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Freien Schule Anhalt Freien Schule Anhalt in Köthen: Vier Schüler haben zu Fuß die Alpen überquert

Von Matthias Bartl 30.06.2018, 10:00
146,2 Kilometer Strecke, 6.490 Höhenmeter: Anne Lühmann, Hannah Dorand, Nikal König und Lilly Nagel (v.l.) von der Freien Schule Anhalt haben zu Fuß die Alpen überquert.
146,2 Kilometer Strecke, 6.490 Höhenmeter: Anne Lühmann, Hannah Dorand, Nikal König und Lilly Nagel (v.l.) von der Freien Schule Anhalt haben zu Fuß die Alpen überquert. Bartl

Köthen - Für jemanden, der gerade fast ein Dutzend Stunden auf diversen Autobahnen unterwegs war, für jemanden, der zuvor tagelang durch die Alpen auf und ab gewandert ist, für jemanden, der gerade eine ausgesprochen sportliche Anstrengung hinter sich gebracht hat - für so jemanden sehen Anne Lühmann, Hannah Dorand, Lilly Nagel und Niklas König ausgesprochen unbeeindruckt aus.

Keine Spur von Müdigkeit, keine erkennbare Sehnsucht nach einer gemütlichen Ottomane - die Elftklässler aus der Freien Schule Anhalt vermitteln dem Betrachter viel mehr den Eindruck, als würden sie am liebsten gleich noch mal starten.

In ein Abenteuer nämlich, dass sich die vier Schüler als ihre höchsteigene Herausforderung ausgesucht haben. Damit waren sie nicht allein in der Schule in der Augustenstraße. Traditionell gibt es für die 11. Klasse ein Projekt, bei dem man eine selbst gewählte Herausforderung zu meistern hat. Binnen 14 Tagen. Das kann das Erlernen einer Sprache sein oder das Basteln einer Badeplattform für einen hiesigen Teich oder das Drehen eines Animationsfilmes. Oder eben eine Alpenquerung.

„Wir haben insgesamt 146,2 Kilometer zurückgelegt und dabei 6.490 Höhenmeter“

Letzteres hat sich das Quartett aus der E5 ausgewählt. Unterschwellig auf Vorschlag von Hannah Dorands Vater Uwe, einem erfahrener Wanderer, der die ihm gut bekannte Tour in einer Elternversammlung vorgeschlagen hatte. „und wir alle hatten ziemlich Lust darauf“, sagt Hannah Dorand.

Und dass, obwohl (oder vielleicht auch weil) keiner des Quartetts vorher schon einmal gewandert war - und schon gar nicht eine derartig anspruchsvolle Strecke. „Wir haben insgesamt 146,2 Kilometer zurückgelegt und dabei 6.490 Höhenmeter“, fasst Niklas König die sportliche Bilanz der Alpenquerer in zwei beeindruckende Zahlen zusammen. Von denen die letzte besonders ins Auge sticht: Faktisch bedeutet dies in sechs Tagen 71 Mal das Völkerschlachtdenkmal hinaufzustapfen. Da senden die Oberschenkelmuskeln alsbald aufgeregte Signale an den Körper.

Weil das allemal menschlich ist, geben die Wandersleute, die von Uwe Dorand begleitet wurden, auch freimütig zu, dass jeder mal einen Durchhänger hatte in den Wandertagen zwischen dem 15. und 21. Juni. Zumal es auch nicht so einfach war, am Abend eines durchwanderten Tages soweit zu entspannen, dass man die Körner für die nächste Etappe quasi im Vorbeigehen sammeln konnte.

Alle Anstrengungen haben aber den Schülern und ihrem Begleiter nicht den Spaß verdorben

„Die Unterbringung in den Alpenhütten war auch eine Herausforderung“, sagt Uwe Dorand. Denn wo viele Menschen ihr Haupt zum Schlafe betten, ist selbiger meist nur schwer zu finden. Dazu kommen noch die Quälereien der üblichen Art, denn auf so einer Strecke zwischen Oberstdorf im Allgäu und dem Südtiroler Meran kommt man schnell auch in die Gelegenheit, luftbereift zu laufen. Nicht zu vergessen: Was man unterwegs in Fels und Firn benötigt, nimmt man auf dem eigenen Buckel mit. „Jeder hatte so grob geschätzt zehn, zwölf Kilo Last im Rucksack“, überschlägt Uwe Dorand.

Alle Anstrengungen haben aber den Schülern und ihrem Begleiter nicht den Spaß verdorben. An dem sie auch andere teilhaben lassen werden, denn „wir haben unterwegs viel gefilmt“, sagt Niklas König, „und werden in den Ferien einen Film über unsere Wanderung zusammenschneiden.“

Schon zur Zeugnisübergabe soll es eine Präsentation geben. Die wird dann sicherlich auch zeigen, dass die Herausforderung noch ein ganz besonderes Ergebnis hervorgebracht hat, wie Uwe Dorand feststellte. „Sie sind als Individualisten gestartet und als Team zurückgekommen.“ (mz)