Gambenmusik in Köthen Gambenmusik in Köthen: Thomas Fritzsch spielt lange verschollene Kompositionen

Köthen/Freiburg - An seinem Stuhl lehnt eine Viola da gamba. Das Instrument ist mehr als 200 Jahre alt. An seinen Wänden hängen Reproduktionen von Gemälden. Sie zeigen Carl Friedrich Abel und Johann Christian Bach. Herausragende Komponisten des 18. Jahrhunderts.
Ihrer Musik hat Thomas Fritzsch sich verschrieben. Im Arbeitszimmer seines Hauses in Freiburg bereitet sich der weltweit renommierte Gambist auf Konzerte vor. Hier empfängt er ebenso renommierte Kollegen. Der Musiker setzt sich auf den Stuhl, greift nach der Viola da gamba, kurz Gambe genannt, und spielt einen Satz einer seit Jahrhunderten verschollenen Abel-Sonate.
VIele verschwundene Kompositionen werden seit vielen Jahren erstmal wieder gespielt
Diese Komposition spielt Thomas Fritzsch auch diesen Samstag. Dann, wenn Köthen eine Welturaufführung erlebt. Mehrere Welturaufführungen, um genau zu sein. Denn einige der Werke, die in der Schlosskapelle zu hören sein werden, sind seit Jahren, seit Jahrzehnten, seit Jahrhunderten nicht erklungen. Was daran liegt, dass diese Kompositionen verschwunden waren.
„Die Viola da gamba im Mittelpunkt“ heißt das Konzert. Es beginnt um 20 Uhr in der Schlosskapelle. Ein wunderbarer Ort, wie Thomas Fritzsch findet, um die Stücke zu spielen. Bislang unbekannte Kompositionen von Carl Friedrich Abel und Johann Christian Bach.
Dass er die Werke zuerst in Köthen aufführt und nicht anderswo - Thomas Fritzsch ist weltweit ein gefragter Künstler - hat einen einfachen Grund. „Carl Friedrich Abel ist neben Johann Sebastian Bach der berühmteste Musiker der Stadt.“ Der Gambist nennt einen zweiten Grund: seine eigene enge Verbindung zu Köthen, zum Schloss in Köthen. „Das sind zwei starke Argumente dafür, diese Musik zuerst in Köthen aufzuführen und zwar in den Räumen des Schlosses.“
Gambist und Musik-Forscher
Einen Teil der lange verschollenen Werke hat Thomas Fritzsch selbst aufgestöbert. Als Interpret alter Musik ist der gefeierte Gambist auch Musik-Forscher. In Bibliotheken und Nachlässen ist er immer mal wieder auf der Suche nach verschollenen Kompositionen. Fündig wurde er in der Ledenburg-Sammlung von Eleonore von Münster. „In diesem Nachlass fand sich ein Gambenkonzert von Abel ohne seinen Namen“, sagt Thomas Fritzsch. Er habe intensiv recherchiert und herausgefunden, dass dieses Werk von Carl Friedrich Abel ist.
In Köthen zu hören sein werden weitere verschollene Kompositionen. Sonia Wronkowska, eine Musikwissenschaftlerin aus Polen, hatte die Werke in den Bibliotheksbeständen der Adam-Mickiewicz-Universität im polnischen Poznanń entdeckt. Dass die Werke die Jahre überdauert haben, ist Joachim Carl Graf Maltzan zu verdanken. Der Diplomat in preußischen Diensten liebte das Gambenspiel und sammelte Kompositionen für Gamben. „Er war ein leidenschaftlicher Hobby-Gambist“, sagt Thomas Fritzsch.
Thomas Fritzsch besitzt noch mehrere historische Gamben
Joachim Carl Graf Maltzan abonnierte die Bach-Abel Concerts und hatte vermutlich sogar ein persönliches Verhältnis zu Carl Friedrich Abel und Johann Christian Bach. 1784 ließ er vom Breslauer Lauten- und Geigenmacher Johann Casper Göbler eine siebensaitige Viola da gamba bauen. Das Instrument wird heute noch gespielt. Und zwar von Thomas Fritzsch. Der Gambist besitzt mehrere historische Gamben, die er bei Konzerten spielt. Die Gambe von Maltzan wird auch am Samstag erklingen.
Musizieren werden an diesem Abend noch weitere Musiker. Zum einen Michael Schönheit, der Organist des Gewandhauses in Leipzig, am Cembalo. Er hat das Ensemble „Merseburger Hofmusik“ gegründet. Auch das wird mit Eva Salonen und Saskia Klapper an der Violine, Katharina Dargel an der Viola und Andreas Vetter am Violoncello zu hören sein.
Das Konzert „Die Viola da gamba im Mittelpunkt“ findet am Samstag, 22. April, in der Schlosskapelle des Schlosses in Köthen statt. Es beginnt um 20 Uhr. Die Karten kosten 18 Euro im Vorverkauf und 22 Euro an der Abendkasse. (mz)