1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Freizeitzentrum in Köthen: Freizeitzentrum in Köthen: Endgültiges Aus für "Enno"

Freizeitzentrum in Köthen Freizeitzentrum in Köthen: Endgültiges Aus für "Enno"

Von Ute Hartling-Lieblang 12.01.2015, 21:30
Leute, die in der Gründerzeit 1983 schon den Club besuchten, feierten 2013 eine „Enno-Party“ in den Räumen des Freizeitzentrums.
Leute, die in der Gründerzeit 1983 schon den Club besuchten, feierten 2013 eine „Enno-Party“ in den Räumen des Freizeitzentrums. Heiko rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Das Objekt des ehemaligen Freizeitzentrums in der Rüsternbreite in Köthen, vielen noch als „Enno Sander“ bekannt, soll verkauft werden. Seit April 2014 steht das Haus leer. Damals gab die Öko-Domäne Bobbe die Trägerschaft auf. Wie der Amtsleiter für Hoch-, Tiefbau und Gebäudemanagement beim Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Erich Mühlbauer, im MZ-Gespräch informierte, hat der Landkreis kein Interesse daran, das sanierungsbedürftige Gebäude, zu dem ein Grundstück von etwa 3 000 Quadratmetern gehört, auf Dauer zu übernehmen. „Wir werden einen Makler mit der Veräußerung beauftragen“, so Mühlbauer.

Lesen Sie weitere Einzelheiten auf der nächsten Seite.

Nachdem zwei potenzielle Bewerber für den ehemaligen Jugendclub - die evangelische Kirchgemeinde Sankt Jakob und der Deutsche Förderverein für Sanitätswesen Köthen - wieder abgesprungen sind, scheint die Entscheidung unumgänglich.

Den Jugendclub, seit 2005 in Trägerschaft der Öko-Domäne Bobbe, besuchten zuletzt vor allem Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 15 Jahren aus sozial schwachen Familien, überwiegend aus dem Wohngebiet Rüsternbreite. Schon in den Jahren zuvor gab es dort immer mal wieder personelle Probleme, wie die MZ berichtete. So hatte das Jobcenter Anhalt-Bitterfeld im Jahr 2012 geförderte Personalstellen nicht verlängert. Zuletzt ging auch die Zahl der jugendlichen Besucher zurück. Bis heute ist die Öko-Domäne aber im Besitz des Gebäudes. 2005 übernahm die Domäne das Objekt vom Landkreis für denn symbolischen Preis von einem Euro. Der Landkreis übertrug es dem gemeinnützigen Verein allerdings mit der Zweckbindung, die dafür gewährten Zuschüsse von jährlich zwischen 90 000 und 100 000 Euro wirtschaftlich und entsprechend der sozialen Bestimmung zu verwenden. Eine Rückfallklausel im Vertrag regelt aber, dass das Gebäude an den Landkreis zurückfällt, wenn die Zweckbindung nicht mehr gegeben ist. Das soll nun erfolgen.

Wie die Geschäftsführerin des Vereins Öko-Domäne Bobbe der MZ bei der Schließung des Freizeitzentrums bestätigte, gebe es Rückforderungen des Landkreises in fünfstelliger Höhe, die der Verein offenbar bis heute nicht zurückzahlen konnte. Auch mit der weiteren Unterhaltung des Objektes ist die Domäne überfordert. Nachdem im Jugendhilfeausschuss Anfang April 2014 zunächst verlautete, dass die evangelische Kirchgemeinde das Freizeitzentrum nahtlos übernehmen wollte, machte diese später einen Rückzieher. Man habe zwar Interesse bekundet, eine richtige Bewerbung habe es aber nicht gegeben, erklärte Pfarrer Horst Leischner damals gegenüber der MZ. Inzwischen war auch der Köthener Förderverein für Sanitätswesen unter Leitung von Raymond Schulz auf das Objekt aufmerksam geworden und wollte in dem ehemaligen Club „Enno Sander“, der im Dezember 1983 seiner Bestimmung als Jugendclub übergeben worden war, tätig werden. Im Mittelpunkt der offenen Jugendarbeit sollten neben Kindern aus sozial schwachen Familien auch junge Leute mit Migrationshintergrund stehen. In der Rüsternbreite leben etwa 640 Bürger mit Migrationshintergrund und 2 500 sozial Schwache, geht aus dem Konzept des Sanitätsvereins hervor, der sich mit vielen nationalen und internationalen Partnern vernetzen wollte und die Stärkung sozialer Kompetenzen bei den Kindern- und Jugendlichen zum Ziel hatte. Sport, Wandern, Theater, Kultur und Kleinkunst, Handarbeit, Kochen und Hausaufgabenhilfe sind nur einige Stichworte aus dem Konzept des Vereins.

Sanierungsstau in dem Objekt

Abgeschreckt hat den sozial engagierten Verein, der sich erstmals als Träger eines Jugendclubs betätigen wollte, offenbar der große Sanierungsstau in dem Objekt Freizeitzentrum. Der Verein hatte zwei Möglichkeiten, das Haus für seine Zwecke zu nutzen: Entweder sollte er es für eine sechsstellige Summe kaufen (laut MZ-Information gibt es ein Gutachten über 105 000 Euro) oder zum symbolischen Preis von einem Euro übernehmen. Letzteres hätte aber bedeutet, dass das Objekt jederzeit wieder an den Landkreis zurückfallen kann.

Im jüngsten Jugendhilfeausschuss stand der Sanitätsverein zwar auf der Förderliste, sein „Antrag“ wurde aber zurückgestellt, weil laut Ausschussvorsitzender Monika Reinbothe Unterlagen fehlten. Auf MZ-Nachfrage im Jugendamt, worum es denn konkret gehe, wurde an den Amtsleiter für Bau verwiesen. Solange die Übertragung des Objektes an den Verein nicht geregelt sei, könne man nicht fördern, so Jugendamtsleiter Peter Grimm. Von Unterstützung für den Träger durch das Jugendamt war nicht die Rede.

Das seit 2014 leerstehende Gebäude verfällt und soll verkauft werden.
Das seit 2014 leerstehende Gebäude verfällt und soll verkauft werden.
Heiko rebsch Lizenz