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Feinarbeit in der Farben-Flut

Von MATTHIAS BARTL 06.02.2009, 17:41

ELSNIGK/MZ. - Alles sitzt, alles ist glatt, wer dieses Fenster einbauen lässt, davon ist auch Volker Matz überzeugt, wird lange Zeit daran seine Freude haben. Matz ist Geschäftsführer der Fensterbau Gussek GmbH in Elsnigk, Dr. Frank Gussek der Geschäftsführende Gesellschafter der Gussek-Haus GmbH in Nordhorn, zu der die Elsnigker Dependance gehört. In der seit Donnerstag eine neue Anlage läuft, die den Holzfenstern der Elsnigker das "I-Tüpfelchen" verleihen wird, das "Sahnehäubchen" an Qualität.

"Wir haben uns Anfang 2008 dafür entschieden, den neuesten Anforderungen auf dem Fenstermarkt Rechnung zu tragen", sagt Frank Gussek. Es gehe um eine ständig bessere Dämmung, um Energieeinsparung und dabei seien die Fenster ein wesentlicher Punkt. Da müsse man nicht zu Kunststoff greifen, "Holzfenster sehen einfach schöner aus", sagt der "leidenschaftliche Holzfensterbauer" Gussek.

Zumal mit der richtigen Beschichtung, die dafür sorgt, dass man nicht alle zwei Jahre zu Pinsel und Farbtopf greifen muss. Bis dato hat man bei Gussek in Elsnigk die Fenster getaucht, "alles Handarbeit", jetzt gehen die Holzfenster durch einen "Fluter", eine Maschine, die dafür sorgt, dass das Holz so viel Farbe erhält, dass alle Qualitätsparameter erfüllt sind. Da hat das Unternehmen schließlich auch einen guten Ruf zu verteidigen als einzige Firma, die vom Lackhersteller Sikkens das Zertifikat über eine zehn Jahre andauernde Gewährleistung erhalten hat.

"Wir haben rund 300 000 Euro in die neue Technik investiert", sagt Frank Gussek. Was nur der erste Schritt ist: Im Laufe der Zeit will Gussek am Standort Elsnigk rund zwei Millionen Euro für verbesserte Technik anfassen. Aus verschiedenen Gründen. Ökonomische zum Beispiel. Mit dem Fluter kann der Durchlauf der Fenster um 60 bis 65 Prozent erhöht werden, überschlägt Matz. "In sechs Stunden schaffen wir 70 Fenster unterschiedlicher Größe", ergänzt Gussek. Zweimal läuft das Fenster durch den Fluter, der aus einem guten Dutzend Sprühdüsen Farbe aufs Holz nebelt. Erst wird imprägniert und grundiert, im zweiten Durchgang wird die Flut-Lackierung aufgebracht, von dort aus bewegen sich die Fenster über ein Schienensystem zur Endlackierung. "Das fertige Fenster wird einmal eingehängt und kommt erst wieder vom Haken, wenn die Beschläge montiert werden - das reduziert auch die körperliche Anstrengung", sagt Matz.

Zur Investition gehört aber noch mehr: Man hat einen Bereich der Halle klimatisch aufgerüstet. Auch dies aus Qualitätsgründen. Damit der wasserlösliche Lack (in Elsnigk verzichtet man komplett auf umweltunfreundliche Lösungsmittel) so verfließen kann, wie es gewünscht wird, muss das endlackierte Fenster zunächst befeuchtet und anschließend getrocknet und in den Wind gehängt werden. Der Wind heißt hier freilich nicht Wind, sondern "festgelegte Luftbewegung" - der Klassiker, dass die Farbe am Fensterholz in Sonne und Wärme trocknet, funktioniert bei modernen Lacksystemen nicht mehr. Da müssen mehrere Komponenten zusammenwirken, um eine gleich bleibend langlebige Schicht aufzutragen. Das stelle, betont Matz, auch neue Anforderungen an das Gussek-Personal. "Jeder Arbeitsplatz in der Produktion verändert sich." Schulung und Training gehören dazu, durch die Anlagenbauer und durch die Lackindustrie. "Die Mannschaft hier", weiß Gussek, "muss man einfach loben. Die zieht immer mit."

Etwa die Hälfte der in Elsnigk gefertigten Fenster werden in Gussek-Häusern eingebaut. Die andere Hälfte geht ins Projektgeschäft. Da ist Gussek vor allen Dingen in Häusern tätig, deren Renovierung oder Restaurierung denkmalpflegerische Kompetenz benötigt. "Wir sind nicht der Serienfertiger, bei uns geht nichts in den Baumarkt", sagt Frank Gussek. In Elsnigk sitzen die Experten für die Feinarbeit, die millimetergenaue . Für ungewöhnliche Abmessungen. Für kleinteiligste Sprossenfenster. So manches Jugendstilhaus in Leipzig hat auch durch Fenster aus Elsnigk wieder Gesicht gewonnen. Am Kollwitzplatz in Berlin hat man für einen auf alt getrimmten Neubau 890 Fenster-Elemente gefertigt, "unser bisher größter Einzelauftrag", sagt Gussek.

2008 ist das Unternehmen deutlich gewachsen, gegen den Trend im Markt. Vielleicht auch deshalb, weil es die Elsnigker verstanden haben, in ihrer Produktion viele Vorteile unter einen Hut zu bringen: energetische, qualitative - und ästhetische. Und dabei auch die Zukunft im Blick haben; ob sie nun Dreifach-Verglasung heißt oder Holz-Aluminium-Fenster.