Finanzamt Köthen Finanzamt Köthen: Prüfbericht bestätigt hohe Naphthalin-Konzentration

KÖTHEN/MZ. - Der Mann einer Finanzamtsmitarbeiterin, die seit langem über gesundheitliche Beschwerden klagt und diese mit einer starken Naphthalin-Konzentration am Arbeitsplatz in Verbindung bringt, hatte die Messungen veranlasst. Stichprobenartig wurden zwei Räume untersucht: das Büro besagter Mitarbeiterin (161), in dem die Messergebnisse unterhalb der Bestimmungsgrenze lagen, und Zimmer Nummer 139, das offenkundig seit geraumer Zeit durch einen starken, stechenden (Teer-)Geruch aufgefallen war und zurzeit leer steht.
Mit 61,1 Mikrogramm Naphthalin je Kubikmeter Raumluft ermittelten die Experten hier eine deutlich erhöhte Konzentration. Maximal zulässig sind 20 Mikrogramm. Raum 139, so die Empfehlung, darf vorerst nicht genutzt werden. Der Sanierungsbedarf ist zu prüfen. In jedem Fall bestünde bei Überschreiten des Richtwertes II "unverzüglicher Handlungsbedarf".
Nachgefragt beim Umweltbundesamt in Dessau heißt es, dass man zunächst die Quelle der Naphthalin-Konzentration ermitteln müsse. Daraufhin seien entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, die eine Naphthalin-Konzentration unterhalb des zulässigen Richtwertes ergeben. Bei längerem Aufenthalt in diesem Raum können gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten, bestätigt die Fachabteilung der Bundesbehörde.
Im Finanzministerium in Magdeburg findet man die Untersuchungsergebnisse "alles andere als schön", wie Sprecher Rainer Metke auf Nachfrage einräumt. Für die Bewertung des Prüfberichtes und eventuell daraus resultierende Maßnahmen, auch Kosten, sei man jedoch nicht mehr zuständig: Zum 1. November geht das Finanzamt Köthen wie vereinbart in den Besitz des Landkreises Anhalt-Bitterfeld über. Die Mitarbeiter des Finanzamtes Köthen ziehen in die frühere Landkreisverwaltung nach Bitterfeld, im Gegenzug wechseln die noch in Bitterfeld beschäftigten Mitarbeiter der Landkreisverwaltung vermutlich Ende des ersten Quartals 2011 nach Köthen und beziehen dort Räume des ehemaligen Finanzamtes.
"Getauscht ist getauscht", kommentiert Landrat Uwe Schulze die aktuelle Situation. Man werde das Finanzamt übernehmen, allerdings auch seiner "Fürsorgepflicht als Dienstherr" gerecht werden.
In einem ersten Schritt gilt es, alle Zimmer zu identifizieren, die durch eine Geruchsbelästigung auffällig sind. Erich Mühlbauer, Leiter des Amtes für Hochbau, Tiefbau und Gebäudeverwaltung, will damit schon jetzt - noch bevor der Gebäudetausch endgültig wirksam wird - beginnen. "Und wir werden alle entsprechenden Unterlagen vom Finanzamt anfordern." Damit meint Mühlbauer nicht nur alle Angaben zu diversen Raumluftmessungen, die es schon kurz nach Bezug des Objektes und auch im Jahr 2007 gegeben haben soll. Der Amtsleiter bezieht in diese Forderung ausdrücklich die Bauunterlagen ein. Er werde sich das Objekt genau ansehen, kündigt er an.
Die Nachricht über eine nunmehr nachgewiesene erhöhte Konzentration von Naphthalin in der Immobilie habe vor allem die noch in Bitterfeld sitzenden Mitarbeiter verunsichert, erklärt Schulze und beruhigt: "Wir müssen abwarten, was die Untersuchungen ergeben."
Die will man in jedem Fall für alle auffälligen Räume veranlassen. Derweil geht die Landkreisverwaltung davon aus, dass die Anzahl der Räume, die es betrifft, begrenzt ist. Fred Walkow, Dezernent für Bau und Umwelt im Kreis, sieht keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Stärke des Geruchs und der Konzentration von Naphthalin in der Raumluft.
Man werde sich dem Thema verantwortungsbewusst widmen, bekräftigt der Landrat. "Aber eine Generalsanierung des Objektes wird es nicht geben." Die sei aus seiner Sicht unverhältnismäßig.