Gartensparte "Freiheit" Gartenspalte "Freiheit": Thomas Hoffmann hat Parzelle in grüne Oase verwandelt

Köthen - Lieblingsplätze sehen anders aus. Gepflegter. Gemütlicher. Die Bilder, die Thomas Hoffmann in einem Album gesammelt hat, sprechen eine andere Sprache: Verlottert, vergammelt. „Allein zehn Kubikmeter Sperrmüll haben wir wegfahren müssen, dazu 20 Kubikmeter Grünabfall“ resümiert Hoffmann einen schweren Anfang in der Gartensparte „Freiheit“.
Klagen will der 41-Jährige allerdings nicht, dafür ist er viel zu sehr Frohnatur und Anpacker. Und Augenzwinkerer: Dass der Vorbesitzer seines Gartens in der Sparte an der Maxim-Gorki-Straße nicht gerade unter der Rubrik „vorbildliches Spartenmitglied“ geführt werden konnte, hatte über die viele Arbeit hinaus auch Vorteile: „Wir haben für über 48 Euro Pfandflaschen aus dem Garten rausgeholt“, sagt Thomas Hoffmann und grinst.
Ein anderer Kleingarten kam nicht in Frage
Das ist jetzt um die acht Jahre her. Vorher hatte sich Hoffmann nicht so recht vorstellen können, mal ein „Laubenpieper“ zu werden. Aber weil sein Vater ein Urgestein in der „Freiheit“ ist, seit fast 25 Jahren hier seinen Garten hat, und weil genau der Garten neben Vaters Parzelle frei wurde, entschieden sich Thomas und Dana Hoffmann dafür, es selbst mit der Kleingärtnerei zu versuchen. „Einen Garten an anderer Stelle hätten wir nicht genommen, aber den hier schon.“
Auch wenn dieser Schritt zunächst nur die Garantie auf einen Haufen Arbeit mit sich brachte. Vom Lieblingsplatz war Hoffmanns Garten noch weit entfernt. „Wir haben ein Jahr gebraucht, um ihn so hinzubekommen, dass er bewohn- und bewirtschaftbar war“, sagt Thomas Hoffmann.
Er hätte es gern auch schneller gehabt mit der Nutzbarkeit des grünen Vierecks, „aber ich arbeite im Einzelhandel, da hat man nur am Wochenende Zeit, etwas zu machen.“
Eine nahezu gebrauchte Villa
Die „Villa Hoffini“, wie Hoffmanns Laube in Anlehnung an eine mediterrane Terminologie genannt wird, ist genau betrachtet ein Kunstwerk des Nachnutzens.
„Das meiste von dem, was man hier sehen kann, ist gebraucht“, erklärt Thomas Hoffmann die Bau-Philosophie hinter der „Villa Hoffini“. Fenster und Türen haben schon anderswo Räume verschlossen oder geöffnet.
Die Verkleidung der Terrasse besteht zum Teil aus passend gemachten alten Telekommasten, der Gasherd stammt vom Abfall - wie so vieles andere mehr. „Nicht alles: Die Paneele haben wir gekauft“, sagt Hoffmann und zeigt auf die Verblendung des Freiluft-Aufenthalts.
Frau Hoffmann kümmert sich um das Grün des Gartens
Wo sich nicht wenige Menschen tummeln. Zum Beispiel Alexander Schreiner, genannt „Onkel“, die goldene Hand des Freizeitbauunternehmens in der „Villa Hoffini“. Nicht wenig von dem Material hat der „Onkel“ aus Frankfurt/Main mitgebracht, wo er beschäftigt war und zufällig bei Abbrucharbeiten an Dinge kam, die bei entsprechendem handwerklichen Geschick noch gut verwendet werden konnten - alte Balken, alte Fenster.
Dazu passend: eine Strohhutsammlung, in der sich auch manches Stück findet, das seine besten Tage schon hinter sich hat.
Um das Grüne im Garten kümmert sich in erster Linie Dana Hoffmann. In diesem Jahr, klagt sie bei der Besichtigung, wolle vieles nicht so recht wachsen - aber das kann man getrost als Understatement bezeichnen; die Beete und Rasenfläche vor der „Villa Hoffini“ sehen prächtig aus, und dass die Hausherrin, die ebenfalls als Verkäuferin arbeitet, ein Faible für Lilien hat, ist auch nicht zu übersehen.
Stolz über grüne Oase
Ganz wichtig für die Hoffmanns ist es, ihren Lieblingsplatz mit anderen zu teilen. „Wir haben gern und oft Freunde hier“, sagt Thomas Hoffmann, „fast jedes Wochenende.“ Er ist auch sicher, dass es vor allem die eng ausgelegten Gesetze und Rahmenbedingungen sind, die junge Leute mit Kindern davon abhalten, sich einen Garten zu nehmen und ihn zu bewirtschaften „Es wird einfach zu viel reguliert“, findet er.
Umso mehr freut man sich freilich darüber, dass man es trotzdem geschafft hat, aus einer grünen Hölle einen grünen Lieblingsplatz zu schaffen. (mz)
