Freiwillige Feuerwehr Freiwillige Feuerwehr: Couch stand in Flammen
köthen/MZ. - "Mache de Jacke zu! Setze die Mitze richtich off!" Derlei anhaltisch Gerauntes konnte man am Samstagvormittag kurz vor neun unter den Kameraden der Köthener Feuerwehr vernehmen, denn Punkt Neun hieß es: "Antreten zum Tag der offenen Tür!"
"Vor einem Jahr hatten wir ein großes Ereignis", erinnerte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander in seinem Grußwort an den Tornado am 11. September - und daran, wie schnell Unheil über Stadt und Land hereinbrechen kann, bei dem die Hilfe der Feuerwehren dringend benötigt wird. "Ich bin stolz auf unsere Wehr!"
Wie an einem so besonderen Tag üblich, wurden anschließend Kameraden für ihr ehrenamtliches Tun geehrt. So wurde Andreas Winkler zum Hauptfeuerwehrmann ernannt, Manfred Borgers zum Oberbrandmeister. Für 40 Jahre treue Dienste wurde Stadtwehrleiter Rüdiger Galander geehrt, für 30 Jahre Arno Wünsch.
Auf 20 Jahre in den Reihen der Feuerwehr können Sven Nicolodi und Bodo Silberbach zurückblicken, zehn Jahre haben Daniel Wagner und Peter Brosinski Dienst geleistet. Belobigt wurden die Kameraden Karsten Brosinski, Henning Zinner, Klaus Krökel, Dirk Hecht, Jochen Krenz, Uwe Hundt und Robert Krenz, aus der Altersabteilung Udo Henkel und Gerhard Bräunlich, aus der Jugendabteilung Anthony Riedel, Claudius Stockmann und Vincent Vogl.
Doch auch für die - trotz gleichzeitiger Einschulungsfeiern - zahlreichen Gäste hatte der Feuerwehrtag jede Menge zu bieten. Rundfahrten, Trampolin, Kinderflohmarkt und Hüpfburg für die Kleinen, für die Älteren Kuchenbasar, Bierstand, Grillwürstchen - und Erbsensuppe aus der von den Wülknitzer Kameraden gut gefüllten alten DDR-Gulaschkanone, die ihre Einsatzfähigkeit, wie Ortswehrleiter Wolfgang Czech betont, dem Engagement der Köthener Kranbauer verdankt, die nicht nur die alten Alu-Behälter durch edelstählerne ersetzten, sondern die auch halfen, als das Belüftungsaggregat der Köthener unlängst den Geist aufgab.
Dass der Ernstfall auch an solchen Tagen keine Pause macht, zeigten zwei Alarme, die von einem Brandmelder aus dem Veranstaltungszentrum bereits am Vormittag eingingen - sich aber als Fehlalarme erwiesen.
Auch der Rettungsdienst rückte zum Tag der offenen Tür an, weil es leider einem Besucher nicht so gut ging - ganz schnell kann es passieren, dass man Hilfe braucht. Umso unverständlicher, dass es noch immer Arbeitgeber gibt, die Mitarbeiter, die bei den Wehren Dienst tun, während der Arbeitszeit nicht ausrücken lassen, hieß es.
Vor allem bei den kleineren Wehren sei "die Alarmbereitschaft an Arbeitstagen problematisch", so Ordnungsamtsleiterin Claudia Mikolay; "Köthen wird deshalb immer von der Leitstelle mit alarmiert", um die kleineren Wehren zu unterstützen.
Wie man sich das vorstellen muss, zeigte eine Alarmübung. "Die Kameraden begeben sich zur Nachtruhe", war das Signal für einige Feuerwehrleute, sich ein wenig zu entblättern und auf einer Couch und einigen Klappliegen "schlafen" zu legen - bis der Pieper ging, alle aufsprangen, zur Wache rannten und wenige Augenblicke später bereits im Fahrzeug saßen.
Vorführungen gab es einige an diesem Tag. Zum "Historischen Löschangriff" rückte die Olsenbande vor, um ein "Westauto" zu knacken - doch Talkum, Handschuhe und Stethoskop scheiterten ebenso wie Pyrotechnik; Egon musste doch wieder unter Fähnchenwinken einfahren.
Auch Unfälle im Haushalt wurden im Friedenspark simuliert - die Couch vom Vormittag stand binnen Minuten in Brand, der Öltopf weigerte sich zwar etwas zu zünden, explodierte aber dann doch eindrucksvoll unter dem brandgefährlichen Versuch, ihn mit Wasser zu löschen. Und was überhitzte Sprayflaschen angeht - sie werden zu unkontrollierbaren Geschossen in einer brennenden Wohnung.
Natürlich hatte die Wehr an diesem Tag alles unter Kontrolle, und dass das auch im kommenden Einsatzjahr so bleiben möge, das kann man nur wünschen.