Funde geben noch Rätsel auf
Weißandt-Gölzau/MZ. - Fest steht, dass bei Weißandt-Gölzau bereits seit rund 7000 Jahren Menschen siedeln - wenn auch mit Unterbrechungen. Überreste eines Dorfes der Linienbandkeramischen Kultur belegen dies.
"Gölzaus erste Bauern" nannte Jansen seinen populären Vortrag, bei dem das Gemeindezentrum in Weißandt-Gölzau bis auf den letzten Platz gefüllt war. Spektakulärer Grabungsfund ist eine Brunnenanlage, allem Anschein nach aus bandkeramischen Zeit. Ein runder dunkler Erdfleck mit einem Durchmesser von etwa vier Metern erregte die Aufmerksamkeit der Archäologen. Der Brunnen wurde kurz untersucht, dann mit Folien und Brettern gesichert - die Archäologen hoffen, bei künftiger Grabung den Brunneninhalt untersuchen zu können. Sie rechnen mit organischen Fundstücken: Knochen, Leder und Seile, die das feuchte Milieu konservierte.
Die Besiedlungsgeschichte des Gewerbegebietes an der Bundesstraße 183 fängt in der älteren Jungsteinzeit an. Eine gefundene Keramik mit breiten Rillen "wäre ein Hinweis darauf, dass wir vielleicht bereits 5500 vor Christus eine Besiedlung des Geländes hätten". Diese These wird aber nicht weiter untermauert, "da es sich um ein Unikat handelt". Andere Keramikfunde bestätigen, dass eine entwickelte ältere Bandkeramik als Siedlungsbeginn festgemacht werden kann. "Die jüngste Bandkeramik aus der Zeit 4900 bis 5000 vor Christus kommt auf den untersuchten Abschnitten nicht vor."
Rätsel geben die Kinderskelette auf. Drei Jungen und ein Mädchen wurden in Hockstellung in West-Ost- bzw. Nordwest-Südost-Stellung begraben - "das ist typisch für die Epoche der Bandkeramik", meinte Jansen. Dagegen spricht, dass in einem Schädel eine Scherbe und Bronzedraht gefunden wurden - wahrscheinlich ein Ohrring. "Da haben wir ein Problem: In der Bandkeramik gab es keine Metallbearbeitung." Dieses Grab stamme wohl aus einer jüngeren Epoche.
Noch stehen aber einige anthropologische Untersuchungen und Kohlenstoffanalysen aus, um ein endgültiges Bild der sichergestellten Funde zu bekommen, das eine genaue zeitliche Einordnung erlaubt. "Das Areal mit diesen differenzierten Siedlungsabläufen, stellt einen Bereich dar, dessen weitere Erforschung sicher noch einige vielversprechende Ergebnisse birgt", meinte Jansen und hofft auf eine möglichst baldige Fortsetzung der Grabungen.