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ auf. Es knistert und raschelt etwas, dann erklingt das Stück. Max Raabe hätte ganz sicher seine Freude an diesem Sound. Hinzukommen noch einige Modelleisenbahnanlagen, die der Gröbziger gebaut hat. Auch ein paar Harmonikas und ein uraltes, aber funktionsfähiges Akkordeon bewahrt Schaaf auf.

Gern würde er einen Querschnitt seiner Sammlung der Öffentlichkeit präsentieren. An seinem Plan für ein kleines Museum muss Schaaf allerdings noch arbeiten. Vor allem fehlt es derzeit an einem geeigneten Raum. Ehefrau Roswitha hat viel Verständnis für die Leidenschaft ihres Mannes. „Jeder Mensch braucht ein Steckenpferd“, sagt sie. Ihre Lieblingsuhr und die von Sohn Jan ist eine besondere Kuckucksuhr. Bei der schaut zur vollen Stunde nicht der Kuckuck heraus, sondern es erscheint eine Miniatur-Eisenbahn, die eine Runde dreht.

Einmal in der Woche unternimmt Siegfried Schaaf einen Hausrundgang und zieht seine Uhren auf, nicht alle, aber einen großen Teil davon. „Das nimmt ein paar Stunden in Anspruch“, sagt der Gröbziger. Darauf verzichten will er nicht. Ohne das Ticken der Uhren wäre es zu still im Haus. (mz)

Auch alte Grammophone gehören zu Schaafs Sammlung.
Auch alte Grammophone gehören zu Schaafs Sammlung.
Ute Nicklisch Lizenz
Taschenuhren ticken nicht, sie summen. Das sagt Sammler Siegfried Schaaf.
Taschenuhren ticken nicht, sie summen. Das sagt Sammler Siegfried Schaaf.
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Siegfried Schaaf besitzt viele Ersatzteile, hier Zeiger verschiedenster Art.
Siegfried Schaaf besitzt viele Ersatzteile, hier Zeiger verschiedenster Art.
Ute Nicklisch Lizenz