1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Fest zur Fertigstellung: Kirche in Cösitz ist umfangreich saniert worden

Schöner denn je Fest zur Fertigstellung: Kirche in Cösitz ist umfangreich saniert worden

Von Sylke Hermann 30.09.2021, 12:33
Zufriedenes Trio: Ramona Knorre (Mitte) im Gespräch mit den Köthener Architekten Carolin Goebel und Klaus Schraderer
Zufriedenes Trio: Ramona Knorre (Mitte) im Gespräch mit den Köthener Architekten Carolin Goebel und Klaus Schraderer (Foto: André Kehrer)

Cösitz/MZ - Jutta Niendorf wird nicht länger gebraucht. Und die 83-Jährige, der man ihre Lebenserfahrung überhaupt nicht ansieht, nimmt es mit Humor. Schließlich geht es nur um ihre Toilette. Die stellt sie jahrelang bereitwillig zur Verfügung, wenn Besucher - oder auch Gemeindeglieder - darum bitten, diese nutzen zu dürfen; die Kirche selbst hatte bislang keine.

„Und ich wohne gleich nebenan“, betrachtet sie die Angelegenheit pragmatisch. Doch die Zeiten ändern sich, so dass Jutta Niendorf, deren Tochter sich im Gemeindekirchenrat engagiert, nunmehr den Umstand genießen kann, dass niemand Fremdes mehr bei ihr zu Hause anklopft - nur, um die Toilette zu nutzen.

Die gesamte Kirche, errichtet im Jahr 1522, hat ihren Baustellenstatus abgelegt

Mit einer kleinen Toilette und einer ebenso winzigen Küche, in der man nach einem gemütlichen Beisammensein schnell die Kaffeetassen abwaschen kann, ist nun auch die Winterkirche in Cösitz vollendet. Die gesamte Kirche, errichtet im Jahr 1522, hat ihren Baustellenstatus abgelegt und kann nun in vollen Zügen genutzt werden. Für Ramona Knorre ein echter Glücksfall. Sie ist wie kaum eine andere im Dorf mit der Kirche verbunden und hat das Projekt von Anfang an begleitet.

Durch die bodentiefe Verglasung der Winterkirche werden Gäste in einem hellen Raum willkommen geheißen
Durch die bodentiefe Verglasung der Winterkirche werden Gäste in einem hellen Raum willkommen geheißen
(Foto: André Kehrer)

Mitte 2012 fasst der Gemeindekirchenrat den Beschluss, die Sanierungsarbeiten zu beauftragen. Das Köthener Architekturbüro von Dietmar Sauer kann starten.

„Es hat zwar alles gedauert, aber ich find’s schön“, honoriert Wally Kaudelka, in der neuen Winterkirche sitzend, das Gesamtresultat. Vor allem ist die 75-Jährige begeistert, dass sie, die Architekten, ihre Wünsche erfüllt und endlich Toilette und Küche eingebaut hätten. Sie empfindet diese zweckmäßige Erweiterung der Winterkirche durchaus als „eine große Bereicherung“. Was Ramona Knorre nur bestätigen kann, obgleich sie hinterherschickt: „Das machen sie jetzt in fast allen Kirchen.“

Durch die bodentiefe Verglasung werden Gäste in einem hellen Raum willkommen geheißen

Durch die bodentiefe Verglasung werden Gäste in einem hellen Raum willkommen geheißen. „Das leuchtet richtig“, findet Jutta Niendorf. Und man bekäme den Eindruck, als würde man ein Wohnzimmer betreten. So schön das nach Jahren erzielte Ergebnis auch ist: „Wir haben auf unsere Kirche auch früher nichts kommen lassen“, bekräftigt Ramona Knorre, die beim Blick zur prämierten Decke ins Schwärmen gerät. Nicht minder, wenn sie „unseren wunderschönen Altar“ ansieht.

Furchtbar sei das für sie gewesen, als man das wertvollste Stück in dieser Kirche damals ausbaut und abholt, um es zu restaurieren: den 500 Jahre alten, dreiflügeligen Marienaltar mit seinen 15 aus Lindenholz geschnitzten, vergoldeten Heiligenfiguren. Einem Krimi gleich, fürchtet sie gar, der Altar käme nie wieder nach Cösitz zurück. Heute lacht sie über ihre Sorgen von damals. Und ist spürbar erleichtert, dass er wieder an Ort und Stelle steht, schöner denn je, wie sie findet.

Der Abschluss der Sanierung wird nun am 2. Oktober in Verbindung mit dem Erntedankfest gefeiert

Auch Dietmar Sauer ist dankbar und zufrieden mit dem Erreichten: „Liturgie, Denkmalpflege, Architektur und Kunst mit ihren Antworten, wie man eine Kirche heute einrichtet und wie man sich in ihr einrichtet, hat hier in Cösitz durch das harmonische Ineinandergreifen mit solidem Handwerk nicht nur Freude bei Entwurf und Umsetzung bereitet, sondern hat so auch ein individuell einzigartiges und vielleicht beispielgebendes Ergebnis entstehen lassen“, schreibt er in einer Broschüre zur Kirche.

Der Abschluss der Sanierung wird nun am 2. Oktober in Verbindung mit dem Erntedankfest gefeiert. Coronabedingt wohl in eher bescheidenem Rahmen. Aber: „Wir sind ja auch eine kleine Gemeinde“, sagt die 59-jährige Ramona Knorre.