Gesundheitsrisiko in Köthen? Gesundheitsrisiko in Köthen?: Schwellenwert für Nitrat im Grundwasser überschritten

Köthen - Im Süden Sachsen-Anhalts, und damit auch im Altkreis Köthen, lebt es sich nur „mäßig“ gesund. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bausparkasse Mainz. Beachtlich dabei: In der Köthener Region soll die Nitratbelastung im Grundwasser besonders hoch sein.
Wann sind Nitrate gefährlich?
Was hat es damit auf sich? Nitrate sind Stickstoffverbindungen, die natürlich im Boden vorkommen. Pflanzen brauchen Stickstoff für ihren Stoffwechsel, weshalb er auch in Düngemitteln steckt. Nitrate an sich seien für die Gesundheit unbedenklich, erklärt Annette Deubel, Professorin für Grundlagen der Pflanzenproduktion an der Hochschule Anhalt. Sie seien in vielen Lebensmitteln enthalten.
Schwierig werde es, wenn im Körper Nitrat in Nitrit umgewandelt werde. „Das kann in höherer Konzentration dazu führen, dass der rote Blutfarbstoff Hämoglobin blockiert wird.“ Aus Nitrit können krebserregende Nitrosamine entstehen.
Nitrat-Grenzwerte in fast der Hälfte der Brunnen in Köthen überschritten
Zur Höhe der Nitratbelastung hat der Verein VSR Gewässerschutz eine Karte mit Werten aus 2015 erstellt. Dazu wurde das Wasser aus Brunnen untersucht. Das Ergebnis: In und um Köthen wurde der in einer EU-Richtlinie vorgegebene Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter bei 40 bis 50 Prozent der Brunnen überschritten.
Von der Landesanstalt für Landwirtschaft erfährt man, dass im Altkreis Köthen „zwei große Grundwasserkörper“ liegen. Einer davon sei „in den schlechten Zustand eingestuft“, der andere sei in gutem Zustand.
Der Grundwasserkörper in schlechtem Zustand erstreckt sich in etwa von der Linie Gröbzig-Wehlau im Süden bis Diebzig und Rietzmeck im Norden sowie von Kleinpaschleben im Westen bis Diesdorf im Osten, wie der Landesbetrieb für Hochwasserschutz mitteilt.
Es gibt für diesen Grundwasserkörper 16 Messstellen, elf davon im Altkreis Köthen. Von diesen elf weisen sieben bei Messungen im Jahr 2016 Nitratwerte über 50 Milligramm pro Liter auf, der als Schwellenwert in der Grundwasserverordnung steht. Spitzenreiter ist die Messstelle in Libbesdorf mit 250 Milligramm pro Liter, gefolgt von Wulfen mit 180 Milligramm pro Liter. (dho)
Was ist der Grund für die erhöhten Nitrat-Werte im Wasser?
Wie aber kommt es zu den erhöhten Nitratwerten im Wasser? Intensive Landwirtschaft wird oft als Ursache genannt. Annette Deubel sieht aber noch einen anderen Grund. Zwar zeigten Untersuchungen, dass Nitratwerte in Regionen mit intensiver Viehhaltung oft hoch seien - vermutlich durch ausgiebiges Düngen mit Gülle. „Das Hauptproblem in unserer Region sind aber die geringen Niederschläge.“ So verteile sich das Nitrat auf wenig Wasser, was die hohe Konzentration erkläre.
In Sachsen-Anhalt werde vergleichsweise wenig Vieh gehalten, so Christian Apprecht vom Landesbauernverband. „Hier sind die Bauern froh, wenn sie ein Drittel ihrer Flächen mit Gülle oder Mist gedüngt bekommen.“ Eine Alternative zu stickstoffhaltigen Düngern gebe es nicht. Wer auf diese verzichte, lauge mittelfristig den Boden aus.
Was sagen die Wasserversorger zu den Nitrat-Werten?
Wenn der Nitratgehalt im Trinkwasser nicht mehr dem Grenzwert entspricht, gibt es in letzter Instanz verschiedene, sehr aufwendige und auch teure Verfahrensweisen, um das Nitrat wieder aus dem Trinkwasser zu entfernen, berichtet Cornelia Wels, Niederlassungsleiterin beim Wasserversorger Midewa. „Dabei fällt aber natürlich auch Abwasser an, das wiederum entsorgt werden muss.“
Den Großteil des Trinkwassers beziehe die Midewa jedoch über Fernleitungen aus der Rappbodetalsperre im Harz, Nitrat-Probleme habe man dort keine. „Wichtig ist jedenfalls, dass die Menschen wissen, dass ihr Wasserversorger nur Trinkwasser verkaufen darf, welches den gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht“, so Wels.
Von Seiten der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz heißt es, die Nitratgehalte in den Talsperren lägen zwischen etwa zwei und sechs Milligramm pro Liter. Dennoch seien hohe Nitratwerte in vielen Gegenden ein Problem. Deshalb plädiere die Wasserwirtschaft unter anderem für eine Verschärfung der Düngemittelverordnung. (mz)